Waldmann
(52008, S.117-133) hat in Anlehnung an
Scheller (1993)
eine Liste von Aufgaben zusammengestellt, die "durchweg ohne Vorkenntnisse
und praktische Erfahrungen im szenischen und darstellenden Spiel" umgesetzt
werden können. (ebd.,
S. 120). Dramendidaktisch lassen sich die Methoden im Allgemeinen ▪
produktions- und
▪ theater- bzw. spielorientierten Ansätzen zuordnen.
Die Zusammenstellung Waldmanns greift auf die von
Scheller
(1999) im Rahmen seines Konzepts der
▪
szenischen
Interpretation vorgestellten Methoden zurück (vgl. auch
Scheller
22008,, S.62-64), die allerdings über die im
Literaturunterricht intendierten Ziele weiterreichende personale und intrapersonale
Wirkungsabsichten verfolgen. Der Begriff der szenischen Interpretation
wird aber durchaus auch ohne diese konzeptuelle Bedeutung Schellers
im Sinne szenischen Interpretierens und szenischen Erarbeitens
dramatischer Texte verwendet.
Im Zusammenhang mit dem hier vorgestellten ▪
Methodenrepertoire zur
szenischen Erarbeitung von Dramentexten wird auf diese und
andere Quellen Bezug genommen. Dabei werden aber auch einige Ergänzungen
hinzugefügt.
Bei dieser Methode zur ▪ szenischen
Erarbeitung eines dramatischen Textes steht
die Einfühlung in eine Figur dadurch im Mittelpunkt, dass man ihre inneren Vorgänge
bewusst macht.
Mit dieser Technik szenischen Interpretierens sollen
also jene Aspekte des dramatischen Sprechens herausgearbeitet werden, die
im Text nicht unmittelbar, im ▪
Haupt- und Nebentext eines ▪
Dramas, beschrieben sind. Denn, was die Figuren
denken und fühlen, während sie miteinander reden, wird ja meistens
nicht explizit formuliert.
Dazu eignen sich besonders Situationen, bei denen eine Diskrepanz
zwischen äußerem Verhalten und inneren Einstellungen von Figuren
vermutet bzw. ein ▪
inkongruentes Verhalten beobachtet werden kann.
Als ▪ produktive
Textarbeit / ▪ literarisches Rollenspiel
lässt sich diese Methode auch mit dem von Friedemann Schulz von Thun
entwickelten ▪
Modell innerer Stimmen durchführen. (Beispiele: ▪
Friedrich Schiller, ▪
Maria Stuart:
III,4 - Begegnung der Königinnen:
Maria Stuart und ihre "inneren Stimmen";
Elisabeth und ihre "inneren Stimmen";
Die Konfiguration innerer Stimmen von Elisabeth
....)
Das "Spiel" mit den inneren Stimmen kann dabei als ein internes
▪
Rollengespräch aufgefasst werden, etwa im Sinne eines
Rollenmonologs.
Zugleich bietet es durch die Aufteilung verschiedener Stimmen auf
unterschiedliche Mitspieler/-innen ausgezeichnete Möglichkeiten zur
weiteren Differenzierung einmal gewonnener Standpunkte in einer Art
▪
szenischer Improvisation.