Vier Dimensionen der sprachlichen Gestaltung
Im
Hamburger Verständlichkeitsansatz stellt
Verständlichkeit nach
Friedemann Schulz von Thun (1981) "eine Eigenschaft von
Informationstexten" dar, die sich "vor allem in vier »Dimensionen
der sprachlichen Gestaltung« erfassen lässt.
Von der jeweiligen Ausprägung dieser vier
Verständlichmacher
in Texten hängt ab, ob eine Information so präsentiert wird, dass sie von
möglichst vielen Menschen verstanden werden kann.
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Und: im bewussten
Umgang mit diesen Verständlichmachern bis hin zu besonderen
Trainingprogrammen kann der Schwerverständlichkeit von
Schulbüchern, Vertragstexten, amtlichen Verlautbarungen,
Fernsehdiskussionen, politischen Statements und Kommentaren u.
v. m. erfolgreich zu Leibe gerückt werden.
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Darüber hinaus
ist die Verständlichkeit der Informationen zwingend nötig für
eine demokratische Gesellschaft, die auf der Teilhabe ihrer
Bürgerinnen und Bürger beruht. "Mündig ist," wie von Thun sagt,
"wer sich informieren kann." (von
Thun 1981, S.140)
Die gesellschaftlichen Folgen der Schwerverständlichkeit von Texten
Schwerverständlichkeit hat also auch schwerwiegende
gesellschaftliche Folgen:
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Informationen bleiben
Besitz sprachlich versierter Gruppen und Schichten.
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Sprachlich benachteiligte
Schichten erfahren ständig Misserfolgserlebnisse, halten sich selbst für
zu dumm und verlieren damit die Motivation, sich mit Informationen
auseinander zu setzen.
Die Verständlichkeit in Texten messen
Von Übung, Erfahrung und Fachwissen hängt ab, ob und inwieweit es
gelingen kann, die Verständlichkeit von Texten im Rahmen des
kommunikationspsychologischen
Vier-Seiten-Modells der Nachricht zu messen.
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Grundsätzlich ist
von
textlinguistischer Seite gegen eine Methode, die sich auf
das "Eindrucksurteil" "geschulter Beurteiler" (von
Thun 1981, S.150) stützt, einzuwenden, dass dieses Verfahren
wissenschaftlichen Ansprüchen nicht unbedingt genügt.
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Auf der anderen
Seite zeigen Erfahrungen offenbar, dass Texte, die unter dem
Blickwinkel einer besseren Verständlichkeit bearbeitet wurden,
bei Lesern oder Hörern mit ganz unterschiedlicher Schulbildung
insgesamt gesehen besser ankamen und lieber gelesen wurden.
(vgl.
von Thun 1981, S.155)
Das Verständlichkeitsfenster
Zur Messung der Verständlichkeit von Texten kommt bei von Thun (1981,
S.15) ein so genanntes Verständlichkeitsfenster zum
Einsatz.
Die Diagnose der Verständlichkeit erfolgt dann mit einer Skala
von fünf Abstufungen. (vgl.
Baustein)
(vgl.
von Thun 1981, S.15)
Ein allgemein verständlicher Text im Verständlichkeitsfenster
Weist ein Text eine gute Allgemeinverständlichkeit
auf, sollte er in den nachfolgend farbig gekennzeichneten Bereichen
einzuordnen sein. (vgl.
von Thun 1981, S.15):
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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