Wie man auch immer zur Bewältigung der Schreibaufgabe
vorgeht, immer spielen drei Prozesse beim
▪
Schreibprozess
eine Rolle, nämlich
▪
Planen,
▪
Formulieren und
▪
Überarbeiten (Hayes/Flower 1980).
Diese drei Prozesse werden bei der Bewältigung einer
Schreibaufgabe nicht in einem linearen phasenweisen Nacheinander
sukzessiv abgearbeitet oder müssen so abgearbeitet werden,
sondern können und werden auf vielfältige Art und Weise
aufeinander bezogen. (Rekursivität)
Sie können sich, z. B. miteinander vermischen, können nach
Belieben und beliebig oft wiederholt werden und finden oft auch
gleichzeitig statt. Dennoch sind es unterschiedliche Prozesse,
die auch Verschiedenes zum Schreiben beitragen.
Dementsprechend stehen sämtliche Arbeitsschrittmodelle stets
unter dem Vorbehalt der Rekursivität, d. h. sie bilden zwar ein
lineares Nacheinander von Arbeitsschritten ab, erheben aber
nicht den Anspruch, dass nur durch
ein
linear-sequenzielles Bearbeiten eines Schrittes nach dem
anderen, die Schreibaufgabe bewältigt werden kann.
Analog dazu gilt, dass bestimmte ▪
Schreibstrategien und solche Arbeitsschrittmodelle also
auch ▪
nie Patentrezepte für das Erstellen von Texten
sind.
Wie jemand die Schreibaufgabe bei der ▪
allgemeinen Expositionsanalyse
letzten Endes angeht und bewältigt, hängt zudem von zahlreichen Faktoren
ab, wie z. B. der Person,
ihren
Schreiberfahrungen und -routinen (Schreibentwicklung), ihrer
Motivation beim
Schreiben, der Schreibaufgabe, dem
Setting, in dem diese angegangen wird, und schließlich dem Texttyp
selbst. (vgl.
Mrotzek/Böttcher
2011, S. 39)
Wer sich also dafür entscheidet, die vorgestellten Wege zu
gehen, entscheidet sich zunächst einmal dafür, einen solchen Weg
zu erproben. Am Ende muss der Schreiber bzw. die Schreiberin
selbst darüber entscheiden, ob er/sie damit klarkommt und die
gesetzten Schreibziele erreicht. Und natürlich kann man immer
auch nur einzelnen Arbeitsschritten folgen und sich sein eigenes
Arbeitsschrittemodell "zimmern".
Immer hat man also die Wahl zwischen verschiedenen
Schreibstrategien und das selbst dann, wenn man bisher einfach
immer so geschrieben hat, wie man das halt immer gemacht hat.
Für viele Schreiber*innen ist es aber ganz gut, wenn sie dabei im im
▪
Schritt-für-Schritt-Schreiben vorgehen und dabei den
Schreibprozess in mehrere Teilschritte zerlegen. Diese
Schreibstrategie liegt dem folgenden Arbeitsschrittemodell ▪
zugrunde.

Bei der Durchführung einer
▪
allgemeinen Analyse der ▪
Exposition
eines ▪ Dramas der
geschlossenen Form als schriftliche Schreibaufgabe (▪
Expositionsanalyse)
kann man beim ▪
Schritt-für-Schritt-Schreiben mit den unten folgenden
Arbeitsschritten vorgehen.Die
Arbeitschritte beziehen sich auf alle Aspekte der Exposition (▪
Gegenstandsbereiche,
▪
Codes und Kanäle,
▪ Zeitbezüge).
Bei dieser allgemeinen Expositionsanalyse werden
▪
Möglichkeiten
zur produktiven Textarbeit, die ebenso in diesem Zusammenhang als
Arbeitsaufgabe gestellt werden könnten, nicht berücksichtigt, da sie doch
eine andere Herangehensweise erfordern.
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|
Arbeitsschritt |
Funktion |
Arbeitsmethoden |
1 |
Erfassung des Themas |
klären, welche Aspekte der Exposition untersucht werden sollen (bloß
Vorgeschichte oder sämtliche
▪
Gegenstandsbereiche,
▪ Codes und
Kanäle,
▪ Zeitbezüge) |
Themabegriffe heraussuchen und
klären |
2 |
Textbelege sammeln |
die über den Text (meist 1. Akt) verstreuten
Textstellen, die die gesuchten, expositorischen Informationen enthalten,
sammeln |
▪
intensives Lesen
und/oder▪
kursorisches Lesen,
▪
Markieren und Hervorheben |
3 |
Inhaltlich zusammengehörende,
expositorische, Textinformationen ordnen |
Zusammengehöriges unter Oberbegriffen ordnen (Clusterbildung) |
Kurzinhalt der Textstelle notieren,
Fundstelle festhalten,
▪
Clustering |
4 |
Textbelege unter dem Blickwinkel ihrer
zeitlichen Reihenfolge / unter einem systematischen Aspekt ordnen |
nach ▪
Zeitbezügen der expositorischen
Informationen oder einem anderen systematischen Aspekt (z.B. Merkmale
der expositorischen Informationen über eine Figur) ordnen |
▪
Mind Map,
Tabelle,
|
5 |
Zusatzinformationen heranziehen |
wenn erforderlich, Zusatzinformationen zu
den gefundenen Aspekten heranziehen
(z.B. historischer Hintergrund des Dramas) |
expositorische Informationen erläutern und
als solche kennzeichnen |
6 |
Arbeitsgliederung erstellen |
die Ordnung und das Ordnungsprinzip der
expositorischen Informationen in eine geeignete Aufsatzgliederung
übertragen |
Wichtige Textinformationen auswählen, ▪
wörtliche Zitate und
▪
sinngemäße Zitate auswählen (Fundstelle notieren: z.B. I,1 - 256) |
7 |
Niederschrift der Expositionsanalyse |
sprachlich-stilistische Gestaltung des Aufsatzes |
adressaten-
und schreibrollengemäß formulieren |
Die Arbeitsschritte, die hierbei durchgeführt werden sollten, gleichen natürlich denen, die bei der
▪
inhaltlichen Erfassung von Texten und/oder bei der
▪
Erarbeitung einer Textinterpretation durchzuführen sind. Da es dabei
allerdings auch um besondere Aufgaben geht, lassen sie sich auf die
besonderen Bedingungen der Expositionsanalyse zuschneiden.

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▪
Schreibdidaktische Konzepte: Prozess-/ Produktorientierung
▪
Allgemeiner Fragebogen zur Selbsterkundung des eigenen
Schreibens