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Fabel und
▪ Parabel
sind, sieht man von parabolischen Großformen wie sie bei Dramen
oder Romanen bzw. Novellen vorkommen können, in der Regel
Erzähltexte mit einem vergleichsweise kleinen Umfang. Anders
ausgedrückt: Fabel und Parabel sind Formen der epischen
Kurzprosa.
Aufgepasst: Daneben gibt es aber auch noch den
Begriff "Fabel"
als Fachterminus der Erzähltechnik. Darunter versteht man dann
die kürzestmögliche Zusammenfassung des
Inhalts eines epischen (Erzähltext) oder dramatischen Textes
(Text für ein Theaterstück).
Die
▪ Parabel ist nicht einfach eine
Textsorte
wie jede andere. Sie lässt sich nicht so ohne weiteres in ein
System einordnen und die Textsorten, die mit ihr als verwandt
gelten, sind dies oft so, dass sie nur vordergründig eine
ausgesprochen hohe Ähnlichkeit mit ihr besitzen.
Oft wird die Parabel mit mehr oder minder verwandten Textsorten
wie der
Fabel, der
Allegorie
oder dem
Gleichnis
sowie der
Kurzgeschichte
in einem Atemzug genannt. Und in der Tat gibt es, zumindest was die
ersten drei genannten literarischen Formen betrifft, oft nicht viel und
schon gar nicht in letzter Konsequenz Trennscharfes, was diese
literarischen Formen, die jede auf ihre Weise das "uneigentliche
Sprechen" praktizieren, voneinander unterscheiden. Und für manche
ist die Parabel wie das
Gleichnis
ohnehin
eine übergeordnete Form, die in verschiedenen
Literaturgattungen zu Hause ist.
Wie Fabel ist
die Parabel ein vergleichsweise kurzer Erzähltext. Allerdings
würde auch das Kriterium der Kürze nicht sehr viel aussagen.
Was sie aber
wirklich voneinander unterscheidet, ist etwas andres. Die •
Figuren, die in einer Fabel
vorkommen, stammen im Allgemeinen aus der Tierwelt oder gehören
zu anderen nicht-menschlichen Bereichen. Die Tiere, die darin
vorkommen (z. B. der Löwe, der Rabe, der Fuchs, die Eiche, etc.)
verhalten sich, denken und sprechen so, wie dies sonst nur die
Menschen tun. Die Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von
Vermenschlichung bzw. Anthropomorphisierung.
Wer eine Fabel
liest, das weiß jeder, der damit hin und wieder zu tun hat, soll
eine Lehre vermittelt bekommen. Dies tut sie im Allgemeinen in
einfachen Bildern, die, das zeigen die oft abschließenden
Lehrsätze, einen Sachverhalt belegen.
Ähnlich wie die Parabel weist auch die Fabel eine Doppelstruktur
auf. Sie besitzt einen Bildteil, der in dem erzählten Geschehen bzw.
der erzählten Handlung besteht, und einen Sachteil, auf den sie sich
mit ihrer Lehre bezieht. Dabei muss die Lehre einer Fabel, die
oft am Ende direkt genannt wird, nicht zwingend vorhanden sein,
weil das, worauf sie mit ihren einfachen Bildern hinauswill,
auch ohne eine explizite Formulierung verständlich ist.
Was die Fabel
mit dem • Typ der traditionellen Parabel
gemeinsam hat, ist ihre didaktische Funktion. Beide wollen ihren
Lesern in einer Art Lehrer-Schüler-Verhältnis eine Lehre
vermitteln, die alle diejenigen verstehen können, die den oft
religiös geprägten Sinnhorizont mit ihr teilen. Allen, die diese
können, geben sie eine Art Sinnversprechen, was beide von den
modernen Parabeln aber grundlegend
unterscheidet.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
24.09.2024