Das Verhältnis ▪ Friedrich Schillers
zu den revolutionären Ereignissen in Frankreich vor, während und nach
der
▪ Französischen Revolution (1789-1799) Haltung hat sich, wie
das zahlreicher anderer deutscher Intellektueller auch, im Zuge des Fortgangs
der Revolution und ihrer Gewaltexzesse verändert.
Schiller war auch zu Beginn der Revolution kein
glühender Revolutionsanhänger, hat aber die Ereignisse, über deren
Verlauf er sich im »Journal
de Paris (1777-1840) regelmäßig informierte, zumindest anfangs
durchaus wohlwollend betrachtet. In der ersten französischen
Tageszeitung, die ab 1789 eine Beilage über die französische
Nationalversammlung enthielt, erschienen auch sonst, nur einmal kurz für
ein paar Monate wegen eines Druckverbots (10.8.-1.12.1792) unterbrochen,
viele politische Artikel über das Geschehen in Paris und Frankreich.
Schiller teilte aber, auch wenn er die Ereignisse in
Frankreich zunächst "mit einiger Sympathie" (Alt,
Bd. II 2004, S.112) verfolgte, den "ungebremste(n) Enthusiasmus, mit
dem der Bastillesturm, die Festsetzung des Königs und das Engagement der
Nationalversammlung" (ebd.,
S.114) von Publizisten wie z.B. »Joachim Heinrich von Campe
(1746-1818), »Georg
Forster (1754-1794), »Georg Friedrich Rebmann
(1768-1824), »Karl Friedrich Reinhard
(1761-1837) oder »Georg
Kerner (1770-1812) aufgenommen wurde, in dieser Form nicht. Während diese sich auf den Weg nach Paris
machten, um als Augenzeugen dort dabei zu sein, verharrte Schiller wohl
zunächst in einer Art wohlwollender Distanz, während Goethe in Weimar
die ganze Sache von Anfang an mit einer größeren Skepsis betrachtete.
Schiller, der politisch nach den eigenen leidvollen
Erfahrungen, die er mit dem absolutistischen Despotismus in seiner
Jugend im ▪
Württemberg von Herzog ▪
Carl Eugen
(1728-1793) gemacht hat, allen Grund dazu gehabt hätte, grundlegende
gesellschaftliche Umwälzungen zu befürworten, verharrte in zum Teil
widersprüchlichen Ansichten über den »aufgeklärten Absolutismus (vgl.
Berghahn 2007,
S.580)
Ihm,
dem, wie anderen bürgerlichen Autoren der Zeit auch, die "Idee einer
konstitutionellen Monarchie" (Hofmann
2003, S. 32) am meisten einleuchtete, passte es nicht, wenn sich politische
Auseinandersetzungen auf die Straße verlegten und dort gewalttätig
eskalierten. (vgl.
Alt, Bd.
II 2004, S.123)
Was passieren konnte, wenn das Volk die Sache selbst in
die Hand nahm, hatten ihm schon die gewalttätigen Auseinandersetzungen
in der ersten Phase der Revolution vor Augen geführt. Wie er sie erlebt
und als "Ochlokratietrauma" (Zelle
2005, S.412) (»Ochlokratie
= Pöbelherrschaft, in der eine Masse ihre
politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt durchsetzt) verarbeitet, ist wohl einer der Schlüssel dafür, dass
sich Schiller von der Revolution abwendet.
Was Schiller an der
Revolution so schockiert, ist "die dionysische Entgrenzung der
Volksmassen – darunter namentlich diejenige der Frauen" (ebd.).
Was er über ▪ den
Marsch der Frauen nach Versailles am 6. Oktober 1789 erfährt,
kann er nicht wie die von der Revolution Begeisterten einfach als
Kollateralschäden eines grundsätzlich zu bejahenden revolutionären
Prozesses werten.
Mit dem Schlachtruf "Versailles schlemmt, Paris hungert"
waren die meist aus dem Arbeiterviertel Saint-Antoine stammenden
Frauen (»Poissarden
= Fischweiber), mit Spießen und Kanonen bewaffnet und dabei von
Tausenden »Nationalgardisten
unterstützt, zum königlichen »Schloss
nach Versailles marschiert. »Ludwig
XVI. (1754-1793), der die Frauen empfangen muss, sagt
Lebensmittellieferungen zu, unterschreibt die »Erklärung der
Menschen- und Bürgerrechte vom August des gleichen Jahres, stimmt der Abschaffung der Adelsprivilegien zu und
erfüllt damit Forderungen der Nationalversammlung. Die Frauen, die über
Nacht in Versailles ausharren, dringen am nächsten Morgen gewaltsam ins
Schloss ein und zwingen den König, nach Paris umzuziehen. In einem
großen Triumphzug ziehen alle gemeinsam nach Paris. Der König lebt
fortan in den »Tuilerien,
seinem Stadtschloss in Paris.
Schiller erfährt über die Geschehnisse u. a. wahre
Horrorgeschichten, die sich historisch nicht verifizieren lassen. So
schreibt ihm »Charlotte von Lengefeld
(1766-1826), ab 1790 seine Ehefrau, dass sie in einem
Brief ihres Schwagers »Friedrich Wilhelm Beulwitz (1755-1829) aus Frankreich, von dem man nicht weiß, ob er
das ganze "mit Angstlust imaginiert" (Zelle
2005, S.413) hat, davon gelesen habe, wie einige Frauen einem
erschlagenen Soldaten der königlichen Leibwache das Herz herausgerissen
und sein Blut aus Pokalen getrunken hätten. "Es wäre weit gekommen,", so
fügt sie hinzu, "wenn sie so sehr ihre Weiblichkeit vergessen konnten." (zit. n. ebd.)
Im Übrigen wird das mehr oder weniger gleiche barbarische Verhalten auch
Frauen während der Septembermorde 1792 nachgesagt, nur dass ihre Opfer
dabei ermordete Aristokraten gewesen sein sollen. (vgl.
Bluche 1986,
S.100-102)
Dem "mythische(n) Schema bacchantischer Mänaden" (ebd.)
konnten sich Friedrich und Charlotte wie andere Zeitgenossen auch offenbar kaum entziehen,
wenn es darum ging alle diese ihnen zugetragenen furchtbaren
"Geschichten" irgendwie einzuordnen. So könnte sich zumindest erklären,
dass der "Bacchantinnentopos der Pariser Poissarden"
ihm wie eine "anarchische Triebentfesselung" (ebd.,
S.414) vorkommt, die ihn vor der zerstörerischen Menschennatur
regelrecht zurückschaudern lässt.
Der
Topos der Bacchantinnen
geht auf die griechische Mythologie zurück. Sie sind Begleiterinnen des
Gottes »Bacchus bzw.
»Dionysos,
dem Gott des Weines und des Rausches. Bacchantinnen sind
Teilnehmerinnen, sogenannte »Mänaden,
einer Kultfeier (Orgie), in deren Verlauf
Dionysos in Raserei Mania (μανία)
verfällt. Wie der Gott waren auch die Bacchantinnen, wenn sie tranken,
völlig außer sich in einem Taumel von Wahnsinn, durchstreiften die
Wälder, töteten Tiere, die sie regelrecht zerrissen. Und der Mythologie
nach wurde auch »Pentheus
auf dem »Kithairon
von seinen Tanten »Ino
und »Autonoë
und seiner Mutter »Agaue,
die ihn, da er sich verkleidet hatte, um die Mänaden zu belauschen, für
ein wildes Tier hielten, in einem bacchantischen Rausch zerfleischt.
In jedem Fall haben Friedrich Schiller solche Berichte und
Berichte von anderen
gewalttätigen Exzessen, die das Klischee des Bacchantinnentopos
bestätigten, während der Revolution so sehr beschäftigt, dass er noch zehn Jahre später in seinem ▪
Lied von der Glocke
(1800) von "Weibern" sprach, die zu "Hyänen"
werden "Und
treiben mit Entsetzen Scherz, /
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, /
Zerreißen sie des Feindes Herz." (Alt,
Bd. II 2004, S.122).
Was Schiller schon frühzeitig im Zusammenhang mit den
Entwicklungen der Französischen Revolution umtreibt, sind nicht die
ideologischen Fragen oder die konkreten politischen Konfliktlösungen,
sondern die anthropologischen Konstanten, die sich in ihren Extremen
zeigten. So gesehen scheitert die Französische Revolution nach Ansicht
Schillers auch nicht an bestimmten konkreten Gewalttaten, selbst wenn
ihn diese natürlich abgestoßen haben.
Dazu zählten auch die
»Septembermorde (frz.
Massacres de Septembre) des
Jahres 1792, einer Massenhysterie der weit mehr als tausend inhaftierte
Revolutionsgegner in einem Blutrausch ihrer Mörder und Mörderinnen zum Opfer fielen.
Und dazu kamen, so geht es in die frühe Geschichtsschreibung zur
Französischen Revolution ein, die vielen tausend Gaffer*innen, die sich aus den
Schlächtereien ein Vergnügen, eine Belustigung und ein Schauspiel
machten. (vgl.
Michelet 1847-53, dt. 1931, S.59) Sie "beobachteten mit Interesse,
auf welche Art ein jeder lief, schrie und niederfiel, den Mut, die
Feigheit, der der und der gezeigt hatte und urteilten als Kenner. Vor
allem die Frauen fanden großes Gefallen daran; war ihr erster
Widerwillen einmal überwunden, so wurden sie zu schrecklichen,
unersättlichen Zuschauern, wie rasend vor Lust und Neugier." (ebd.,S.59f.)
Und auch die öffentliche Hinrichtung »Ludwigs
XVI. (1754-1793) am 21. Januar 1793 hat letzten Endes Schiller nur
in seinen Annahmen über die anthropologischen Ursachen dieser
Gewaltexzesse bestätigt. Allerdings war er offenbar gewillt, sich aus
Abscheu vor dieser Tat, öffentlich zu positionieren und für die
Verteidigung des Königs das Wort zu ergreifen.
Am 26. August 1792 wird Schiller als einer von 17
Ausländern, darunter »Friedrich
Gottlieb Klopstock (1724-1803), »Joachim Heinrich von Campe
(1746-1818), »Johann
Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und »George
Washington (1732-1799), dem 1. Präsidenten der Vereinigten Staaten
von Amerika, von der Pariser Nationalversammlung
zum Ehrenbürger ernannt. Die
Abgeordneten wollten damit eine dem Autor aufgrund seiner Dramen ▪
Die Räuber (1781), »Die
Verschwörung des Fiesco von Genua (1782) und »Don
Karlos (1787) zugeschriebene revolutionäre Grundhaltung und
Sympathie für die Französische Revolution ehren. 1792 war er durch die
Räuber-Bearbeitung des Elsässer Dramatikers »Jean
Henri Lamartelière (1761-1830) in Paris bekannt geworden, wo das
Stück unter dem Titel Robert chef de Brigands mit nur ein paar
wenigen Änderungen, "um Karl Moors radikale Auflehnung gegen die
Gesellschaft in ein Musterdrama für jede Revolution umzuformen" (Berghahn
2007, S.579) ein Publikumserfolg war. (vgl.
Alt,
Bd. II 2004, S.125)
Mit der Eröffnung des Prozesses gegen den König am 11.
Dezember 1792, den »Louis
Antoine de Saint-Just (1767-1794) – er wird dem König gemeinsam mit
seinem Freund »Maximilien
de Robespierre (1758-1794) nur eineinhalb Jahre später am
9. Thermidor (27. Juli 1794) auf die Guillotine folgen – schon
vorher öffentlich schuldig gesprochen hatte, stellt sich Schiller dezidiert
gegen die Revolutionäre in Frankreich. (vgl.
Alt,
Bd. II 2004, S.120) Er beginnt sogar an einer Verteidigungsrede für
Ludwig XVI. zu arbeiten, weil er irgendwie naiv, sicher auch im
Bewusstsein davon, dass ihm unlängst die
französische Ehrenbürgerschaft von
der Nationalversammlung verliehen worden war, daran glaubt, als
"deutscher Schriftsteller, der sich mit Beredtsamkeit über diese
Streitfrage erklärt", "einigen Eindruck" "auf diese richtungslosen Köpfe
machen" zu können. (zit. n.
ebd.)
Für eine Weile überlegt er sogar, zusammen mit »Wilhelm von Humboldt
(1767-1835) selbst nach Paris zu reisen "und durch einen Auftritt vor der
Nationalversammlung die Position des Königs zu stärken." (ebd.),
S.121) Jetzt scheint ihm jedenfalls die Zeit gekommen, "wo man", wie er
in einem Brief am 21. Dezember 1792 an seinen Freund »Christian
Gottfried Körner (1756-1831) schreibt, "öffentlich sprechen muss."
(zit. n.
Safranski 2004, S.363)
Was er dafür aufgeschrieben hat, ist leider nicht
erhalten. Und so lässt sich mit
Safranski
(2004, S.363) nur spekulieren, was er als "Republikaner im Sinne
Montesquieus" (ebd.)
wohl der französischen Nation hätte sagen wollen: "Herrschaft der auf
Menschenrechte gegründeten Gesetze statt persönlicher Willkür. Diese
Herrschaft der Gesetze war auch in der konstitutionellen Monarchie
möglich, für sie hätte er wohl Partei ergriffen, gegen Willkür und
Pöbelherrschaft unter dem Deckmantel der Demokratie. Das Vorgehen des
Nationalkonvents gegen den König, für den Schiller sonst wenig Sympathie
empfand, was für ihn ein schlimmes Beispiel für die Tyrannei der
Mehrheit. Daher wäre Schiller in seiner Denkschrift zwar für die
Freiheit eingetreten, hätte aber ihre strenge Bindung an Recht und
Gesetz eingefordert." (ebd.)
Als sich der Prozess gegen den König in Paris aber zusehends
gegen den König wendet und die Nationalversammlung mit 70 Stimmen
Mehrheit den Weg für die Hinrichtung des Königs freimacht, gibt er
das Vorhaben auf, resigniert und äußert sich vollkommen verbittert
über den Willkürakt dieser "elenden Schindersknechte". (zit. n.
Alt,
Bd. II 2004, S.122) Schillers Haltung zur Revolution, die anfangs durchaus
wohlwollend gewesen sein mag, sich aber schon nach den ersten Gewaltexzessen in
Frankreich gewandelt hatte, ist damit an einem grundsätzlichen
Wendepunkt angelangt.
Aber auch schon zuvor hatte er das revolutionäre
Intermezzo der ersten Republikgründung auf deutschem Boden im Schutz
französischer Bajonette, die so genannte »Mainzer
Republik (1792/93), in der »Georg
Forster (1754-1794), den er bis dahin als Prosaschreiber,
Naturforscher, Weltreisenden und Aufklärer, durchaus zu schätzen weiß,
und vor allem sein Freund »Ludwig
Ferdinand Huber (1764-1804) eine führende Rolle spielten, schon klar
abgelehnt. (vgl.
Safranski
2004, S.365) Dabei hatte Schillers Verurteilung seines Freundes aber
auch persönliche Gründe, da dieser mit Georg Forsters Ehefrau »Therese
Forster (1764-1829), geb. »Heyne,
die er später nach dem Tod Forsters heiratet, ein Verhältnis hat, und
dafür seine langjährige Verlobte »Dora
Stock (1759-1832), einer Schwägerin »Christian
Gottfried Körners (1756-1831), für die Schiller Partei ergreift,
sitzen lässt. Dabei geht "Schillers Groll gegen Huber" aber, wie
Safranski
(2004, S.366) betont, "über das Persönliche hinaus. Er nahm ihn als
Beispiel dafür, dass die gegenwärtige Revolution nicht die innerlich
freien Menschen anzieht, sondern [...] getriebene und umgetriebene
Menschen, nicht charakterfest genug, um ihr Leben in Ordnung zu
bringen."
Schiller sieht wohl in alldem nur noch die Bestätigung
seiner anthropologischen Annahmen (vgl.
Zelle 2005, S.414). Seine politische Schlussfolgerung: "Bevor man dem
Bürger eine Verfassung geben könne, [...] müsse man vielmehr für die
Verfassung Bürger erschaffen." (ebd.,
S.415)
Das Mittel und der Weg dazu: Schillers mit universellem
Anspruch vertretenes ▪ Konzept der ästhetischen Erziehung des
Menschengeschlechts, das "von der Erfahrung der Französischen Revolution
unablösbar (ist)". (Plumpe
1993, S.109)
Überwunden werden kann nach Schillers Konzept diese verhängnisvolle
Kettung menschlichen Handelns an seine destruktiven Triebe nur durch
Erziehung des Menschen, die den "rohe(n)
gesetzlosen Triebe(n)" der "niedern
Klassen", "die
sich nach aufgelöstem Band der bürgerlichen Ordnung entfesseln und mit unlenksamer Wut zu ihrer tierischen
Befriedigung eilen" (Schiller,
Über die ästhetische Erziehung, 5. Brief) ebenso entgegenwirken
muss, wie der »Erschlaffung
der Kultur in den »zivilisierten Klassen«, damit der Mensch im
aufgeklärten Zeitalter nicht noch über den jederzeit möglichen Rückfall
in seine tierische Natur ins »Teuflische« hinabstürzt. (vgl. (vgl.
Zelle 2005, S.414))
Sein Konzept der ▪
ästhetischen Erziehung, das groß
angelegte Programm seiner Volks- und der Fürstenerziehung, trägt diesen
Grundüberzeugungen Rechnung.
Indem
er z. B. wie mit seinem Drama »Don
Karlos (1786) den Fürsten einen Spiegel vorhielt, wenn sie ein aufgeklärtes
Image pflegten, "ohne den universellen Ideen von menschlicher Freiheit
und Würde gerecht zu werden" (Berghahn
2007, S.581), zeigt sich darin auch einer der Wege zu seinem "Utopia, ein(em) aufgeklärte(n) »neue(n) Staat«, in welchem eine konstitutionelle
Monarchie, Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für die Untertanen
garantiert." (ebd.)
Als die von »Georges
Danton (1759-1794), dem Justizminister und Leiter des 1. »Wohlfahrtsausschusses,
und »Ètienne
Clavière (1735-1793), dem damaligen Finanzminister, unterzeichnete
Dokument seiner französischen Ehrenbürgerschaft Schiller fast sechs
Jahre später, im März 1798, erreicht, waren die beiden Unterzeichner
längst selbst Opfer der Terrorherrschaft des Wohlfahrtsausschusses unter
Leitung »Maximilien
de Robespierres (1758-1794) geworden und Schiller hatte sich längst
nicht nur von diesen "elenden Schindersknechten",
sondern auch von der Revolution als solcher losgesagt.
Dass die französische Ehrenbürgerwürde bei Hofe nicht
gerade Begeisterung auslöste, zumal Herzog »Karl
August (1757-1826) im »ersten
Koalitionskrieg während des
»ersten
und »zweiten
Feldzuges vom Juni 1792 bis Dezember 1793 an der Seite Preußens in
den Krieg gegen die französischen Revolutionäre zog, versteht sich,
weshalb Schiller sicher auch davon nicht sonderlich Aufhebens machte.
Dass er darin aber dennoch eine besondere Auszeichnung sah, die für ihn
nicht unbedingt für eine revolutionär-republikanische Gesinnung stand,
sondern für seine Zustimmung zu ihren Idealen von Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit zeigt, dass er nach seiner Nobilitierung in den
Adelskalender von 1803, sehr zum Missfallen des Herzogs, aufnehmen
lässt: "Herr D, F. v. Schiller, Bürger von Frankreich, Herzoglich
Großmeininingischer Hofrat". ( zit. n.
ebd.,
S.125).
Im November 1802 nämlich war Schiller mit dem von Kaiser
Franz II. in Wien unterzeichneten Reichsadelsdiplom in den Adelsstand
erhoben worden. Schiller, dem dies, wie er in einem Brief notierte,
"ziemlich gleichgültig" war (zit. n.
Oellers 2005,
S.95), war dennoch darüber froh, weil es die gesellschaftliche
Asymmetrie der beiden Von-Lengefeld-Schwestern, seiner Ehefrau »Charlotte
Schiller (1766-1826), die ihr "Von" bei der Heirat mit Friedrich
Schiller verloren hatte, und ihrer Schwester »Karoline
von Wolzogen (1763-1847) beseitigte, von denen nur Karoline Zugang
zum Weimarer Hof besaß. (vgl.
ebd.)