Die ikonische Grafik stellt
einen der drei verschiedenen Darstellungstypen der journalistischen
Pressegrafik dar, die sich auf der Grundlage besonderer
Darstellungstechniken des zentralen Themas bzw. der hauptsächlichen Aussage
einer Grafik unterscheiden lassen. Alle vier
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Funktionstypen der
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Pressegrafik lassen sich mit
der ikonischen Darstellungstechnik gestalten, die insgesamt gesehen
wohl am weitesten verbreitet ist.
Ikonische Grafiken gestalten ihre Aussage hauptsächlich mit "Zeichnungen"
(Flächen, Linien und/oder Figuren),
die handschriftlich oder am Computer erstellt werden. Zu ihnen zählen
Karten, statistische Diagramme,
Gerichtszeichnungen, Cartoons und politische
Karikaturen. Ikonische Elemente gibt es darüber hinaus auch in
Mischformen der drei Darstellungstypen, die nicht selten sind.
Da die Bedeutung von Bildern grundsätzlich offen ist,
ergibt sich die Aussage einer ikonischen Grafik aus der Bildkomposition und dem
Kontext, in dem sie steht.
Dieser Kontext kann durch einen größeren inhaltlichen Zusammenhang bestimmt
sein, in dem eine solche Grafik steht, oder aber durch Text bzw. Textteile,
die der Grafik
beigefügt werden. In jedem Fall wird die Bedeutung der Grafik erst eindeutig
durch den Kontext festgelegt.
(vgl.
Liebig
1999, S.27, 35ff.)
Dass dies nötig ist, liegt an den Besonderheiten des analogen Codes der so
genannten "Bildsprache", der "in einer direkten Beziehung zur visuellen
Erscheinung des Bezeichneten (steht). Oder anders ausgedrückt: Signifikans
(Bezeichnendes) und Signifikandum (Bezeichnetes) weisen eine erkennbare
optische Ähnlichkeit auf." (Schierl 2001,
S. 286)
Dennoch garantiert das
Prinzip
visueller Ähnlichkeit, das ikonischen Grafiken zugrunde liegt,
nicht, dass die prinzipielle
▪
Offenheit und Vieldeutigkeit (Polysemie)
eines Bildes aufgehoben werden kann (vgl.
Doelker 1997/2002, S. 52-60).
Denn ein Bild stellt, wie Wittgenstein formuliert hat, eben nur das dar, was
es darstellt, und lässt daher, wenn es nicht in einen Zusammenhang
eingeordnet werden kann, jedwede, auch rein willkürliche Interpretationen
zu, die mit der intendierten Aussage, wenn es eine solche gibt, keineswegs
übereinstimmen müssen. (vgl.
Schierl 2001,
S. 217)
Andererseits bringen Gestalter und Betrachter einer Grafik bestimmte, in
einem kulturellen Umfeld geläufige Sehgewohnheiten und
Schemata mit, die
bestimmte ikonografische Darstellungen ohne weitere digitale
Monosemierung durch Text
verständlich machen. Wer eine (geografische) Karte zu Gesicht bekommt, weiß
meistens ohne weitere textliche (digitale) Information, dass es sich dabei
um ein verkleinertes Abbild eines bestimmten Teils der Erdoberfläche
handelt.
Ähnlich verhält es sich auch bei den verschiedenen
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Formen von
Diagrammen. So weiß nahezu jeder, der in unserem Kulturkreis
lebt, dass mit einem
▪
Säulendiagramm quantitative
Relationen von Merkmalen in Längenproportionen übersetzt werden
(vgl.
Liebig
1999, S.39), so wie dies Darstellung der Fall ist.
Ikonische Grafiken sind auch
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politische Karikaturen, wie die obige Karikatur von 1793 aus der
Zeit
▪
Jakobinerdiktatur während der
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Französischen Revolution (1789-1799).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.01.2024
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