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Bausteine zu Opitz, Ach Liebste, lass uns eilen (1642)

Rede über die rechte Zeit zu lieben

Wulf Segebrecht (1982)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Martin Opitz (1597-1639) Kurzbiografie: Stationen eines Gelehrtendichters in unsicheren Zeiten   Lyrische Texte
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"Unverkennbar steht hinter dem zunächst widersprüchlich erscheinenden Eingangssatz des Gedichtes die Lehre von der "rechten Zeit", die in der "Göttin der Gelegenheit", der Occasio, eine weite Verbreitung in der Literatur und der bildenden Kunst der Zeit und einen hohen Grad von Verbindlichkeit als Lebensmaxime für die Menschen besaß. [...]
Opitz kontrastiert die Gegenwart der schönen Blütezeit mit der sicheren Zukunft ihres Verfalls. Schon bevor er den Beweisgang im einzelnen dafür antritt, dass das Gesetz der Gelegenheit auch für die Liebe Gültigkeit habe, stellt er thesenhaft fest:

"Das alles was wir haben
Verschwinden muß." ( Z 7f.)

Er erreicht damit eine doppelte Intensität seiner Aufforderung zum Liebesgenuss: Was das Gesetz der Occasio ohnehin verlangt, das fordert das Gesetz des Verfalls mit unabweisbarer Notwendigkeit. Das Carpe diem und das Memento mori gehören aufs engste zusammen und rechtfertigen sich gegenseitig. Das Liebeslied wird zur Todesmahnung, das Vanitas-Gedicht begründet die Bereitschaft zum Genuss des Lebens. Sowohl die Gegenwart als auch die Vergänglichkeit der Schönheit dienen Opitz dazu, unwiderlegbare Argumente für die Richtigkeit seiner Aufforderung und ihre thesenhafte Begründung durch Hinweise auf die günstige Gelegenheit einerseits und die unentrinnbare Vergänglichkeit andererseits folgt (9-16) eine Exempla-Reihung, die das zunächst Thesenhafte konkretisiert und es so der "Liebsten" vor Augen führt. Dabei nimmt sich Opitz mit unerbittlicher Genauigkeit die einzelnen Schönheiten, vor allem des Gesichts der Geliebten vor.

(aus: Wulf Segebrecht: Rede über die rechte Zeit zu lieben. Zu Opitz' Gedicht Ach Liebste/laß vns eilen, in: Meid 1982, S. 137)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 07.01.2025

   
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie heraus, worin Segebrecht die besondere Wirkung des Gedichts »Ach Liebste, laß uns eilen« von Martin Opitz (1597-1639) sieht.
  2. Inwiefern zeigt sich seiner Auffassung nach in diesem Gedicht besonders gut, wie Carpe diem und Memento mori im barocken Denken aufeinander bezogen sind?
     
 
 
 

 
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