▪
Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
▪
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
▪
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
▪
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Am ▪
jährlichen Geburtstag (11.Februar)
▪ Carl Eugens
(1729-1793) finden eine ganze Reihe von
Hofzeremonien statt, die den Herzog und
seine Macht vor in- und ausländischen Geburtstagsgästen in Szene setzen. Sie
zählen daher auch zu der
▪
höfischen
Festkultur
zur Zeit Carl Eugens.
An
diesem Tag schlägt er neue Mitglieder zu Rittern des von ihm gestifteten
Jagdordens und verfügt eine Reihe militärischer Beförderungen (Promotionen).
Gegen Mittag findet eine Audienz für den in Gala erschienenen Hofstaat und
die ausländischen Minister und Fürsten statt, die als Gratulanten dem Herzog
ihre Komplimente machen. Zur Feier des Tages lässt der Herzog für das Volk
in einem eigens dafür errichteten Pavillon zwei Ochsen braten, zeigt sich
beim Weinausschank spendierfreudig und lässt eine ansehnliche Menge Geldes
unter die versammelten Leute werfen. (vgl.
Berger 1997, S.58ff.)
Auch anlässlich
seiner Hochzeit mit »Elisabeth Friederike von
Brandenburg-Ansbach (1732-1780)
1748
lässt er bei seiner Rückkehr aus Bayreuth ein höfisches Fest als
Gesamtkunstwerk ausrichten, zu dem neben der Parade der
Haustruppen, ▪ Illuminationen,
▪ Feuerwerke, ▪
Redouten (Bälle) und
Aufführungen französischer Komödien gehörten, sowie am 8. Oktober
eine ▪
Lustjagd in der »Wasserhalde bei
Leonberg in Form eines Brunft- und Hatzjagens, in dessen Verlauf das
Wild in einen See getrieben wird, wodurch es leicht zu erlegen ist.
Am 8. Oktober
findet in der Wasserhalde bei
Leonberg eine
Lustjagd in Form eines
Brunft- und Hatzjagens statt, in dessen Verlauf das Wild in einen See
getrieben wird, wodurch es leicht zu erlegen ist. In den nächsten Tagen
weitere Festaktivitäten (Parade der Haustruppen, Illuminationen,
Feuerwerke, Bälle und Aufführungen französischer Komödien. Unter dem
Jubel der Bevölkerung zieht das Herzogspaar am
11. Oktober in die
Residenzstadt Stuttgart ein. Die Ehe hält nicht lange. Schon im September
1756 trennt sich Elisabeth Friederike von ihrem Mann.
Ein wichtiger Bestandteil der Festtagsaktivitäten ist die
Truppenparade.
Das stehende Heer, das sich
der Herzog nach dem Ende des »Siebenjähriger
Krieges (1756-63) weiterhin hält, wird
fortan "nur noch zu Paraden und zur Schau gebraucht". (Sting 2005, S.194)
Exerzieren und Manöver der miserabel bewaffneten und schlecht ausgerüsteten Truppen
werden zu einem Spektakel zum Vergnügen für die Zuschauer.
Und in ▪
Opern und
Singspielen werden solche Vorführungen gerne eingebaut, so dass mitunter ein
ganzes Regiment vor den begeisterten Zuschauern auf der Bühne
vorbeidefiliert.
Sehr beliebt sind auch auch die auf den Feldern zwischen »Oßweil, »Pflugfelden
und »Kornwestheim stattfindenden Lustlager (Biwaks), der
ansonsten in Ludwigsburg kasernierten Truppe. Bei diesen "Hoffesten in
militärischen Zeltstädten", die sehr aufwändig und prachtvoll
gestaltet waren und "außerhalb des Schlosses und der Residenzstadt
stattfanden" (Walter
1987, S.116) wurde alles aufgeboten, was das württembergische
Militär zu Fuß und zu Pferde vorweisen konnte. Die Soldaten gaben
dabei "mit ihren neuen Uniformen in bunten Farben, goldenen Troddeln
und silbernen Litzen eine glänzende Kulisse ab, vor allem aber
konnte das ganze Hoffest quasi als Truppenübung legal aus der
Kriegskasse bezahlt werden, was diese allerdings nicht lange
aushielt." (ebd.)
Ohne militärische Funktion
bleibt sie reiner Selbstzweck und wird "nur noch Mittel zur Unterhaltung und
zur Freude beim Paradieren und Manövrieren zu Fuß und zu Pferd in ihren
prächtigen vielfarbigen Uniformen". (Sting 2005, S.218)
Dabei ist wohl den geladenen Gästen und unter Umständen auch dem Herzog
selbst, der selbst ein miserabler Heerführer ist, kaum aufgefallen, dass die
Bewaffnung der Soldaten ganz und gar kriegsuntauglich ist. (vgl.
ebd.)