In seiner
▪ Kurzgeschichte
▪ "Neapel
sehen" hat ▪
Kurt Marti verschiedene erzähltechnische und
sprachlich-stilistische Mittel verwendet.
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Im Allgemeinen reiner
Erzählerbericht,
im Modus des
showing
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Direkte Rede ohne Markierung durch Wiedergabeindizes
(Äußerungszeichen, aber im Allgemeinen mit einem die Rede markierenden
Satz wie z. B.
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Er hasste seine Frau,
sooft sie ihm sagte, heut nacht hast du
wieder gezuckt. [Hervorh. d. Verf.]
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Es ist ein Elend,
sagte er nach drei Wochen zu seiner Frau,
ich sehe immer das Gärtchen, sonst nichts, nur das Gärtchen, das ist mir
zu langweilig [...] [Hervorh. d. Verf.]
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Handlungsraum:
Haus mit einem Gärtchen in Blickweite der Fabrik, in der der Mann
jahrzehntelang arbeitet; Blick auf die Fabrik vom Garten aus zunächst
durch eine Bretterwand verstellt
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Kontrastraum:
Haus mit Garten (Ruhe und Privatheit) steht in Kontrast zur Fabrik mit
ihrer Akkordhetze
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Perspektivraum:
Raum und seine von ihm ausgehenden visuellen Wahrnehmungsoptionen werden
aus einer jeweils anderen Perspektive auf das eigene Leben bestimmt
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Symbolraum:
Mit der auch im Titel unausgesprochenen Redensart "Neapel sehen und
sterben" und dem Tod des Mannes am Ende der Geschichte öffnet sich der
Raum zu einem Symbol für ein erfülltes Leben.
auch der Mann ist zunächst über den langen Zeitraum von vierzig Jahren
eine statisch angelegte Figur, die keine Veränderung durchmacht; erst
die seine Krankheit als Lebenskrise ermöglicht ihm eine innere
Veränderung und das Akzeptieren des eigenen Todes
Kurzgeschichte,
da wichtige
Textsortenmerkmale
vorhanden wie:
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kurzer, eigentlich belanglos
erscheinender Ausschnitt aus dem Alltagsleben
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unvermittelter Anfang
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offener Schluss, aber pointierter Schluss
Sprachliche und stilistische
Mittel
Kurt
Marti setzt in seiner
Kurzgeschichte
»Neapel
sehen« verschiedene
sprachliche, stilistische und rhetorische
Mittel ein, um die Aussage seiner Geschichte zu gestalten.
Wortwahl
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Personalpronomen "er" für den Mann und
namenlose Bezeichnung seiner Frau, des Arztes, des Meisters und des
Nachbarn (überindividuelle Bedeutung)
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auffallender Gebrauch des bestimmten Artikels und des
Possesivpronomens, der sich im Zuge der Geschichte verändert: aus
"die Fabrik" wird "seine Fabrik", aus "seiner
Frau" wird "die Frau"; Private und berufliche
Beziehungen verkehren sich in ihr Gegenteil: die privaten
entpersönlichen sich, die beruflichen gewinnen persönliche, fast
intime ("zärtlich ") Züge
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Wortwiederholungen: 10x "hasste", Monotonie der Sprache
entspricht Monotonie der Akkordarbeit; "Er sah sein
Gärtchen", "Er sah den Abschluss des Gärtchens ... weiter
sah er nicht" = Gleichartigkeit und Eingeschränktheit der
Wahrnehmung, Verengung)
Satzbau
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Meist einfache, kurze Sätze (Parataxe)
oder Satzreihen, die die Monotonie der Lebenswelt und ihrer
Verarbeitung durch den Mann unterstreichen
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grammatischer Parallelismus (Verb-Zweitstellung im
Satzbau): er hasste ...; er sah ...", er glaubte ihm (ihr) nicht
Sprachebene
Alltagssprache (mundartlich: Blust) mit kaum einem
Fremdwort (Stakkato), keine fachsprachlichen Ausdrücke
Titel
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.10.2020
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