Wie geht man am besten vor?
Jeder hat seine eigenen Schreiberfahrungen gemacht und eine
individuelle Schreibentwicklung hinter sich. Das ist natürlich auch
im Zusammenhang mit der ▪ Visualisierung von Texten in Form
von Schaubildern der Fall.
Ungeachtet dessen kann man sich einmal Gedanken darüber machen,
wie man den
Schreib- bzw. Gestaltungsprozess bei
Schreibaufgaben, die eine gesonderte Erstellung eines
Schaubildes zu einem Text nach dem Muster "Visualisieren
Sie..." verlangen,angehen und organisieren kann.
Das Schreiben als Prozess auffassen
Um einen Text zu visualisieren, ist es sinnvoll die Produktion
einer Textvisualisierung als Prozess aufzufassen, der einem
bestimmten Grundmuster folgt. Dabei kann man auf das ▪
allgemeine
Prozessmodell des Schreibens (Flower
und Hayes1980) zurückgreifen und Ablauf von "Arbeitsschritten" in
einem ▪ mehrstufigen Schreib- bzw. Gestaltungsprozess
organisieren.
Dieses Grundmuster besteht aus vier
rekursiven
Teilprozessen: Planen (planning) - Formulieren (translating)
- Überarbeiten (reviewing) (bzw. "Vorbereiten - Rohfassung
schreiben - Überarbeiten" (vgl.
Kruse/Ruhmann 2006, S.23, Hervorh. d. Verf.) folgen.
Rekursiv bedeutet dabei, dass man sich das Zusammenwirken oder die
Verzahnung der Teilprozesse nicht so vorstellen darf, als ob sie
einfach linear einer nach dem anderen zu durchlaufen sind.
Stattdessen sind sie in vielfältiger Weise aufeinanderbezogen und
können immer wieder Auslöser von Formulierungen bzw. Gestaltungen im
ganzen
Schreibprozess
werden.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass das Modell von Hayes und Flower"in seinem Kern ein Problemlösemodell
(ist),
das die Textproduktion als eine Aufgabe versteht, die unter Einsatz
verschiedener, insbesondere kognitiver und sprachlicher Ressourcen
sukzessive gelöst wird." (Forschungshandbuch
empirische Schreibdidaktik (German Edition) (Seite31). Waxmann
Lehrbuch. Kindle-Version)
Aus diesem Grund ist auch der Begriff "Phasen" zur Bezeichnung der
wesentlichen Prozesse im Modell von Hayes und Flower problematisch,
auch wenn er immer wieder verwendet wird.
Modell eines mehrstufigen Schreibprozesses
Auf das Visualisieren von Texten könnte das allgemeine
Prozessmodell des Schreibens vereinfacht wie folgt angewendet werden:
Planen |
In der Planungsphase wird der Text
erfasst. Dabei richtet sich das Augenmerk auf die äußere
und innere Textstruktur. Hier für bedarf es vor allem ▪
inhaltliche Kompetenz und ▪
Strukturierungskompetenz im Schreibprozess. (Beispiel)
-
Die
äußere Textstruktur umfasst die Gliederung des Textes
durch Absätze und Leerzeilen, die Hinweise auf einzelne Sinnabschnitte
des Textes geben können. Besonders wichtig sind auch Nummerierungen oder
Zwischenüberschriften, die die Inhalte und Aussagen des (Ausgangs-)Textes
strukturieren.
-
Bei der inneren Textstruktur geht es um den inhaltlichen,
gedanklichen und argumentativen Aufbau eines Textes. Hier sind
inhaltliche
▪
Sinnabschnitte
oder
Argumentationsstrukturen
(die Art und Weise, wie Sachverhalte dargestellt und
begründet werden) entscheidend. Dafür gibt es
unterschiedliche Arbeitstechniken (▪
Den
Inhalt eines Textes erfassen,
▪
Den
Gedankengang eines Textes erfassen). Diese
Strukturierungsaufgabe ist das
Fundament, auf dem die im Anschluss daran zu gestaltende Visualisierung
ruht. (Strukturierungskompetenz)
|
Formulieren / Gestalten / Entwerfen |
In der Formulierungs- bzw. Entwurfsphase
wird zunächst entschieden,
-
auf welche Art
und Weise das Strukturbild erstellt werden soll (z. B.
handschriftlich oder mit Hilfe eines Computerprogramms)
-
welche
textlichen, grafischen,
typografischen
und bildlichen Elemente bei der Erstellung des Strukturbildes zum Einsatz
kommen sollen.
|
Überarbeiten und Fertigstellen |
In der Überarbeitungsphase wird die
endgültige Fassung des Strukturbildes erstellt.
Dabei wird
noch einmal an Hand des Textes überprüft, ob die erforderlichen
Informationen im Strukturbild verarbeitet und in geeigneter Form
zueinander in Beziehung gesetzt worden sind. |
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.01.2024
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