Seit der Arbeit von
Volker Klotz (1960) unterscheidet man im Allgemeinen zwei
verschiedene ▪
Formtypen
des Dramas, bei denen die "unterschiedliche Ausgestaltung
der dramaturgischen Formparameter von Handlung, Personal, Raum,
Zeit, Sprache und Komposition" (Boehnisch
2012, S. 138) einander gegenübergestellt werden.
Grundsätzlich darf diese Konstruktion von Idealtypen freilich
nicht so verstanden werden, als ob sich damit die tatsächliche
Vielfalt von Dramenformen erfassen ließe. Ebenso wenig lassen
sich gewöhnlich, dies ist das grundlegende Problem aller durch
eine überhistorische Historisierung gewonnener Idealtypen, in
der Realität Dramen von einer solchen "Reinheit und Konsequenz"
kaum finden (Pfister
1977, S. 319). So sind die oftmals als Musterfälle
vorgestellten Dramen eben in der Regel nur als
Prototypen zu
verstehen
Behält man infolgedessen, die dem Modell
innewohnende "Tendenz zur mechanistischen Antithetik" (ebd.)
kritisch im Auge, kann es doch bei der Analyse von Dramen
hilfreich sein, denn es "bietet [...] einen heuristischen Raster
von Kategorien an, die auch für die Analyse von Texten außerhalb
des ursprünglichen Korpus herangezogen werden können." Dabei
sollte es weniger darum gehen zu entscheiden, welchem der beiden
Idealtypen ein bestimmtes Drama nahe steht, als um die
Verwendung einzelner Kriterien bei der Dramenanalyse. (ebd.,
S.325f.)
Unter literaturdidaktischer Perspektive gilt
dies um so mehr. Noch wichtiger erscheint in diesem
Zusammenhang, dass den Schüler*innen bei der Beschäftigung z. B.
mit dem Formtyp des geschlossenen Dramas ersichtlich wird, wie
die im geschlossenen Drama szenisch präsentierte Ideenwelt mit
ihrer "idealistischen Ideologie von Harmonie, Mäßigung und
Ausgewogenheit" (Boehnisch
2012, S. 139) sich in den streng stilisierten
Kompositionsprinzipien des Dramentyps bis hin zur sprachlichen
Gestalt mit ihrer "austarierten und zu Sentenzen neigenden
Figurenrede" (ebd.,
S.140) niederschlägt.