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Satzbaustile

Nominalstil

Stiltypen

   
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Literatur und Stil
Überblick
Rhetorik und Stilistik in der Antike
Stilprinzipien

Ausdruckswerte
Rhetorische Stilmittel: Figuren und Tropen

Stilanalyse im Rahmen der schulischen Textinterpretation

Auch die mikrostilistische Gestaltung von Sätzen kann zur ▪ Typenbildung von Stilen herangezogen werden. Die Satzbaustile – dazu zählen z. B. der ▪ Nominal-, der ▪ Verbal- und der ▪ Periodenstil – basieren dabei auf bestimmten syntaktischen Merkmalen.

Der Nominalstil (auch: Substantivstil) ist dadurch gekennzeichnet, dass bei den sprachlichen Äußerungen Nominalisierungen überwiegen, d. h. dass ein Nomen (Substantiv) aus einem anderen Wort oder einer anderen Wortart gebildet wird.

Sätze, die im Nominalstil verfasst sind, wirken oft sehr komprimiert, folgen einer strengen ▪ sprachlichen Ökonomie, sind aber häufig auch schwerer verständlich als im Verbalstil abgefasste Sätze.

Bei Rekapitulationen von Texten (Textzusammenfassungen, Textwiedergaben wie z. B. bei ▪ Inhaltsangabe, ▪ strukturierter Textwiedergabe, ▪ Konspekt, ▪ Exzerpt, ▪ Abstract ...), deren Zweck "in der komprimierten, weil begrifflichen Kondensation eines Textes auf seine zentralen Aussagen"  (Becker-Mrotzek/Böttcher 2011, S.171) besteht, dient die Nominalisierung und der Nominalstil zur Informationsverdichtung eines vorliegenden Primärtextes. Abhängig von der ▪ Sachgehaltsdichte eines Gebrauchstextes ist die ▪ syntaktische Kondensierung als sprachlich-rhetorische Technik der Informationsverdichtung  (Textkondensationsstrategie) sind Nominalisierungen dabei besonders effizient.  So können z.B. adverbiale Bestimmungen in Form von Präpositionalphrasen statt konjunktionaler Nebensätze einen Satz erheblich verdichten (z. B. Weil Emil mit Alkohol am Steuer gefahren ist, hat man ihm den Führerschein entzogen. (14 Wörter) → Wegen seiner Trunkenheitsfahrt wurde Emil der Führerschein entzogen. (8 Wörter))

In bestimmten Kommunikationsbereichen der Gesellschaft ist der Nominalstil besonders häufig zu finden und Teil der entsprechenden ▪ Funktionalstile wie z. B. beim ▪ Funktionalstil des Behördenwesens oder dem ▪ Funktionalstil der Wissenschaft.

In der Amtssprache, dem ▪ Funktionalstil des Behördenwesens, geht die Dominanz des Nominalstils auf eine jahrhundertelang gewachsene Begrifflichkeit und Abstraktheit der deutschen Gesetzessprache zurück, die "eine Folge der Rezeption des römischen Rechts seit dem 15. Jahrhundert" darstellt und sich von dem eher kasuistischen Stil in den anglo-amerikanischen und romanischen Länder unterscheidet. (vgl. Fingerzeige für die Gesetzes- und Amtssprache 1998, S.37)

Der Trend in der Kommunikation zwischen Ämtern/Behörden und den Bürgerinnen und Bürgern geht dahin, den Nominalstil dort zu vermeiden, wo es fachsprachlich wie z. B. bei der gesetzlichen Terminologie nicht erforderlich ist. So können unnötige, durch das "Amtsdeutsch" bedingte Barrieren zwischen Bürgern und Behörden vermieden werden. Es gibt aber eben auch immer wieder Fälle, bei denen auf Nominalisierungen nicht verzichtet werden kann, z. B. wenn das Verb vage und mehrdeutig, seine Substantivierung aber einen klar definierten Begriffsinhalt besitzt. (vgl. ebd.)

So ist das Verb erlauben vergleichsweise vage, weil die Erlaubnis auch ohne das Vollziehen eines Verwaltungsaktes, quasi formlos, erfolgen kann, die nominalisierte Form eine Erlaubnis erteilen ist hingegen aber auf das amtliche Verwaltungshandeln der Behörde bezogen. (vgl. ebd.)
Als im Amtsdeutsch unnötig angesehen werden in der Regel Substantivierungen von Verben auf -ung, wenn sie z.B. "mit farblosen Funktionsverben wie erfolgen, stattfinden, unterbleiben oder bestehen verbunden werden." (ebd., S.38) Die Formulierung "Es besteht die Notwendigkeit, weitere Auskünfte einzuholen." wäre demnach mit "Wir müssen weitere Auskünfte einholen." stilistisch zu verbessern.

Im Zusammenhang mit schulischen Schreibformen gilt der Nominalstil manchen geradezu als "Stilkrankheit" (Heringer 1989, S.240), vor allem, wenn er auf der Substantivierung von Verben beruht. Andererseits gibt es wohl auch Deutschlehrkräfte, die "Formulierungen in einem umständlich-geschraubten, nominal-abstrakten Stil [...] als Ausweis sprachlicher Meisterschaft" (Steinig/Huneke 2002, S.118) honorieren. In aller Regel werden die Schülerinnen und Schüler aber wohl angehalten, wie auch beim ▪ Periodenstil, wenn es nicht um das ▪ Zusammenfassen von Texten, insbesondere Sachtexten, in Form von ▪ Inhaltsangaben, ▪ strukturierten Textwiedergaben, ▪ Konspekten, ▪ Exzerpten, ▪ Abstracts etc. geht, den Nominalstil zu vermeiden und stattdessen im ▪ Verbalstil zu formulieren.

So werden Verben substantiviert

Verben können auf drei verschiedene Art und Weise substantiviert werden:

  • durch Streckformen, z. B.

    • Vorher ging der Text noch in die Korrektur. (nominal)

    • Vorher wurde der Text noch korrigiert. (verbal)

  • durch Funktionsgefüge, z. B.

    • Der Text kam zur Verwendung. (nominal)

    • Der Text wurde verwendet. (verbal)

  • durch Nominalisierungen, z. B.

    • Die Verwendung des Textes wurde abgelehnt. (nominal)

    • Es wurde abgelehnt, den Text zu verwenden. (verbal)

(vgl. Heringer 1989, S.240)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 09.01.2024

 
 

 
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