Wenn man die allgemeinen Merkmale ▪
traditioneller Parabeln so bestimmen will,
dass sie auf möglichst alle ihrer Erscheinungsformen zutreffen, kommt man
schnell an seine Grenzen.
Zuallererst muss man sich dabei klarmachen, dass man von zweierlei
Dingen spricht, wenn man die Parabel als
Genre oder
die Parabel als
literarische Textsorte versteht.
-
Mit dem Begriff
der literarischen Textsorte
sollten auch bei der (traditionellen) Parabel notwendige
Merkmale und Merkmalskonfigurationen systematisch
"intersubjektiv und zeitunabhängig" (Fricke
2010a)
erfasst und definitorisch festgelegt werden.
Textsortenklassifikationen verfolgen dabei einen normativen
Ansatz und werden der Vielfalt der möglichen
Merkmalsausprägungen allerdings stets nur bedingt gerecht. Sie
können aber als Orientierungswissen über Textmuster herangezogen
werden.
-
Der Begriff des
Genre geht dagegen davon aus, dass Gattungsbegriffe wie
der Begriff der (traditionellen) Parabel historisch bestimmt
sind. Welche Vorstellung man sich also von Texten machte, die
man zu Parabeln zählt(e), hatte und hat danach ein ganzes Bündel gesellschaftlicher Gründe. Sieht man in der Parabel
also ein Genre,
dann meint man zwar die Gruppe von literarischen Texten, sieht
sie aber auch im Zusammenhang mit
nicht-literarischen "Begleittexten", die in einer bestimmten
Zeit die Vorstellungen über die Parabel, ihre
Textsortenzugehörigkeit und die Art ihrer Rezeption geprägt
haben.
Beides kann und will
die hier aus didaktischen Gründen vorgenommene ▪ Unterscheidung von
traditionellen und modernen Parabeln nicht leisten. Im Übrigen
bringt dies auch die Literaturwissenschaft nicht gerade überzeugend
zustande.
Grundlage der
Unterscheidung zwischen traditionellen und ▪
modernen Parabeln ist vor
allem die didaktische Funktion, die auf einer
geschlossenen Weltsicht beruht.
Von Sonderfällen einmal
abgesehen, weisen alle traditionellen Parabeln ▪
von der griechischen Antike bis zur
Gegenwart zwei grundlegende Gemeinsamkeiten
auf:
-
Ihre Autoren
verfügen über ein religiöses oder sonst wie ideologisches,
zumindest weitgehend geschlossenes Weltbild, mit der sie Welt
erklären.
-
Sie verfolgen mit
ihren Texten die didaktische Absicht, demjenigen, der diese
Weltsicht teilt, die "richtigen" Lehren zu vermitteln.
Dabei ist die
hier zugrunde gelegte Zweiteilung der Gattungsentwicklung nicht als
ein klar geschiedenes historisches Nacheinander aufzufassen und auch die Unterteilung in traditionelle und moderne
Parabeln kann der Vielfalt der literarhistorischen Genres letzten
Endes nicht gerecht
werden.
Traditionelle
Parabeln weisen eine Reihe von allgemeinen Merkmalen auf, die sie
zum Teil mit ihren modernen Verwandten teilen oder auch von diesen
unterscheiden. Die hier aufgeführten Merkmale sind aber nicht im
Sinne der ▪ klassischen
Gattungsdidaktik zu verstehen, sondern dienen lediglich zur
Orientierung.
Sie beruhen auf
lokalen, d. h. auf der Textebene in Mehr-oder-Weniger-Relationen als
skalierbar verstandenen Merkmalen, die sich auch an ▪
Prototypen messen
lassen, als auch auf globalen Merkmalen (z.B. thematischen
Zuordnungen), d. h. über den Text hinausgehenden Aspekten.
Dass sie individuelle
Verstehenshorizonte mit ihren Ähnlichkeitsvergleichen nicht abbilden
können, versteht sich daher von selbst. (vgl. ▪
Allgemeine Merkmale moderner Parabeln)
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Dabei erhebt auch
diese Darstellung von Merkmalen traditioneller Parabeln keinen
normativen Anspruch, mit dem sich die Gruppe traditioneller Parabeln
und insbesondere jedes ihrer Mitglieder eindeutig von anderen
Textsorten, die sich auch dem "uneigentlichen" Sprechen zuordnen
lassen, abgrenzen ließe. S
Zugleich soll es
aber, und dies vor allem unter literaturdidaktischem Aspekt, auch
einen Orientierungsrahmen für die ▪
Interpretation von Parabeln in der Schule geben und
unterschiedliche Zugänge zu den manchmal etwas sperrigen Texten
öffnen. (vgl.
Ehlers 2016, Kindle-Version), mit denen man sich einem vertieften
Verständnis von traditionellen Parabeln nähern und dann auch an dem
Diskurs darüber teilnehmen kann.
▪
Die didaktische Parabel in der
Literaturgeschichte
▪
Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
•
Didaktische und methodische Aspekte
•
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
▪
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
▪
Die Textinterpretation
strukturieren
▪
Formulierungshilfen
▪
Typische Schreibaufgaben
▪
Arbeitsschritte
▪
Musterbeispiele
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Textauswahl
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.03.2024