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Eine förderliche Begleitung des Schreibprozesses
Das "Über-den-Rand-hinaus-Schreiben" ist nach
Böttcher/Wagner (1993, S.25) ein
schrittweise
kooperatives und zugleich kreatives Revisions- und Textproduktionsverfahren (vgl.
Mrotzeck/Böttcher
2006/2011, S.47). Mit der Methode kann der
Schreibprozess des Einzelnen so
begleitet werden, dass es ihn bei seiner
Schreibentwicklung unterstützt. (förderliche Begleitung des Schreibprozesses)
So geht man bei der Überarbeitung vor
Wenn man die Methode zur
Überarbeitung eines Textes
verwenden will, sollte der Text oder der Textteil selbst
möglichst nicht so umfangreich sein.
Der Ablauf
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Zuerst werden die Gruppen mit einer Gruppengröße von nicht mehr
als 4 Mitgliedern gebildet. Aus gruppendynamischen Gründen
sollte dies am besten nach den Wünschen der Schülerinnen und
Schüler erfolgen.
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Am besten
erhält jedes Teammitglied eine Kopie des zur Überarbeitung im
Peer-Feedback vorgesehenen Textes, die es am Gruppentisch vor
sich liegen hat.
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Ferner empfiehlt es sich, eine Kopie des Textes in der
Mitte eines Plakat im DIN-A1-Format zu kleben und dieses Plakat in
der Mitte des Gruppentisches zu platzieren.
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Dann wird der Text eines der Teammitglieder
in der Gruppe präsentiert. Dies kann
mündlich oder schriftlich oder erst mündlich, dann schriftlich oder
in einer sequenziellen Folge von beidem geschehen. Alle drei
Verfahren haben ihre
Vorteile.
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Alle
Teammitglieder kommen der Reihe nach mit ihrer
eigenen Textproduktion dran und wechseln daher auch die Perspektive
im Rahmen des Verfahrens. (vgl. entsprechende Ausführungen im
Zusammenhang mit der
Schreibkonferenz)
Nicht nur Textlöcher suchen, sondern Gedankengang
untersuchen und "Leerstellen" finden
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In
den Schreibkonferenzen für jedes Teammitglied wird der Text dann auf Textstellen
untersucht, "die beim Leser noch Fragen offenlassen und entsprechend
ergänzt werden müssen." (Mrotzeck/Böttcher
2006/2011, S.47)
-
Das
soll sich auf keinen Fall nur um Dinge drehen, die einem als
sogenannte
Textlöcher
auf der
Textoberfläche (z. B.
orthografische oder grammatikalische Mängel) ins Auge springen.
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Wichtiger sind Fragen, die sich um das
Textverständnis
drehen. In die
Tiefe
gehen lautet die Devise. Dabei sollen auf der Ebene der
Textkohärenz "Leerstellen"
zu Tage gefördert werden. Allerdings soll das nicht um jeden
Preis erfolgen, sondern nur so wie es jemanden geht, der den
Text "einfach" liest. Man spricht in diesem Zusammenhang von der
Einnahme einer
authentischen Leserrolle.
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Die von der
Gruppe identifizierten Textlöcher, Leerstellen oder sonstigen
Auffälligkeiten werden auf den Einzelkopien sowie auf der
Plakatversion des Textes mit Nummern markiert. (s. Abb.)
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Im Anschluss
daran wählt sich jedes Teammitglied mindestens eine der mit Zahlen
markierten Textstellen aus, notiert seine Vorschläge zur
Überarbeitung und / oder formuliert in Einzelarbeit eine
Überarbeitung (Textrevision).
Ohne die nötige Kompetenz kann man nicht
überarbeiten
-
Dazu muss es den Text bzw. die entsprechende Textstelle erneut
genau lesen und sich noch einmal klar machen, worin ihre Mängel
bestehen. Zugleich muss es genau überlegen, was man am besten
tun könnte, um den vorgelegten Text zu optimieren.
Dazu kommen grundsätzlich vier verschiedene Möglichkeiten in
Betracht.
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Kleinere kosmetische Korrekturen am Schriftbild und/oder
Streichungen und Ergänzungen und Korrekturen auf
Buchstabenebene (Nachträge)
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Korrekturen
bei Verstößen oder vermeintlichen Verstößen gegen die
Sprachrichtigkeit (Orthografie, Zeichensetzung, Syntax,
sprachlicher Ausdruck)
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Verbesserungen
auf der Satzebene, also Aspekte, die damit zu tun haben, den
Text leser- und schreiberfreundlicher machen und ihn
stilistisch so ändern, dass er der Sache angemessener,
verständlicher und insgesamt wirkungsvoller wird. (z. B.
Verständlichmacher
nutzen)
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Vorschläge zur Überarbeitung und ausformulierte
Überarbeitungen, die sich überwiegend auf
die Textebene beziehen. Sie können dabei den Umbau einzelner Textteile
oder des Gesamttextes im Blick haben (Streichungen,
Ergänzungen). Genauso wichtig sind aber auch Hinweise und
Überarbeitungen der Gedankenführung, um die
Textverständlichkeit
insgesamt zu erhöhen. (Umsetzungen
(Redigierungen)
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Vorschläge zur Überarbeitung und ausformulierte
Überarbeitungen, die sich auf die Textebene beziehen. Hier
sollen entweder Hinweise dazu gegeben werden, wie ganze
Abschnitte neu gefasst werden können oder eine
neugefasste Überarbeitung des Abschnitts formuliert werden.
Ebenso kann vermerkt werden, wie der Schreiber / die
Schreiber ein neues Schreibziel verfolgen könnte, wie
eine neue thematische Planung aussehen könnte. Nicht
zuletzt gehören dazu auch Hinweise, wie sein / ihr
Schreiben überhaupt verbessert werden könnte, z. B.
Hinweise auf eine andere Schreibstrategie
u. ä. (Neufassungen
(Reformulierungen)
Am Ende entscheidet der Schreiber oder die
Schreiberin selbst
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Wenn
alle Teammitglieder ihre Überarbeitungsvorschläge oder
ausformulierten Überarbeitungen fertig haben, werden die
entsprechenden Texte vorgelesen und
auf dem Textplakat an die betreffende Nummer geklebt.
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Am Ende
bleibt es dem jeweiligen Schreiber oder der jeweiligen Schreiberin des Textes überlassen, ob und
inwieweit er / sie von den Verbesserungsvorschlägen seiner Teammitglieder
Gebrauch macht, wenn er / sie die Endfassung seines Textes niederschreibt.
Beispiele
für das Über-den-Rand-hinaus-Schreiben
Diese
Arbeitstechnik des kooperativen Schreibens lässt sich natürlich in
vielen Schreibkontexten verwenden.
Beispiel: Problem- und Sacherörterung
Gute
Dienste leistet sie bei
schulischen Schreibformen, z.B. bei der
freien Problem- und Sacherörterung im Zusammenhang mit dem
Schreibkonferenz-Konzept zur Bewältigung der Schreibform in
einem teilweise kooperativen Schreibprozess.
Danach wird erst die Endfassung des Aufsatzes niedergeschrieben.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.07.2020
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