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Syntaktisch-systemlinguistischer Ansatz
der Linguistik
▪
Kohäsionsmittel
▪
Rekurrenz
▪
Substitution
▪
Pro-Formen
▪
Bestimmter
und unbestimmter Artikel (Textdeixis und Wissendeixis)
▪
Situationsdeixis
▪
Ellipse
▪
Explizite
(metakommunikative) Textverknüpfung
▪
Tempus
▪
Konnektive
(Konjunktionen und Pronominaladverbien)
»Klaus Brinker
(1938-2006)
(1985ff.)
nimmt in seinem
integrativen textanalytischen Modell
bei der Analyse der semantisch-syntaktischen Verknüpfungssignale
im Rahmen der ▪ grammatischen
Analyse der Textstruktur auch auf tendenziell eher
textgrammatisch fundierte Kategorien der Satzverknüpfung Bezug,
die die "Satzverknüpfungshypothese" (Heinemann/Viehweger
1991, S.27-29) mit etlichen verschiedenen Kategorien und
Kriterien begründet haben.
Auch wenn die
Vereinfachung, die Brinker mit der Übernahme ausgewählter
Kategorien in sein Konzept anstrebt, insbesondere unter
textdidaktischem Aspekt zu begrüßen ist, sollen
diese weit
ausdifferenzierten textgrammatischen Kategorien und Kriterien der
Satzverknüpfung (z. B.
Pfütze 1965,
Isenberg
1968,
1971) und auch die die umfassende Typologie
pronominaler Verkettungen, die
Harwig (1968) zusammengestellt hat, hier knapp zur
Darstellung kommen.
Damit eine
Reihe von Einzelsätzen zu einer Textganzheit werden können,
müssen fünf Vertextungsbedingungen erfüllt werden, die in den
Sätzen einheitlich ausgeprägt sein müssen:
-
Die Sätze
müssen sich auf denselben Textgegenstand beziehen, d. h. der
Referenzzusammenhang muss einheitlich sein.
-
Die in den
Sätzen verwendeten Wörter bzw. lexikalischen Einheiten
müssen durch einfache Wiederholung (Repetition),
Wiedererwähnung oder mit andern Formen der lexikalischen
Variation aufeinander bezogen sein. (vgl. ▪
Prinzip der
Wiederaufnahme)
-
Der temporale
Aufbau muss einheitlich sein, so dass die in einem Text
dargelegten Sachverhalte zeitlich eingeordnet werden können.
(vgl.
▪
Temporale Kohäsion)
-
Das, worüber
etwas mitgeteilt wird (Thema), und das, was darüber
mitgeteilt wird (Rhema) (▪
Thema-Rhema-Gliederung), muss eine einheitliche
Mitteilungsperspektive darstellen. Die Aufeinanderfolge der
Themen in einem Text muss einen sinnvollen Textfortschritt
ergeben, der als thematische Progression jeweils ein Mehr an
Information enthält und damit als eine Art eine thematische
Konstante des Textes fungiert.
-
Es muss einen
übergeordneten Gesichtspunkt geben, eine Art
Superthema, dem
auch formal nicht miteinander verbundene Sätze zugeordnet
werden können.
(vgl.
Goretzki u. a. 1971, S.145, vgl.
Heinemann/Viehweger
1991, S.35)
Das Prinzip der Wiederaufnahme und die Vertextung von Sätzen
Das ▪
Prinzip der
Wiederaufnahme, wonach sich bestimmte sprachliche Ausdrücke
(Wörter oder Wortgruppen) in aufeinanderfolgenden Texten so
aufeinander beziehen, dass ein
Bezugausdruck (Substituendum) durch einen
wiederaufnehmenden
Ausdruck (Substituens) wieder aufgenommen wird, sorgt, wenn
man so sagen will, für die Vertextung der einzelnen Sätze.
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Textgrammatisch
betrachtet hat man die Entstehung von bestimmten
Vertextungstypen (z. B. die Kausalanknüpfung, die temporale,
modale oder adversative Anknüpfung, Spezifizierung des Inhalts
des zuvorgehenden Satzes, Korrektur von schon erwähnten Aussagen
im Nachfolgesatz etc.) auf die Verwendung
bestimmter Vertextungsmittel zurückgeführt, die "Sätze kohäsiv
miteinander (verbinden) oder (...) besondere Verflechtungen
zwischen Einzelelementen verschiedener Sätze her(stellen)" (Heinemann/Heinemann
2002, S.67). Dabei überschreiten die
Vertextungstypen allerdings schon zum Teil die rein
textgrammatisch fundierten Oberflächensignale (und stellen in
gewisser Weise schon "semantische Grundmodelle der
Satzintegration" (Heinemann/Viehweger
1991, S.28)
Vertextungstypen
Unter
textgrammatischer Perspektive hat
Isenberg
1968,
1971) verschiedene Vertextungsmittel identifiziert, die
seiner Ansicht für die Verbindung von Sätzen als kohäsive
Satzverküpfung auf der Textoberfläche verantwortlich sind oder
"besondere Verflechtungen zwischen Einzelelementen verschiedener
Texte her(stellen)" (Heinemann/Heinemann
2002, S.67)
Dabei ist nach Isenberg "ein endlicher
(generativer) Mechanismus anzunehmen, der eine potentiell
unendliche Menge von Texten erzeugt. Den V(ertextungstypen)
liegen dabei semantische Beziehungen zwischen (zwei) aufeinander
folgenden Sätzen zugrunde." (Lewandowski
51990, Bd. 3, S.1230)
Die wichtigsten
Vertextungstypen werden mit Beispielen in dem nachfolgenden Mind
Map zusammengestellt.
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Texte als
Pronominalisierungsketten (Harweg)
Auf
»Roland Harweg (1934-2019)
(1968, 21979) geht ein Ansatz zurück, der sich
auf das ▪ Prinzip der
Wiederaufnahme stützt und die
internen Kohärenzbeziehungen von Texten darauf zurückführt, dass
ein Text durch einer fortlaufenden Kette von
Substitutionsvorgängen in aufeinanderfolgenden Sätzen
konstituiert wird.
Am Anfang eines Textes steht danach ein
sprachlicher Ausdruck (Substantive, Verben etc.), den jeder
Rezipient unmittelbar versteht und der durch das Fehlen von
Pronomina gekennzeichnet ist (z, B. das Kind). Dieser
wird in dem darauffolgenden Satz oder einer Reihe von Sätzen
durch Sprachzeichen ersetzt (substituiert), die sich auf den
identischen
Referenten beziehen wie das zu ersetzende "Bezugswort" (Substituendum),
also
Referenzidentität aufweisen. Es tritt damit an die Stelle
des ursprünglichen Ausdrucks.( z. B. es, seine zarte Haut,
die Kleine, sein Spielen, ). Eines
der wichtigsten sprachlichen Mittel, die einen solchen
refrenzidentischen Substitutionsvorgang bewerkstelligen können,
sind Pronomen. Die Verknüpfung von Sätzen zu einem Text erfolgt
damit in Form einer Pronominalisierungskette. Wo sie endet,
endet auch ein Text und ein neuer Text beginnt wieder von vorn.
Jede Pronominalisierungskette stellt also einen eigenständigen
Text dar (vgl.
Heinemann/Viehweger
1991, S.29f.), den Harweg als "ein durch ununterbrochene
pronominale Verkettung konstituiertes Nebeneinander sprachlicher
Einheiten" (Harweg
1968, 21979, S.148) definiert.
Grenzen textgrammatischer Vorgehensweisen
Grundsätzlich
sind textgrammatische Überlegungen, die sich auf die
Beschreibung der Oberflächenstrukturen eines Textes fokussieren,
solange sie nicht dabei stehen bleiben, wesentlich für sämtliche
Formen der Textanalyse. Allerdings muss man sich dabei stets vor
Augen halten, dass textgrammatische Ansätze dazu tendieren,
Texte als "fertige, in sich strukturierte statische Einheiten" (Heinemann/Viehweger
1991, S.68), zu verstehen und die Interaktionsprozesse, in
denen Texte funktionieren, zu ignorieren. Vor allem aber stellen
sie keinen "Zugang zu Textdeutungen bzw. zur Erklärung des
Funktionierens von Texten" (ebd.
)dar.
Im Übrigen sind
auch Sätze, die zwar oberflächlich durch Pronominalisierung
syntagmatisch miteinander verknüpft sind, auch noch durch "eine
zusätzliche Verbindung eher konzeptioneller Art" (Linke/Nussbaumer/Portmann
21991, S.225) verbunden.
So sind die
beiden Sätze "Lukas kommt nicht in die Schule. Er ist krank."
zwar auf der Oberfläche schon durch die ▪
explizite Wideraufnahme
durch das
Personalpronomen (er) mit dem Mittel der Pronominalisierung
markiert, zugleich inferiert der Hörer/Leser aber, damit der
Text funktioniert, gleichzeitig ein
Kausalitätsverhältnis
zwischen beiden Sätzen, das auch ▪
explizit formuliert sein
könnte. Dazu müsste man an den Anfang des zweiten Satzes
lediglich die begründende Konjunktion "denn" stellen.(▪
Kausalsätze)
In ▪
Alltagsargumentationen verzichten wir allerdings häufig auf
solche ▪ "Verknüpfungswörter"
(auch:
Konnektive),
einer Sammelbezeichnung für alle Wortarten, die als
Kohäsionsmittel auf
der
Textoberflächenstruktur
für die Verknüpfung (Kohäsion) von Wörter, Sätzen oder
Satzfolgen sorgen wie z. B.
Konjunktionen,
Pronominaladverbien (auch:
Adverbialpronomen)
(z.B. wie daher, deshalb u. ä.).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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