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Bausteine
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Textprozeduren
Formulierungshilfen selbst entwickeln
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Schreibaufgaben zur Interpretation von ▪
Parabeln
verlangen
Schreibkompetenzen
auf unterschiedlichen Gebieten.
Formulierungskompetenz ist keine Kompetenz für sich
Wer sich ernsthaft Gedanken darüber macht, über
welche Fähigkeiten man eigentlich verfügen muss, um eine Parabel
interpretieren zu können, merkt schnell, dass das mit ein paar "vorgestanzten"
Formulierungsphrasen nicht getan ist.
Die Formulierungskompetenz, die man benötigt, steht
in einem engen Zusammenhang mit den anderen drei untergeordneten
Schreibkompetenzen. Ohne dass man über die Merkmale und die Funktion
von modernen Parabel etwas weiß und dieses Wissen seinen
Formulierungen zugrunde legt, geht ein solches Formulierungsdomino
meistens daneben. ▪
Formulierungskompetenz
geht also nicht ohne ▪
inhaltliche Kompetenz
und die Fähigkeit, Texte zu überarbeiten (▪
Überarbeitungskompetenz).
Textbausteine durch Überarbeitung von Zitaten aus der Fachliteratur
selbst entwickeln
Hier werden also keine Versatzstücke zur Formulierung angeboten,
die man in seine Interpretation einer traditionellen Parabel
hineinmontieren kann. Hier ist Hilfe zur Selbsthilfe
geboten, die ohne die Bereitschaft, etwas zu lernen, natürlich nicht
funktionieren kann.
Im Folgenden wird daher eine Vielzahl von
▪ Zitaten
aus der literaturwissenschaftlichen Forschung in ungeordneter
Reihenfolge angeboten.
-
Sie sind mitunter ziemlich forsch aus ihrem Zusammenhang
gerissen, aber mit dem Blick auf ihre Verwendbarkeit für die
hier gestellten Aufgaben ausgewählt.
-
Zudem werden nicht nur Zitate aufgeführt, die eindeutig zur
traditionellen Parabel gehören, sondern auch das eine oder andere
Zitat, das ein Merkmal der ▪
modernen Parabel beschreibt. Aus diesen Zitaten sollen
"ex negativo" durch die entsprechende Überarbeitung
"Positivbausteine" für die traditionelle Parabel werden.
-
Aus didaktischen Gründen werden dabei ▪
wörtliche und ▪
sinngemäße
Zitate verwendet.
Zitate aus literaturwissenschaftlichen Arbeiten
-
Die (traditionelle) Parabel setzte einen Erzähler voraus, der von
der Wahrheit, die er vermitteln will, "zutiefst ausgefüllt" sei und
auch wisse, dass diese Wahrheit Gültigkeit beanspruchen könne."
(2, S.266)
-
Das Verhältnis von Bildhälfte und Sachhälfte bei der
traditionellen Parabel ist "ein Verhältnis von Indienstnahme,
Subsumption und Unterordnung, das jeweils das erstere von diesen
Begriffspaaren zu dem letzteren bildet, prägt das der Bildhälfte zur
Sachhälfte; die Sachhälfte bestimmt die Bildhälfte, die Bildhälfte
dient der Sachhälfte." (4, S.20)
-
"Die Parabel wird [...] geprägt vom didaktischen
Wirkungswillen, nur wenig oder gar nicht vom dichterischen
Ausdruckswillen des Erzählers. Alle Möglichkeiten, die er bei der
Erfindung und Strukturierung einer Erzählung hat, werden in den
Dienst der Wirkung auf den Zuhörer gestellt." (2,
S.267)
-
Wer aber lehren wolle, betont
Brettschneider (1971,
S.71), müsse eine Lehre besitzen oder sich zum mindesten im Besitz
einer Lehre glauben. Er müsse zugleich von einem Fundus allgemein
anerkannter moralischer Grundsätze und Verhaltensweisen ausgehen
können und sich in Übereinstimmung mit einem allgemeinen oder doch
weithin verbindlichen Konsensus befinden.
-
Beim parabolischen Sprechen "besteht die Bildhälfte aus der
Erzählung eines in sich geschlossenen, aus sich selbst heraus
verständlichen Vorgangs, der durch Wendung wie »die Sache gleicht«
o. ä. zum gemeinten Sachverhalt, der Sachhälfte in Beziehung gesetzt
wird." (2, S.258)
-
Es gehe dem Erzähler einer (traditionellen) Parabel darum, ein
Geschehnis mit "plastischer Tiefe oder detailfreudiger Fülle"
darzustellen, um damit irgendwie faszinieren zu können. Ebenso wenig
wolle er sensible psychische Vorgänge oder Hintergründe für das
Handeln aufzeigen. Worum es ihm gehe, sei lediglich die
"argumentative Überzeugungskraft" "nicht um die
Faszinationskraft eines in plastischer Tiefe oder detailfreudiger
Fülle ausgemalten Geschehnisses, nicht um das sensible Aufspüren
psychischer Vorgänge oder Motivationen, sondern um argumentative
Überzeugungskraft." (2, S.267)
-
"Der Parabelerzähler ist Wissender und Lehrer der universellen
Vorstellungen, dem Leser bzw. Hörer wird die Schülerrolle
zugewiesen." (4, S.20)
-
Bei einer traditionellen Parabel müsse die Erzählung der
Bildhälfte bei der Übertragung vom Bild- in den Sachbereich nicht
mit jedem einzelnen Bildelement, quasi Zug um Zug wie bei einer
Allegorie, vollzogen werden, weil sie als in sich "geschlossene
Ganzheit mit dem ihr innewohnenden Sinn" die Wahrheit, auf die sie
im Sachbereich verweist, mit den ästhetischen Mitteln der Erzählung
erfahrbar macht. Weil der Sinn der Parabel durch ihre ästhetische
Gestalt überdeutlich sei, brauche man auch zu ihrem Verständnis kein
Vorwissen oder einen Lösungsschlüssel wie bei der Allegorie.
(3,
S.259)
-
Billen (1982 / 2001, S.289) unterstreicht:
"Wird der Denkrahmen vom Leser nicht akzeptiert, [...] verliert die
Lehrparabel ihre auf die Praxis zielende Funktion als didaktische
Zweckform."
-
Nach gängigem Verständnis gehe die (traditionelle) Parabel auf
die aufklärerische Tradition zurück. Sie diene dazu, eine wahre
Lehre zu veranschaulichen und sei strukturell von einer
zweigleisigen Struktur von Bild- und Sachhälfte gekennzeichnet.
Dabei verstehe sich die Sachhälfte "als das außerhalb des Textes
existierende Ganze", gleichgültig dabei, ob es moralisch, religiös
oder metaphysisch sei. Die Bildhälfte sei dagegen eine dem
alltäglichen Sinn zugänglich erzählte Geschichte aus dieser
Sachhälfte." (4, S.19)
-
"Die traditionelle Lehrparabel wird mit dem Fortfall ihrer
bewusstseinsgeschichtlichen Voraussetzungen zum Anachronismus."
(2, S.272)
-
"Mit Recht darf die 'alte' Parabel geschlossen genannt werden, da
geordnete Wertvorstellungen auf eine geschlossene Form drängten." (3,
S.71)
-
Die Parabel "verzichtet auf jeden poetischen Glanz. Es geht in
ihr durchaus nüchtern, unsensationell, manchmal sogar betont
konventionell zu, weswegen sie dem vom Roman verwöhnten
Kunstgeschmack häufig trocken und trivial erscheint."
(1)
-
Was der Erzähler dem Leser vermitteln will und die Erwartung des
Lesers, sich vom Erzähler über etwas von Bedeutung für ihn
unterweisen zu lassen, müssen, damit die Parabel ihr didaktisches
Ziel erreichen kann, aufeinander abgestimmt sein bzw. müssen
aufeinander abgestimmt werden können.
(2)
-
"Ihr eigentlicher , erst unter erheblichen Anstrengungen zu
entdeckender »Mehrwert« besteht darin, dass sie den Adressaten, den
Empfänger der Botschaft auf den Weg bringt." (1)
-
"Geschlossenheit der totalitären Weltansicht wie der
zweigleisigen Struktur sind als alte, die Gattung Parabel
kennzeichnende Merkmale anzusehen."(4, S.20)
-
"Der Vorgang der Bildhälfte (wird) häufig nicht mit realistischer
Wirklichkeitstreue abgeschildert, sondern in artistisch
verfremdender Konstruktion reduziert auf das ihn tragende
Handlungsgefüge oder Geschehensgerüst". (2)
(1)
Wäsche
1976, zit. n.
Billen 1982/2001, S. 242
(2)
Billen
1982/2001, Nachwort
(3)
Brettschneider 1971
(4)
Yun
Mi Kim 2012
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Textprozeduren
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.03.2024
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