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Textlinguistik
▪
Text und Stil
▪
Überblick
▪ Textstilistische
Handlungsmuster
▪
Stilregister
▪
Stilzüge und Ausdruckswerte
▪ Stiltypen
▪ Stilmittel
des Wortschatzes
▪ Satzbaustile
▪
Rhetorik
▪ Geschichte
▪
Begriff und Theorie
▪
Rhetorische Mittel
▪
Überblick
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Figuren und Tropen
▪
Änderungsoperationen
▪
Wirkungsbereiche
▪
Wirkungsakzente
▪
Einzelne rhetorische
Mittel
▪
Auswahlliste
Ein Stilprinzip
ist eine "durchgehende Gestaltungsqualität in der sprachlichen
Umsetzung kommunikativer Inhalte" (Michel
2007, S.518). Stilprinzipien lassen sich im Personal- und
Individualstil ebenso wie im Gattungsstil auf der Ebene der
sprachlichen Formulierung (elocutio) als übergeordnete Maßstäbe
mit vergleichsweise weitreichender Gültigkeit identifizieren.
(vgl.
ebd.) Stilprinzipien fassen oft gleichartige Stilelemente,
auch Stilzüge genannt, zusammen.
Stilprinzipien
können vorausgesetzte oder zu erfüllende Gestaltungsformen sein
und stellen dann Anforderungen, Leitlinien oder Ideale dar, die
für Texte, insbesondere auch zur Leistungsbeurteilung von
sprachlichen Textgestaltungen herangezogen werden. Dabei werden
sie oft in Binäroppositionen beschrieben, die aber auch
"Zwischentöne" zulassen können.
Solche
Oppositionen sind z. B. angemessen – nicht angemessen,
klar – verschwommen, anschaulich – nicht
anschaulich, knapp – umständlich,
verständlich – unverständlich etc.
Solche
Wertungen sind indessen keine objektiven Maßstäbe, sondern
hängen von der Person und den Maßstäben ab, mit der eine solche
Bewertung vorgenommen wird. Mit anderen Worten: "Stilprinzipien
(sind) zwar stark verallgemeinerte, aber nie verabsolutierbare
Sollgrößen." (ebd.,
S.519)
Eine Auswahl
von Stilprinzipien, wie sie die literarische Stilistik zur
deskriptiven Stilbeschreibung verwendet, bietet die nachfolgende
Übersicht:
Brevitas |
Prinzip,
das die größtmögliche Kürze der Darstellung durch den
Einsatz bestimmter Figuren und Techniken des Weglassen
fordert
Beispiele:
Ellipse als Auslassung eines Wortes oder ganzer
Rede- bzw. Satzteile,
Zeugma
als Sonderform der
Ellipse,
die einem Satzglied (Wort) zwei oder mehreren
syntaktisch oder semantisch verschiedenen Satzteilen zu;
Ggs.
Amplifikation als rhetorisches Mittel zur Ausdehnung
und Erweiterung |
»Konzinnität |
Stilprinzip der Eleganz, Gefälligkeit und
Wohlgeformtheit, das darauf beruht, dass die
sprachlichen Mittel syntaktisch gleichwertiger oder
korrespondierender Sätze harmonisch und wohlklingend (euphonisch),
d.h. klanglich-rhythmisch ebenmäßig verwendet werden
Ggs.
Inkonzinnität als
bewusste Vermeidung von Parallelität innerhalb eines
Satzes oder in einem Textteil oder ganzen Text; kann als
Mangel an Konzinnität und damit als Fehler gelten; sie
kann aber auch ein bewusster Kunstgriff zur Vermeidung
von Gleichförmigkeit sein
Beispiele für Inkonzinnität: "Bei Regen und wenn es
schneit ..." (syntaktische Variation:
Substantiv/Nebensatz) –
"Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens
eingeteilt in Studenten, Professoren, Philister und
Vieh." (Heinrich Heine)
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Konziser Stil |
Stilprinzip zur sprachlichen Verknappung und Verdichtung
bei vergleichsweise großer Fülle von Informationen.
im Ggs.
zum Stilprinzip der Brevitas
geht es dabei nicht um das Auslassen und Weglassen,
sondern um Operationen des Verdichtens bzw. ▪
Strategien zur Textkondensation, z. B. durch
lexikalische Kondensierungen oder durch die reine
Aufzählung von Details
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Lakonischer Stil |
Stilprinzip, das dabei eine Wortkargheit beim
Sprachgebrauch bedeutet, wo ansonsten eher viele Worte
gebraucht werden, um die gleiche Information zu
kommunizieren
ist oft
auch mit Überraschungseffekten verbunden, signalisiert
zudem Schlagfertigkeit und kann sich auch zur Pointe
verselbständigen; als Lakonismus bezeichnet man eine
knappe, pointiert-sachliche, objektiv-unbeteiligte, also
stets auch in gewisser Weise "unterkühlte" Ausdruckweise
|
Lapidarer Stil |
Stilprinzip, das eine
knappe und wuchtig wirkende Ausdrucksweise beschreibt,
bei der man sich auf das absolut Wesentliche beschränkt;
Lapidurium (= lat. Steinbuch), d.h. in Stein gemeißelter
Text, der von Kürze und Gewichtigkeit geprägt ist
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Nominalstil |
Stilprinzip, mit die bevorzugte Verwendung von Nomen
(Substantiven) beschrieben wird, die von anderen
Wortarten abgeleitet sind; erreicht eine hohes Maß an
syntaktischer Dichte; Wirkung und Funktion in hohem Maße
kontextabhängig
Dazu
zählen Wortbildungen auf -ung (die sogenannte "Verungung"
der Sprache,
Lemmermann 21968 S.84),
Substantivierungen von Adjektiven und Infinitivformen
von Verben
Ggs.
Verbalstil |
Verbalstil |
Stilprinzip, das auf der bevorzugten Verwendung von
finiten Verbformen beruht und Substantive, vor allem den
Nominalstil, vermeidet;
Wirkung und Funktion in hohem Maße kontextabhängig
Ggs.
Nominalstil
|
Pathetischer Stil |
Stilprinzip, das auf Pathos zielt, d. h. darauf, dass
erhabene Leidenschaften und Emotionen erregt werden; im
Ggs. zu dem Alltagsbegriff des Pathos, der oft abwertend
im Sinne von zu dramatisch oder zu theatralisch oder
ganz und gar unnatürlich gefühlsbetont verwendet wird,
steht das Stilprinzip mit der Kategorie des Erhabenen in
Verbindung; diese beschreibt in ihrer klassischen
Ausprägung eine würdevolle und bewusste Einstellung. die
eine über der Natur stehende, von Vernunft bestimmte
(=erhabene) Haltung ermöglicht
|
Geblümter Stil |
Stilprinzip der Preziosität (Ziererei),
das sich durch eine gekünstelte und besonders gezierte
Wortwahl auszeichnet
Versuch
einen üblichen und gewöhnlichen Ausdruck durch einen
entlegeneren zu ersetzen (z. B. düpieren statt
betrügen, ridikül statt lächerlich,
palpabel statt offenbar, deutlich)
|
Perspicuitas |
(lat.
Durchsichtigkeit) Stilprinzip, das einen gedanklich
klaren, sinnvollen, verständlichen und gut
nachvollziehbaren Gedankengang im Gesamtaufbau der
Rede/des Textes beschreibt
Ggs. obscuritas
(Verdunkelung) |
Stilbruch |
Stilprinzip, das mit anderen Stilprinzipien in
auffälliger Weise wechselt oder die Stilebene ändert
oftmals Einmischungen von Wörtern und Wendungen aus
einer anderen, meist höheren oder niedereren Stilebene
oder auch durch Verwendung einer unpassenden
Bildlichkeit
kann
unbewusster Stilfehler sein oder Ausdruck einer
besonderen ästhetischen Gestaltungsabsicht, z. B. im
Rahmen von
Parodien,
Satiren
etc. |
Kakophemismus |
(auch gr.
Aischrologie) Stilprinzip, das gegendas ▪
Prinzip der Angemessenheit (aptum) vorsätzlich
verstößt, indem es drastische, (Tabus) verletzende und
abwertend-scherzhafte Wendungen gebraucht
soll
durch Unterschreitung eines bestimmten Stilniveaus einen
deutlichen Misston setzen, schockieren und so
aufrütteln, dass ein besonders drastischer Eindruck von
der Realität entsteht, der weit entfernt von jeder
Beschönigung ist (z. B. abkratzen, verrecken,
krepieren, abnippeln für sterben); in
scherzhafter Verwendung als
Tropus
z. B. "kleiner Gauner" (Kosewort), "Räuber"
(Kosewort),
Stilprinzip, das insbesondere in der modernen
realistischen Literatur zu finden ist, welche die
Drastik des kakophemischen Stils zur Verstärkung des
Realitätsbezugs einsetzt |
Variatio |
(gr. auch
Metabolé) Stilprinzip, das auf
dem Streben nach Abwechslung beruht, damit Eintönigkeit
verhindert wird; Abwechslung kann durch die Prinzipien
der Kürze und Prägnanz (brevitas),
aber auch durch die Ausdehnung und Erweiterung (amplificatio)
erreicht werden; aber auch der unerwartete Wechsel in
der Syntax (Inkonzinnität),
des Rhythmus und der Wortwohl können für Abwechslung
sorgen; als Abwandlung Ausdruck desselben Gedankens in
verschiedener sprachlicher Form, z. B. durch synonyme
Gestaltungsmittel |
(vgl.
Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft 2007, Bd. III,
S.518-521; vgl.,
Metzler Literaturlexikon 21990; vgl.
Gero von Wilpert, Sachwörterbuch der der Literatur 51969;
vgl.
Best, Handbuch literarischer Fachbegriffe, 72004;
vgl. May,
Literarische Grundbegriffe 2012,vgl.
Brunner/Moritz (Hg.), Literaturwissenschaftliches Lexikon,
22006; vgl.
Kolmer/Rob-Santer, Studienbuch Rhetorik 2002;)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.12.2023
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