Möglichst viel Information auf sprachlich engstem Raum (sprachliche
Ökonomie)
Insbesondere in der Dokumentationstheorie, die sich mit der
möglichst effizienten Verarbeitung und Speicherung von Informationen
befasst, spielt die Informationsverdichtung eine besonders große
Rolle.
Bei Texten zum Beispiel, deren Inhalt in ▪
Abstracts oder
▪
Summaries zusammengefasst werden soll, werden dabei verschiedene
Strategien, so genannte
Textkondensationsstrategien verwendet. Diese verfolgen das Ziel
möglichst viel Information auf sprachlich engstem Raum unterzubringen (sprachliche
Ökonomie).
Geeignete Kondensationsstrategien verwenden
Wer einen Text unter Verwendung jeweils geeigneter
Kondensationsstrategien zusammenfassen will, kann jedoch, insbesondere wenn
es sich um einen verhältnismäßig informationsdichten, wenig redundant
angelegten fachwissenschaftlichen Text handelt, schnell an seine Grenzen
gelangen.
Ein Lexikontext z.B. lässt sich eben im Allgemeinen nicht mehr gut
zusammenfassen, ohne dass dabei relevante Information bei der
Rekapitulation verloren und das Ganze auf Kosten der Verständlichkeit
geht.
So lässt sich daraus folgern, "dass sprachliche Ökonomie, das Ziel der
Textkondensation, von einem gewissen Grad an für eine rationale
Informationsübermittlung nicht mehr effektiv ist - nämlich dann, wenn die
Rezeption eines extrem sprachökonomisch gestalteten Textes unverhältnismäßig
erschwert wird." (Kretzenbacher 1990,
S. 135)
Sprachliche Ökonomie und Verständlichkeit stehen in einem Spannungsfeld
zueinander
Grundsätzlich stehen sprachliche Ökonomie und Verständlichkeit in
einem Spannungsverhältnis zueinander.
In jedem Fall lässt sich die
Effektivität einer Rekapitulation nicht unmittelbar von ihrer Kürze
ableiten, sofern man "unter Effektivität eines kondensierten Textes
versteht, dass mit der Textersparnis eine gleich hohe Arbeitsersparnis des
Rezipienten verbunden ist" (ebd.)
So kann man Informationen nämlich leichter behalten, wenn sie rekurrierend
in einem Text wiederkehren, was auf der anderen Seite gegen die Ziele der
Textkondensation verstößt.
Wenn ein Text eine hohe Frequenz grammatischer Strukturen wie
lexikalische Kürzungen und syntaktische Komprimierungen,
dazu noch zahlreiche passivische Konstruktionen
aufweist, die gewöhnlich bei der Textkondensation verwendet werden (z.
B.
lexikalisch: Fachtermini,
Kurzwörter,
Abkürzungen);
syntaktisch:
Nominalisierungen,
Attribuierungen, Reduktion ganzer Sätze auf
Ellipsen,
Parenthesen und andere Texteinschübe) dann wird die
Verständlichkeit herabgesetzt. (vgl.
ebd.,
S.135f.)
-
Nach
Briest (1974, S. 549) wirken sich hohe Durchschnittswerte bei der
Wortanzahl pro Satz, viele Fremdwörter und Abstrakta oder
substantivische Attribute für die Verständlichkeit eines Textes (readability)
eher negativ aus, während ein hoher Anteil von Verben an der
Gesamtwortzahl eher positive Effekte hat.
-
Dronberger/Kowitz (1975, S.110f.) haben ermittelt, dass Abstracts
deutlich schwerer verständlich waren als ihre Quellendokumente. (ähnlich
Mayes 1978, S.313)
Verständlichkeit ist kein absoluter Wert
Knappheit des Ausdrucks und Verständlichkeit sind die Pole, zwischen
denen sich die Gestaltung von Rekapitulationen bewegt. Dabei darf
Verständlichkeit, wie
Kretzenbacher
(1990, S.139) betont, "keineswegs als absoluter Wert betrachtet werden",
sondern "sie ist vielmehr stets relativ zur spezifischen kommunikativen
Situation, in die ein empirischer Text eingebettet ist", zu betrachten. Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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