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Von dem österreichischen Schriftsteller »Hugo
von Hofmannsthal (1874-1929) stammt der Seufzer: "Wenn wir den Mund
aufmachen, reden immer zehntausend Tote mit." (Hugo von Hofmannsthal,
zit. nach:
Adamzik (2004, S.95), mit dem er wohl zum Ausdruck bringen wollte,
dass jeder Gedanke, jedes gesprochene oder geschriebene Wort in einem
Zusammenhang zu dem steht, was schon gedacht, gesprochen oder gesagt
worden ist. Alltagssprachlich gefasst:
Ein Text kommt nicht von
ungefähr.
Moderner und präziser liest sich das in den Worten der Textlinguistin
Kirsten
Adamzik (2004, S.95) wie folgt: "Jeder Text zieht weitere Texte nach
sich oder beeinflusst Gehalt und Gestalt anderer Texte."
Mit diesen
knappen Worten bringt Kirsten
Adamzik (2004, S.95) zum Ausdruck, worum es im Kern geht, wenn die "Vernetzheit
der Texte miteinander", heute häufig mit dem Begriff
Intertextualität
bezeichnet, zum Gegenstand der Betrachtung wird.
Ein bestimmter Text
kommt demnach nicht einfach dadurch zustande, dass man
sprechen/schreiben kann, ist nicht Produkt "einer textwelt-unabhängig
gedachten Sprachkompetenz", sondern "jeder Text und jeder Gedanke [ist]
letzten Endes nur ein Mikroelement im gesamten Text- und
Diskursuniversum". (ebd.)
Texte stehen also stets in Beziehung zu anderen Texten, sie haben einen
"Text-Text-Bezug" (Lachmann/Schahadat
1995, S.677, Hervorh. d. Verf.). Die Theorie der Intertextualität
beschreibt diese Beziehungen zwischen Texten.
Poststrukturalistische Theorien betrachten jeden Text als
intertextuell konstituiert, hermeneutisch-strukturalistische
Theorien als lokales Phänomen, als eine "spezifische Eigenschaft
von Texten" (Holthuis
1993, S.16)
Sie folgen also gewissermaßen einem
Muster, nach dem sie "gemacht" worden sind. Handelt es sich um
"literarische Texte", werden diese Muster häufig Gattungen
genannt, sind es "nicht-literarische" Texte (Gebrauchstexte, Sachtexte)
dann werden sie schon längere Zeit als Textsorten bezeichnet.
Diese Systemreferenz (vgl.
Broich(Pfister 1985) kann zur "Entwicklung
prototypischer Vorstellungen von
Gattungen bzw.
Genres sowie zu
Einsichten in deren Historizität beitragen." (Kammler
2010/22013, S.315)
Allerdings scheint auch die moderne Literaturwissenschaft längst von
einer Position abgerückt, die die Mauer zwischen literarischen
"Gattungen" und nicht-literarischen Texten für unüberwindbar hält.
Dessen ungeachtet beschäftigt die Gattungsfrage auch weiterhin eine
wichtige Forschungsrichtung in der Literaturwissenschaft. Dabei
konkurrieren im Wesentlichen zwei Ansätze miteinander.
Der eine Ansatz
zielt auf eine kategorial-systematische
▪ Gattungstypologie und versucht
letztlich alle "literarischen Texte auf dem Weg der Deduktion in einem
nach unten prinzipiell offenen System von Haupt- und Untergattungen,
Typen usw. eindeutig zu klassifizieren.
Der andere Ansatz, der
"Gattungen als historische »Institutionen« mit mehr oder weniger langer
Lebensdauer" versteht, bildet induktiv "Gruppen oder Familien von
Texten, die nicht nach logischen, sondern nach historischen
Gesichtspunkten gebildet sind." (Müller-Dyes
1996, S.325) Dies kann z. B. geschehen mit ganz bestimmten
(historischen) Regelwerken zur Textproduktion, kann über die "immanente
Poetik einzelner Werke" erfolgen oder einfach auch dadurch, dass ein
Autor oder ein Verleger einen bestimmten Text als Teil einer bestimmten
Gruppe ausweist und ihm damit bestimmte Textmustereigenschaften
zuschreibt. (vgl.
Müller-Dyes
1996, ebd.)
Abraham/Kepser (2005, S. 34) sprechen sich ausdrücklich für die
Verwendung des Textsortenkonzepts in der Literaturdidaktik aus, das sie
für "weitaus zweckdienlicher" halten "als das Konzept der Gattung".
Denn, so fahren sie fort, "mit der Beschreibung von Textsorten wird ganz
allgemein versucht, die Gesamtheit aller Texte i. w. S. zu gruppieren
nach ihrer kommunikativen Funktion, ihrem dominanten Thema, ihren
unterschiedlichen Konstellationen und Kontexten sowie gemeinsamen
Stilmerkmalen." So lange freilich, das räumen sie ein, Gattungs- und
Genrekonzepte fachwissenschaftlich und fachdidaktisch diskutiert werden,
komme man ohne ihre Kenntnis eben nicht aus. "Nominalistische
Definitionsversuche" der Literaturwissenschaft lehnen sie ab, weil "aus
den Gattungen kein didaktisches Curriculum abgeleitet werden kann." (ebd.,
S. 35)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.12.2024