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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
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Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Redouten
oder große Kostüm- und Maskenbälle sind schon seit 1746 fester
Bestandteil der
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höfischen
Festkultur ▪ Carl
Eugens (1728-1793) im Herzogtum Württemberg. Schon möglich, dass es
niemals vor und nach dem Rokoko "eine solche Passion für die geistreiche
Maskerade" (Friedell
1929/1969, S.581) gegeben hat.
Kostüm- und Maskenbälle für alle Bürgerinnen und Bürger werden dabei wohl
nur in der Fastnachtszeit stattgefunden haben. Stets gibt es von Ort zu Ort
große Unterschiede, zumal solche Veranstaltungen an Feste gebunden sind, die
zu diesem Zeitpunkt nach selten an profane gesellschaftliche oder soziale
Ereignisse gebunden sind.
Als sich schon seit dem 17. Jahrhundert die
konfessionellen Unterschiede im jährlichen Festkalender weiter verringern,
stimmen auch die Katholiken zum Teil in die von protestantischen,
insbesondere pietistischen Kreisen, vorgebrachte Kritik an den "Bacchanalia
des blinden Heidentums, wie sie den Karneval nannten" (Münch
1992, S.424), ein.
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In einem vom »Pietismus geprägten Umfeld
des protestantischen Württemberg stießen öffentliche Redouten, abgesehen
vielleicht von den ▪ Carl
Eugens (1728-1793), mit Sicherheit nicht immer auf die Zustimmung der protestantischen
Stände.
Die Konfessionalisierung der Territorien nach der Reformation sorgt
dafür, dass sich nicht zuletzt in der Karnevalskultur bis in unsere Tage
hinein, eine regional sehr unterschiedliche Begeisterung für Karneval- und
Fastnachtsaktivitäten zeigt.
Häufig sind es nur katholische Städte und
Regionen, die über eine ausgeprägte Fasnachts-, Fasching- oder
Karnevalskultur verfügen. Dies zeigt sich besonders gut auch im
Württembergischen und angrenzenden Regionen:
"Zur Zeit der »Fasnet«
kann etwa »Tübingen, die weltoffene, liberale Universitätsstadt, ihre spröd
zurückhaltende, protestantisch-altwürttembergische Prägung kaum verleugnen,
während das nahe gelegene, früher vorderösterreichische, katholische
»Rottenburg für mehrere Wochen im Trubel seines Narrentreibens versinkt." (ebd.)
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Die öffentlichen Redouten finden meistens
im renovierten »Neuen Lusthaus in Stuttgart
statt. Das Lusthaus, das bis zu seinem Abriss im Jahr 1848 an der Stelle des heutigen neuen Theaters stand,
ist 1580 bis 1593 unter der Leitung von »Georg Beer
(1527-1600) erbaut worden und dient
schon in der Zeit vor dem ▪
Dreißigjährigen Krieg als
Veranstaltungsort für Maskeraden und Unterhaltungen aller Art.
1750
erfolgte unter Herzog Carl Eugen von Württemberg der Umbau zum
Opernhaus durch »Leopoldo
Retti (1704-1752), der schon 1725 von
»Herzog Eberhard
Ludwig (1676 - 1733) den Auftrag erhält, das neue Schlossgebäude mit dem
▪ Neuen Corps des logis
zu bauen. Als sein Oberbaubaumeister hat er ab 1726 auch die
Verantwortung für den weiteren Ausbau Ludwigsburgs zur
Residenzstadt. (vgl.
Merten
2004, S. 62)
Zu den Redouten
▪ Carl
Eugens (1728-1793) waren alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt
eingeladen. Bis zu 2.000 Gäste können an den Redouten teilnehmen.
Der »70x20
Meter große Festsaal wird dabei auf Kosten des Herzogs von
vielen Öfen geheizt und Tausende von Wachslichtern sorgen für eine
märchenhaft wirkende Beleuchtung. In Anwesenheit des Herzogs feierten und tanzten
die Festgäste dabei zur Musik mehrerer Musikkapellen.
Der Herzog selbst
lieferte dazu eins Beispiel, wie auf dem Fest mit
den Maskierten umzugehen war:
"Das Ceremoniel that hier der Freyheit keinen
Zwang", notiert sein Hofbliothekar »Joseph
Uriot (1713-1788) in einer Festbeschreibung und fährt fort: "Der
Fürst machte und unterhielt durch Seine Gegenwart diese bewunderungswürdige
Übereinstimmung, und Seine Achtung zeigte sich gegen alle Masken ohne
Unterschied, aus Furcht, daß sonst diese Ergözlichkeit nicht unter allen
Anwesenden gleich seyn möchte." (Uriot, zit. n.
Berger 1997, S.53)
Während der Redouten amüsieren sich die Besucherinnen und Besucher mit
verschiedenen "Commerzspielen", versuchen ihr Glück an den
aufgestellten ▪
Würfeltischen, beim
Kartenspiel und in einer Lotterie, bei der
Silbergeschirr, Galanteriewaren und Stoffe als Preise winken. (vgl.
Berger 1997, S. 53) Maskeraden als besonders beliebte höfische "Events"
Im Rahmen der ▪
höfischen Festkultur Carl Eugens gibt es darüber hinaus auch noch andere
Anlässe, an denen sich die aristokratische Rokokogesellschaft maskiertem
Vergnügen hingeben kann.
Während der ▪
venezianischen Messen, die
Carl Eugen ab 1768 in Ludwigsburg, später in Stuttgart veranstalten lässt,
erscheint der Adel ▪
auf venezianische Art maskiert, mit weißer Halbmaske, schwarzem
Schulterkragen oder Umhang mit Kapuze und mit schwarzem Dreispitz, abends im
Stadtzentrum von Ludwigsburg, um entlang der zahlreichen Boutiquen zu
flanieren.
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
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Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.09.2023