Die nachfolgenden Korrekturbemerkungen beziehen sich auf Probleme bei
der Interpretation von
Franz Kafkas Parabel »Heimkehr«
im Rahmen einer schulischen Klausuraufgabe. Es handelt sich um
Vorschläge für ein individuelles und zugleich standardisiertes Feedback
Sie können als Textbausteine in die Dokumentvorlage eines Word-Dokuments
mit dem vorstehenden Kürzel eingefügt werden, und über die
Autotext-Funktion auch damit wieder aufgerufen werden. Sie können
darüber hinaus auch stets ergänzt und erweitert werden.
Ausgehend vom vorliegenden Htlml-Dokument können die Textbausteine auch
per Drag and Drop in ein individuelles Feedbackformular eingefügt werden
und dort nach Belieben modifiziert werden.
BIOGRAPHISCHER ANSATZ
kaf1bio30 |
Biographischer Ansatz (-) / Textbezug (-) |
Sie haben Ihr biographisches
Wissen für die Interpretation z. T. gelungen in Ansatz gebracht. Allerdings sollten Sie auch dabei auf den nötigen Textbezug
achten, also vorwiegend jene biographischen Gesichtspunkte heranziehen,
die die von Ihnen erarbeitete Interpretation weiter entfaltet und
vertieft.
INHALTLICHE ERFASSUNG -
INHALTLICHE ANALYSE
kaf1i2 |
Inhalt (+) / Handlungsverlauf (+) |
Sie haben den Inhalt
unter Berücksichtigung der Gliederung des Handlungsverlaufs gut
erfasst, und dabei die wesentlichen Besonderheiten der verschiedenen
Situationen, in die das Erzähler-Ich gerät, analysiert.
kaf1i10 |
Inhalt (-) / (äußerer ) Handlungsverlauf ohne Gliederung in
Situationen (-) |
Sie haben den Inhalt der
Parabel nicht genau genug erfasst. Dies liegt u. a. daran, dass Sie den
äußeren Handlungsverlauf nicht in einzelne Situationen
gegliedert haben ( z.B. Ankunft am Hof, Überqueren des Hofes, vor der
Küchentüre). Damit hätten Sie u. U. die eintretende Verunsicherung des
Erzähler-Ichs besser herausarbeiten können, die um so größer wird, je
näher es räumlich gesehen an das Ziel seiner "Heimkehr " herankommt. Der
Widerspruch zwischen äußerer und innerer Heimkehr wäre dann deutlicher
erkennbar gewesen.
Aus der Zusammenstellung des Handlungsverlaufs könnte sich eine
Gliederung in Situationen ergeben, in denen sich das Erzähler-Ich
befindet oder denen sich das Erzähler-Ich sich ausgesetzt sieht, z.B.:
-
Ankunft/"Heimkehr" des
Sohnes am väterlichen Hof, der auf ihn einen unheimlichen und
abweisenden Eindruck macht
-
zunächst
Selbstvergewisserung über "Heimkehr", dann zusehends Verunsicherung
über Haltung der im Hof Anwesenden und daraus resultierende
emotionale Unsicherheit des Erzähler-Ichs
-
Angst des
Erzählers durch Klopfen an der Küchentüre auf sich aufmerksam zu
machen, die "Beziehungssperre" Tür zu überwinden
-
Beklemmung beim Lauschen
ertappt/entlarvt zu werden
-
Distanzierungsversuch
des Erzähler-Ichs (man) und Gefühl zunehmender Fremdheit;
Entfremdung und/oder Befremdung
-
Bloß vorgestelltes, vom
Zufall herbeigeführtes Zusammentreffen mit einer der in der Küche
befindlichen Personen ermöglicht keine echte Begegnung/Heimkehr
Gerade bei so kurzen, aber
äußerst dichten Parabeltexten ist es also erforderlich ,"mit der Lupe"
an die Textelemente heranzugehen.
kaf1i15 |
Inhalt (-) / Handlungsverlauf / Textbeispiele(-) |
Sie haben den (äußeren)
Handlungsverlauf nicht hinreichend berücksichtigt. Einige Beispiele
sollen Ihnen zunächst einmal zeigen, wie genau das Verhalten des
Erzähler-Ichs zu betrachten wäre.
Erzähler-Ich
-
ist zurückgekehrt
-
blickt sich um
-
ist im alten Hof des
Vaters
-
sagt sich: ich bin
angekommen
-
überlegt, wer ihn
empfangen könnte
-
geht davon aus, daß
man auf es warte
-
blickt auf die
Küchentüre
-
vergewissert sich
über seine Empfindungen
-
fühlt sich unsicher
-
hat Bedeutung der
Dinge vergessen bzw. nie erkannt
-
überlegt, welchen
Nutzen es den hinter der Türe Sitzenden bringen könne
-
fragt sich, was es
ihnen bedeute
-
wagt nicht zu
klopfen
-
horcht aus der Ferne
-
will nicht als
Horcher ertappt werden
-
erhorcht nichts
-
hört nur einen
leichten Uhrenschlag herüber aus den Kindertagen
-
nimmt an, dass die
in der Küche Befindlichen ein Geheimnis vor ihm haben
-
verallgemeinert/distanziert sich (man)
-
gerät in
Selbstzweifel
Aus
dieser Zusammenstellung des Handlungsverlaufs könnte sich eine
Gliederung in Situationen ergeben, in denen sich das Erzähler-Ich
befindet oder denen sich das Erzähler-Ich ausgesetzt sieht, z.B.:
-
Ankunft/"Heimkehr" des
Sohnes am väterlichen Hof, der auf ihn einen unheimlichen und
abweisenden Eindruck macht
-
zunächst
Selbstvergewisserung über "Heimkehr", dann zusehends Verunsicherung
über Haltung der im Hof Anwesenden und daraus resultierende
emotionale Unsicherheit des Erzähler-Ichs
-
Angst des Erzählers
durch Klopfen an der Küchentüre auf sich aufmerksam zu machen, die
"Beziehungssperre" Tür zu überwinden
-
Beklemmung beim Lauschen
ertappt/entlarvt zu werden
-
Distanzierungsversuch
des Erzähler-Ichs (man) und Gefühl zunehmender Fremdheit,
Entfremdung und/oder Befremdung
-
Bloß vorgestelltes, vom
Zufall herbeigeführtes Zusammentreffen mit einer der in der Küche
befindlichen Personen ermöglicht keine echte Begegnung/Heimkehr
SCHLÜSSELBEGRIFFE
ZUR INTERPRETATION
kaf1i17 |
Schlüsselbegriffe:
Orientierungslosigkeit / Beziehungslosigkeit (-) |
Einige wichtige Schlüsselbegriffe zum Verständnis der Parabolik Franz Kafkas
(Orientierungslosigkeit, Beziehungslosigkeit etc.) haben in Ihre
Interpretation keinen oder nur einen geringen Eingang gefunden. Dies
dürfte ein Grund dafür sein, das der ein oder andere Gedanke bei
der Interpretation verflacht.
RAUMGESTALTUNG -
RAUMELEMENTE
kaf1i20 |
Raumelemente
(-) / Textbeispiele (-) |
Sie haben einige Raumelemente des Bildbereichs betrachtet und z. T. zur Übertragung
in einen möglichen Sachbereich herangezogen. Allerdings bleiben von den
strukturbildenden Raumelementen auch eine Reihe außer Betracht.
Vergleichen Sie einmal die in der nachfolgenden Aufstellung
angesprochenen Raumelemente mit denen, die Sie in Ihrer Arbeit
herangezogen haben.
Strukturbildende
(= den Inhalt bestimmende)
Raumelemente des Textes sind:
Diese Elemente in ihrer
Gesamtheit zunächst einmal zu erfassen, ist eine der Voraussetzungen für
eine gelungene Interpretation.
kaf1i30 |
Raumelemente
(-) / Funktion im Bildbereich (-) |
Eine genaue Auflistung und
Erfassung der strukturbildenden Raumelemente allein genügt für die
Analyse des Bildbereichs nicht. Hinzukommen muss die Interpretation
ihrer Funktion im Rahmen des Bildbereichs selbst. Nur wenn dieses
In-Bezug-Setzen der Elemente des Bildbereichs zueinander gelingt, können
die Beziehungen der Elemente zueinander auch für die nachfolgende
Übertragung in einen möglichen Sachbereich fruchtbar gemacht werden.
Bevor Sie sich also an die Übertragung des Bildbereichs auf den
Sachbereich machen, sollten Sie Funktion der Elemente im Bildbereich
genauer ins Auge fassen und beschreiben.
kaf1i30a |
Raumelemente
(-) / Interpretation im Bildbereich (-) |
Bei dem vorliegenden Text
von Franz Kafka könnte man die Raumelemente des Bildbereichs
zunächst einmal danach ordnen, welchen Gefühlswert sie für das
Erzähler-Ich haben bzw. haben könnten. Zu untersuchen wäre demgemäß
anhand der sprachlichen Darbietung der Raumelemente (Attribuierungen,
Kontext, Bewertungen), wie das Erzähler-Ich diese Raumelemente
wahrnimmt.
Zu denken wäre dabei u. a. an:
-
des Vaters alter Hof
-
Pfütze in der
Mitte
-
altes,
unbrauchbares Gerät, ineinanderverfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe
-
Katze lauert
-
zerrissenes
Tuch
-
Schornstein [Wärme]
-
Rauch [Wärme]
-
kalt steht
Stück neben Stück
-
leichter
Uhr(enschlag)
SPRACHLICHE ANALYSE
Die sprachlichen
Besonderheiten des Parabeltextes (distanziert sachlich wirkender
Stil, asyndetische Reihung zu Beginn, gleichartiger Satzbauplan mit
Spitzenstellung des Ich-Personalpronomens, Übergang zu Fragesätzen in
W-Form, Wiederholungen, Konjunktivgebrauch, Ellipsen, usw.) werden
von Ihnen nur zum Teil erfasst und für die Interpretation herangezogen.
Sie haben zwar einige
wenige sprachliche Eigenheiten der Parabel angesprochen, doch
gelingt es Ihnen nicht, sie für die Interpretation
nutzbar zu machen.
Die sprachliche Analyse
des Textes ist ohne hinreichende Bindung an die gemachten Interpretationsaussagen. Sie sollten sich daher mehr bemühen, die
Funktion der sprachlichen Gestaltungselemente für die Gesamtaussage des
Textes besser zu berücksichtigen.
Die sprachlichen Besonderheiten des Textes wie der
distanziert
sachlich wirkende Stil, die asyndetische Reihung zu Beginn, der
gleichartige Satzbauplan mit Spitzenstellung des Ich-Personalpronomens,
der Übergang zu Fragesätzen in W-Form, die Wiederholungen, der
Konjunktivgebrauch, Ellipsen, usw. sind nicht erfasst.