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▪ Kurzbiografie
zu Martin Opitz :
Stationen eines Gelehrtendichters in unsicheren Zeiten
▪
Barock (1600-1720)
▪
Lyrik des Barock
▪
Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)
▪
Martin Opitz (1597-1639)
verfasste seine "Trostgedichte"
1622 im dänischen Jütland, wohin er vor dem herannahenden
(Dreißigjährigen) Krieg in Heidelberg geflohen war. Das Versepos,
das vier Bücher umfasst, versteht sich als ein Lehrgedicht. Es steht dabei
in der Tradition einer seit der Antike bekannten Gattung von
Trostschriften, die unter dem Begriff Consolatio (lat.
Tröstung) zusammengefasst werden.
Solche Trostschriften wurden
anlässlich einzelner Trauerfälle für die Hinterbliebenen als
Auftragsdichtung (Gelegenheitsdichtung) verfasst oder auch auch als
allgemein gehaltener philosophischer und/oder ethischer Zuspruch und Trost
(in schwieriger Zeit) verstanden.
Christlich orientierte
Trostschriften nehmen etliche der aus der Antike bekannten Motive auf,
richten ihren Trost aber vor allem an der christlichen Heilsgewissheit, der
Gnade Gottes und der Aussicht auf das ewige Leben aus.
Martin Opitz
(1597-1639)
Trostgedichte in Widerwertigkeit Deß Kriegs (1633)
Das dritte Buch
– Auszüge –
[...]
Der Bücher Gutthat ists, daß viel noch wird gefunden
Was längst hat fort gemust. Ist nicht Athen verschwunden,
Der freyen Künste Marckt? Wo ist jetzt Griechenland?
Wo ist der Musen Quell, durch alle Welt bekant?
Wo sind die Musen selbst? Sie haben müssen stertzen,
Ihr Sitz ist umbgekehrt: In der Gelehrten Hertzen,
In ihren Hertzen steht, was allzeit übrig bleibt,
Was keine Feindes Macht und Raub er Zeit vertreibt.
In Büchern wird jetzund noch Socrates gehöret,
Und die Akademie, wo Plato saß, geehret;
In Büchern bleibt noch jetzt deß Phebus Tempel stehn,
Da Aristoteles pflag auff und abzugehn.
In Büchern streitet auch Lysander noch zu Lande,
Themistocles zur See, ligt Cimon in dem Bande;
Die Stelle selber ist vom Türcken abgestrickt,
Parnassus der ist gantz in Barbarey erstickt.
Durch dieses wilde Volck, durch diese Pest der Erden
Hat Kunst und Wissenschafft gedämpffet müssen werden,
Hat eine grosse Schar der armen Christenheit
Nun müssen dienstbar seyn so trefflich lange Zeit.
[...]
Laßt uns doch hertzhafft seyn, den Namen unsrer Alten,
Der unvergänglich ist, auch jetzund zu behalten,
Die ewigen Triumph mit ihrer Macht ereilt
Und unter sich den Raub der Völcker außgetheilt,
Von denen man hernach viel Lieder hat erdichtet
Auff unser Mutterteutsch, wie Tacitus berichtet,
Und wie man auch jetzund in Cimbrien hier find,
Da sehr viel Reimen noch von alters übrig sind.
Ey folgt, ey folget nach, begebt euch bey die Helden
Von derer kecken Sinn' auch noch die Schrifften melden;
Bewahrt der Eltern Ruhm und werthen Namen rein,
Daß wir von teutscher Art und Alle-Männer seyn.
[...](Quelle: Martin Opitz:
Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S.
270-323,
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Lyrik des Barock
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Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.12.2023