Ging man früher in Anlehnung an die antike Rhetorik Quintilians noch davon aus, dass die
▪ Metapher ein um die Vergleichspartikel
gekürzter
▪ Vergleich sei, hat sich heute die Auffassung durchgesetzt, dass
zwischen der Metapher und dem Vergleich deutliche Unterschiede bestehen.
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Der Vergleich besitzt mindestens einen Vergleichspunkt (▪
Tertium
comparationis), meistens einen Vergleichspartikel und belässt die
verglichenen Gesichtspunkte in ihrer Selbständigkeit.
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Die Metapher fügt die miteinander verglichenen Bestandteile zu einer neuen
semantischen Einheit. Ihre Bestandteile werden somit in eins gesetzt und
wirken in ihrer neuen Bedeutung auf- und gegeneinander ein.
Metaphern sind nicht nur Wörter, die in einem übertragenen Sinn
verwendet werden
Ebenso wenig wie die Auffassung, bei der Metapher handle es sich quasi um
eine besondere Form des Vergleichs, kann die Metapher einfach als ein Wort
verstanden werden, das in einem übertragenen Sinn verwendet wird.
Worte haben nämlich in den unendlichen Kontexten, in denen sie
vorkommen, viele unterschiedliche
Bedeutungen, so dass die Vorstellung von der Übertragung einer angeblich
irgendwie feststehenden "wörtlichen" Bedeutung auf eine anders
geartete, die "übertragene" Bedeutung nicht befriedigen kann.
Es kommt auf den Bedeutungs- und Verwendungszusammenhang an
Um das
Wesen der Metapher zu erfassen, muss man daher die Wortebene verlassen. Dafür
muss man seinen Blick auf den Bedeutungs- und Verwendungszusammenhang richten.
Dieser ist nämlich letztlich dafür verantwortlich, dass "die Bedeutungsvielfalt der Einzelwörter soweit einschränkt
(eitd), dass keine
Missverständnisse entstehen."
Insofern kann man einen
metaphorischen Wortgebrauch "als punktuelle Abweichung vom »dominanten,
prototypischen Gebrauch eines Wortes, der Standardbedeutung« (Kurz 1993, S.17)
verstehen.
Dabei tritt gleichsam "ein ungewöhnliches, unerwartetes Wortelement
von außen" in den syntaktisch-semantischen Textzusammenhang", das - sofern die
Metapher noch nicht eingeführt oder ganz verblasst ist - aufmerken lässt"
(Burdorf
1995 , S.151)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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