▪
Urheberrecht
im Internet kennen und anwenden
▪
Überblick
▪
Über CC-Lizensen zur Shared
Culture im Bildungsbereich
▪
Plagiate aufdecken
▪
Überblick
▪
Hinweise auf
mögliche Plagiate
▪
Plagiate aus
dem Internet
▪
FAQ: "Was im Internet steht, gehört doch allen! Oder?
Zitieren oder sich mit anderen Federn
schmücken?
Eine
deutsche Redensart
lautet: Sich mit anderen Federn schmücken. Die Wendung auf die
nachfolgende alte ▪
Fabel »"Der
Pfau und die Dohle" von »Aesop (um
600 v. Chr.) zurück:
"Ein Pfau und
eine Dohle stritten sich um die Vorzüge ihrer Eigenschaften. Der
Pfau brüstete sich mit dem Glanz, der Farbe und der Größe seiner
Federn.
Die Dohle gab all
dieses zu und bemerkte nur, daß alle diese Schönheiten zur
Hauptsache nicht taugten – zum Fliegen. Sie flog auf, und
beschämt blieb der Pfau zurück.
Sei nicht
stolz auf bloß äußerliche Vorzüge."
Die Fabel wurde im Laufe der Zeit leicht
verändert. Auch der römische Fabeldichter
Phaedrus (um 20/15 v. Chr. - 50/60 n. Chr.) hat die
ursprüngliche Fabel verändert und die moralischen
Sentenz am Ende
anders formuliert. In der Übersetzung von
Siebelis (1857) lautet ihr Titel und Wortlaut in verslosen
Jamben:
"Die hochmütige Dohle und der Pfau
Daß dich's nicht
lüst' om fremdem Schmuck zu prangen,
Vielmehr im eignen
Kleid und Stand zu bleiben,
Hat dir Aesop dieß
Beispiel aufgestellt.
Von eitlem Stolz
gebläht hob eine Dohle
Die Federn auf,
die einem Pfau entfallen,
Staffirt sich aus
und mischt sich dann, die Schwestern
Verachtend, in die
prächt'ge Schaar der Pfauen.
Die reißen ihr den
angemaßten Putz ab
Und hacken sie
hinaus. Arg zugerichtet
Kehrt zögernd und
beschämt sie zu den Ihren;
Doch die auch
jagten Sie mit Schanden fort.
Da sprach zu ihr
der erst Verschmähten eine:
» Hätt'st du mit
unserem Range dich befriedigt
Und, was Natur dir
gab, dir g'nügen lassen,
Litt'st weder dort
du schmähliche Verhöhnung
Noch trieb' man
hier dich aus in deinem Unglück.«
Die Fabel, die im
Verlauf ihrer Geschichte auch statt Dohle, die Bezeichnung Krähe im
Titel führte, soll nach
Weinzierl (1797) angesichts der Tatsache, dass "seine honigsüßen
Gedichte" von Autoren seiner Zeit , als es noch keinerlei
Urheberrecht gab, immer wieder
plagiatiert
wurden, die Botschaft von Phaedrus transportieren: "Der Dichterling,
der fremde Schätze stilt,/ Erbau sich an der Krähe Bild."
Dass der Schluss der
Fabel in ihren modernen Adaptionen heute vor allem mit der
Sentenz:
"Schmücke dich
nicht mit fremden Federn" wiedergegeben wird, zeigt, wie sich
die Redensart, die sich auch auf Gebräuche bei der Jagd auf
Federwild bezieht, bei der sich ein Jäger als Jagdtrophäe mit Federn
des erlegten Vogels schmückte, mit den ursprünglichen Fabelversionen
verbunden hat.
Sich mit fremden
Federn schmücken (wollen), zielt also auf bestimmte Wirkungen beim
Zitieren, dessen Urheber verschleiert werden soll, um sich selbst an
dessen Stelle zu setzen. Wer Zitate in dieser Weise verwendet, nutzt
sie auch in der Regel zur
Selbststilisierung.
Zitieren in
Argumentation und Kommunikation
Neben der Funktion
der Selbststilisierung kann das Zitieren in der Alltagskommunikation
noch weitere Funktionen haben, z. B.
Zitieren im
Zusammenhang mit der wissenschaftlichen und schulischen Arbeit mit
Medien
Im Zusammenhang
wissenschaftlicher und schulischer Arbeit mit Medien
unterschiedlicher Art ist das Zitieren eine grundlegende
Arbeitstechnik, die bestimmten Regeln folgt. Dabei haben Zitate eine
mehr oder weniger genau umgrenzte Funktion.
Auf die besondere
Bedeutung von Zitaten im Konzept der sogenannten »Intertextualität,
das davon ausgeht, dass sich alle Texte intertextuelle Bezüge
aufweisen und damit jeder Text "als Mosaik von Zitaten auf(baut),
jeder Text (...) Absorption und Transformation eines anderen Textes
(ist)" (Kristeva
1972, S.348, zit. n.
Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 52013,
S.349), kann hier nur verwiesen werden.
Zitate sind in der
modernen Mediengesellschaft längst nicht mehr auf "wörtliche oder
nichtwörtliche (sinngemäße) Übernahme oder Wiedergabe schriftlicher
oder mündlicher Äußerungen anderer" beschränkt (Rückriem, Stary & Frank, 1987, S. 187).
Schon in
vordigitaler war dies so, ist aber heute in der Welt digitaler
Medien unmittelbar einsichtig. Sämtliche Medienprodukte können
nämlich oft nur mit einem Mausklick kopiert werden, egal ob es sich
um ein Wort, eine Wendung, einen Satz, einen Vers, einen längeren
Textauszug oder einen gesamten Text handelt oder ein Foto, ein Bild
oder Bildausschnitt, eine Grafik, ein Video oder ein Musikstück etc.
aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und ggf. bearbeitet wird.
Digitales Kopieren
ist indessen nur eine Technik der Informationsentnahme, die durchaus
auch den Zwecken des Zitierens dienen kann. Worauf es aber beim
Zitieren ankommt, ist schließlich etwas anderes als das Kopieren.
Zitate nennen
nämlich den Verfasser, meistens auch die Quelle (Quellenangabe) und
machen dies durch besondere "Hinweise im Text, sei es durch Fußnoten
oder Anmerkungen, im Druck meist durch graph. Auszeichnung (Anführungszeichen,
Kursivdruck etc.)" (Metzler
Literaturlexikon 21990, S. 511) deutlich.
Lediglich bei
Zitaten, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben und bei denen im
Allgemeinen nicht die Gefahr besteht, dass sich
jemand mit fremden
Federn schmücken will, wie z. B. bei geflügelten Worten ("Die
Akt im Haus erspart den Zimmermann") kann man, auf solche Angaben
verzichten.
Im Allgemeinen also
gilt: Die Kenntlichmachung von Zitaten ist Pflicht
Beim wissenschaftlichen Arbeiten, aber auch bei verschiedenen Formen des Umganges mit
Texten in der Schule, muss die Verwendung von fremden Äußerungen oder Gedanken bei der
Übernahme in eigene Arbeiten eindeutig kenntlich gemacht werden.
Dabei müssen die unterschiedlichen ▪
Formen beim Zitieren beachtet werden.
Und man muss
die Regeln kennen, die zur Kenntlichmachung von Zitaten gelten. Diese Regeln sind für die
beiden Formen des Zitates unterschiedlich.
-
Wer also bei einer
Klausur
oder
Facharbeit in gewissen
Fächern bestimmte Textstellen aus der
Primär- bzw.
Sekundärliteratur
wörtlich "einbauen" möchte, muss dies nach bestimmten Regeln tun.
-
Ebenso muss auch derjenige, der
nur die Gedanken eines anderen in eigenen
Worten wiedergibt (paraphrasiert) deutlich machen, dass auch
dieses Gesagte eine
sinngemäße Wiedergabe von fremden Äußerungen sind.
Zitieren hat auch eine (urheber-)rechtliche
Seite
Zitieren hat stets
auch eine rechtliche Seite, denn Werke, die von jemandem geschaffen
wurden, sind, wenn nichts Gegenteiliges vom
Urheber bzw. der
Urheberin verfügt ist, ▪
urheberrechtlich geschützt. Wer gegen dessen Regeln verstößt und
"geistigen Diebstahl" begeht, kann, zum Teil sehr empfindlich,
bestraft werden.
Wer abschreibt, ohne
die Quellen kenntlich zu machen und die Schranken des Urheberrechts
missachtet, verstößt gegen das Recht an geistigem Eigentum, das für
einen Zeitraum - in der Regel 70 Jahre - bei seinem Urheber
verbleibt. Dieser geistige Diebstahl wird als Plagiat
bezeichnet.
Darunter versteht
man die unrechtmäßige Nachahmung bzw. Veröffentlichung eines
künstlerischen oder wissenschaftlichen Werkes, das von einem anderen
geschaffen worden ist. Im Zeitalter der Digitalisierung haben sich
Plagiate exponential vervielfacht. Paste and Copy, Strg+C und
Strg+V und schon ist ein in die Windows-Zwischenablage kopierter Text aus
dem Internet oder einem sonstigen elektronischen Datenträger in das gerade
geöffnete Dokument der Textverarbeitung "hineingezaubert." Viele von denen, die sich heute ungeniert mit wörtlichen Übernahmen
einzelner Passagen oder ganzer Seiten aus dem Internet "bedienen", wenn es
um die Anfertigung von Hausarbeiten, Referaten oder gar Staatsexamens- oder
Diplomarbeiten geht, tun dies im Bewusstsein damit bestenfalls ein
tolerierbares Kavaliersdelikt begangen zu haben. Und viele glauben sogar,
dass das, was im Internet von allen genutzt werden kann, auch allen
gleichermaßen gehört.
Zugleich gibt es
aber auch Apps, die es den Plagiateuren leicht machen wollen, ihren
geistigen Diebstahl zu verschleiern. Sie sollen bei der Täuschung
helfen und ▪
Hinweise auf
mögliche Plagiate ausmerzen und damit Gegenmaßnahmen
entgegenwirken. Sie bieten das automatisierte »"Umschreiben"
von Texten, kommen aber dabei in der Regel zu wenig brauchbaren
oder nur mir erheblichem Korrekturaufwand verbundenen "Lösungen".
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.01.2024
|