Informationsvergabe mündlich oder schriftlich?
Der Diskurs um verständliche
Unterrichtstexte, dreht sich immer wieder auch um die Frage, ob die
Informationsvergabe in Lehr-/Lehrprozessen eher auf mündlichem oder auf
schriftlichem Weg erfolgen sollte. Ohne diese Frage an dieser Stelle
erschöpfend beantworten zu können, seien doch einige Überlegungen referiert,
die von Vertretern des Hamburger Verständlichkeitskonzepts vorgetragen
worden sind.So plädieren
Langer, Inghard, Friedemann Schulz von Thun und Reinhard Tausch (1993)
im Zusammenhang mit der Problematik der Verständlichkeit von
Unterrichtstexten " für einen verstärkten Einsatz schriftlichen
Materials." Dafür spricht in ihren Augen vor allem auch die Tatsache, dass
mündliche Informationen beim Lehren und Lernen schlicht weg zu aufwändig
seien. Allerdings ist, so die Autoren, eine Änderung der Situation auch eine
ganze Reihe von Voraussetzungen gebunden:
Dabei übersehen sie nicht, dass ein großer Teil von Texten, die in Schule
und Hochschule zum Einsatz kommen, unter dem Aspekt ihrer Verständlichkeit
deutliche, ja offenkundige Mängel aufweisen. Im einzelnen nennen die
Autoren:
-
"Es ist schwieriger, verständlich zu sprechen als zu schreiben, da man
beim Sprechen weniger Zeit zum Überlegen hat, wie man eine Sache einfach,
gut gegliedert und geordnet, nicht zu kurz und nicht zu weitschweifig
darstellt.
-
Schüler, Studenten oder andere Lernende sind gezwungen, die ganze Zeit
über mit höchster Konzentration zuzuhören. Ein Augenblick der
Unaufmerksamkeit - und schon haben manche den Faden verloren. Sie können
es nicht nachlesen oder ihre Nachbarn fragen, sonst verlieren die auch
noch den Anschluss.
-
Wer überwiegend mündlich informiert, arbeitet mit zuviel Aufwand.
Tausende von Lehrern unterrichten über denselben Stoff. Jeder arbeitet
allein vor sich hin und bereitet seinen Vortrag vor. Wie viel einfacher
wäre es, wenn Lehrer sich zusammentäten [...]. Es würde die Lehrer frei
machen, im Unterricht mehr auf die fachlichen oder persönlichen
Schwierigkeiten einzelner Schüler einzugehen. So entstände auch eine
neue Art von Schul- und Lehrbüchern. Es wäre eine Sammlung von
Arbeitspapieren. Sie erlaubte es, den Unterricht den jeweiligen Wünschen
und Bedürfnissen besser anzupassen und wäre durch Ergänzungspapiere
leicht auf dem neuesten Stand zu halten."
(aus:
Langer, Inghard, Friedemann Schulz von Thun und Reinhard Tausch 1993,
S.126-128)
Bei der schriftlichen Informationsvermittlung kann die Sozialform der
themengleichen Kleingruppenarbeit ein besonders wirkungsvolles Vorgehen
sein.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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