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Martin Opitz (1597-1639) hat
in seinen jungen Jahren auch eine ganze Reihe von Liebesliedern und "Buhlereyen"
(Wels 2018,
S.322f.) verfasst, die in der ersten von »Julius
Wilhelm Zincgref (1591-1635), dem wohl wichtigsten Vertreter des
sogenannten zweiten »Heidelberger
Dichterkreises 1624 herausgegebenen
Werksammlung, die »Deutschen Poemata« des zwanzigjährigen Martin Opitz, wie sie Zincgref
1624 herausgegeben hatte, waren voll von Liebesliedern und .
Das Lied zählt zur ▪
deutschsprachigen Popularliteratur der Zeit und hat in der damaligen
Jugendkultur sicher seinen Platz gehabt, auch wenn "Buhlereyen" dieser Art,
die kaum ein Blatt vor den Mund nahmen, sicher auch auf harsche Kritik, vor
allem aus religiösen, aber auch sonst auf Sittenstrenge achtenden
bürgerlichen Kreisen getroffen sind.
Den christlichen Theologen mit ihrem "tiefe(n)
Misstrauen gegen alle sinnlichen Freudenn" (Flandrin 1992,
S.147f.) war die populäre, weltliche Liedkultur ohnehin ein Dorn im Auge,
weil sie dazu beitrug, "den Geist zum Gefangenen des Körpers machten und ihn
daran hinderten, sich zu Gott zu erheben" (ebd.)
Vor allem die Protestanten hatten immer wieder den Versuch unternommen, "das
weltliche Lied durch Kontrafazierung – also Beibehaltung der Melodie bei
Ersetzung der weltlichen durch geistliche Texte – für die Propaganda
christlicher Ideale einzusetzen." (Wels
2018, S.325f.) Die Ablehnung des weltlichen Liedes steigerte sich noch,
wenn sie das Geschlechterverhältnis, Liebe und Erotik, betrafen. Zwar stand
die Kirche mit ihren wirklichkeitsfremden Moralvorstellungen hier lange auf
verlorenem Posten, konnte aber im Zuge der fortschreitenden ▪
Sozialdisziplinierung des Untertanenverbandes im Zuge der Entwicklung
zum frühmodernen Staat zusehends an Boden gewinnen. Ihre dogmatischen
Vorstellungen, wonach "Sexualität (...) zum alleinigen Zweck die
Fortpflanzung (hat)" (Flandrin 1992,
S.147f.) und der- bzw. diejenige, der/die sie mit anderen Interessen
verknüpften, etwa dem Genuss, Missbrauch mit ihr trieben (vgl.
ebd.) und
die sozio-sexuelle Praxis der Menschen gingen aber wohl lange weit
auseinander und die Schere zwischen ihnen konnte auch durch die zunehmende ▪
Regulierung und
Sanktionierung des Sexuellen und seine offene Kriminalisierung
nicht wirklich geschlossen werden. Wie auch immer: Diese Haltung war auch ▪
Ausdruck einer
Doppelmoral, die mit der Wirklichkeit nur schlecht zur Deckung zu
bringen ist.
Nechst als zugleiche lagen
Zwey lieb in fiebers schmertz/
Sprach er: ich bin
zutragen
Für dich bereit/ mein hertz/
Für dich bin ich bereit zu leiden/
Vnd soll sich meine Seele scheiden.
Er lag in heisser flammen/
Die Sprache ließ schon nach/
Die Hitze kam zusammen/
Der Puls schlug sehr gemach;
Empfund doch mitten in dem leiden/
Weil er bey
jhr wahr/ lust vnd freuden.
Sie schlug die augen nieder/
Als er fiel in den todt/
Er wandte hin vnd wieder
Sein haupt in letzter noth/
Sein Hertz wurd matt/
die adern sprungen/
Der Geist würd auß zu fahrn
gezwungen.
Sie sprach:
mein lieb/ mein leben/
Jch schwimme wegen dein/
Vnd ich/ er sagt/ muß geben
Für dich mein Seelelein.
So ist er in der Schoß gestorben/
Die er so treulich hatt erworben.
(Opitz: Poemata 1624, S. 93f., ed. Wittkowski S. 134, GW 2.1, S. 211 (nr.
119), h. zit. n. Wels
2018, S.325 -
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.12.2023