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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
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Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Neben
Singspielen und Opern und hin und wieder
Schauspielen gehören zwischen 1760 und 1767
Ballettaufführungen unter Leitung von
»Jean-Gorges Noverre (1727-1910)
zum regelmäßigen Programm und sind somit wichtiger Bestandteil der
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höfischen Festkultur
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Carl Eugens (1728-1793)
von Württemberg.
Noverre ist zu dieser Zeit einer der bedeutendsten Choreografen
Europas, der in den Jahren zwischen 1744 bis 1778 unter anderem in
Berlin, Stuttgart, Wien und Paris arbeitet. Seine Briefe über die
Tanzkunst (1760) werden zum Teil von ▪
Gotthold Ephraim Lessing
übersetzt und gelten als eine der wichtigsten theoretischen
Schriften über das Ballett.
»Ballett überhaupt entsteht im 15. und 16. Jahrhundert im Rahmen
der an italienischen und französischen Höfen aufgeführten
Schauspiele und bleibt lange Zeit nur männlichen Tänzern
vorbehalten.
Mit der 1661 von
»Ludwig XIV. (1638-1715)
gegründeten »Academie
royale de la danse in Paris nimmt das Ballett einen enormen
Aufschwung und wird zugleich zu einer eigenständigen
Bühnenaufführung, die mehr und mehr von professionellen Tänzern
gestaltet wird.
In seinen jungen
Jahren übernimmt der französische Sonnenkönig sogar gerne die
Hauptrolle in seinem Ballett. Und man sagt sogar, dass die
Bezeichnung "Sonnenkönig" ursprünglich davon herkomme, dass er 1653
im "Ballet Royal de Nuit" den Part der aufsteigenden Sonne getanzt
habe.
Knapp dreißig Jahre
später (1681) wird es auch Frauen gestattet, Ballett zu tanzen. Um
die Mitte des 18. Jahrhunderts herum entstehen die ersten Ballette
mit einer durchgängigen Handlung und ergänzen und ersetzen damit zum
Teil die sonst üblichen nur durch ein Motiv verbundenen
Aufführungen.
Die Ideen Noverres
beeinflussen ab 1760 die Ballettszene in ganz Europa und werden von
ihm erstmals in seinem Ballett Jason und
Medusa umgesetzt, das im Jahr 1763 an der Pariser Oper
uraufgeführt wird.
Noverre
entwirft und inszeniert mit seinen 7 Solotänzern und 44 sonstigen
Ballettmitgliedern Aufführungen mit meist mythologischer Thematik.
Bahnbrechend sind seine Auffassungen über einen Bühnentanz, der
Tänzerinnen und Tänzern ebenso wie tänzerische Gestaltung von den
höfischen Zwängen befreit. Anstatt stilisierter, ebenso geziert wie
mechanisch wirkender Gebärden, wie sie noch in der Darstellung der "Barbarina"
des preußischen Hofmalers und Direktors der Berliner Kunstakademie
»Antoine Pesne (1683-1757) zum Ausdruck kommt, wird
fortan eine am natürlichen Bewegungsablauf orientierter Tanz
bevorzugt.
Während »Friedrich
II.(1712-1786), der Große noch voller
Bewunderung für die Darbietungen
der Tänzerin
Barbara Campanini (1721-1799), genannt Barbarina ist, will
Noverre eine Gestaltung auf die Bühne bringen, in der Leidenschaften
dargestellt werden, die dem Beispiel der Natur folgen sollen.
Und so verschwinden auch »Reifröcke
mit ihren »Fischbeinkorsetagen,
schwere Kleidung und Perücken von der Bühne und werden durch
köperbetonte, eng ansitzende Kleidungsstücke ersetzt, die den
Tänzern mehr Bewegungsfreiheit und sinnliche Ausdruckskraft geben.
Seine Zusammenarbeit mit dem Kostümgestalter
Louis Boquet (1717-1814) von der Pariser Oper, der jedes Jahr
für ein paar Monate nach Stuttgart kam, führte dazu, dass das von
Boquet entworfene Ballettkostüm des Rokoko auch in Ludwigsburg und
Stuttgart zu sehen ist. (vgl.
Berger 1997, S.56)
Was auch immer im Rahmen des herzoglichen repräsentativen
Unterhaltungsprogramm in Oper und Ballett zu sehen ist, verschlingt
Unsummen Geldes und ruft damit auch immer wieder die Stände auf den
Plan, die vom Herzog eine deutliche Drosselung seiner Ausgaben in
diesem Bereich verlangen.
So macht sich
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Carl Eugen (1728-1793) schließlich
ab 1769 daran, auf die kostspieligen Engagements ausländischer
Künstler zu verzichten und die Ausbildung der Mitglieder seines
Hofensembles an einer eigens dafür eingerichteten Musik- und
Tanzschule heranzubilden.
Die Eltern der Landeskinder, die dort ausgebildet werden, müssen -
ähnlich wie bei der Karlsschule - ein Revers unterzeichnen, dass
ihre Kinder nach Absolvierung
der Schule für magere Gagen in herzoglichen Diensten verbleiben müssen.
(vgl.
Alt Bd. I, 2004, S.48f.)
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
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Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.09.2023