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Bausteine zu Schiller, Ankündigung der »Horen« (1795)

Die Selbstbestimmung der Weimarer Klassik in Schillers »Ankündigung der Horen«

Wulf Segebrecht (1983)

 
FAChbereich Deutsch
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Die persönliche Annäherung zwischen Goethe und Schiller vollzog sich langsam und unter Schwierigkeiten. Goethe verhielt sich lange reserviert; Schiller wurde in seinem Ringen um ihn zwischen neidvoller Bewunderung und unbefriedigtem Ehrgeiz hin- und hergerissen. Erst sechs Jahre nach ihrem ersten Zusammentreffen kommt es 1794 - nun allerdings in kürzester Frist . zu intensivem Gedankenaustausch, zur Vereinbarung einer Zusammenarbeit und zur Freundschaft. [...]

Die Schrift, in der die Grundlagen des Freundschaftsbundes fast vertragsmäßig festgehalten sind, ist Schillers Ankündigung der Horen vom Dezember 1794. Man kann dieses »herrliche Stück Prosa« (Thomas Mann) mit einigem Recht als das authentische und autorisierte gemeinsame Klassik-Programm von Goethe und Schiller bezeichnen; denn dass Goethe an diesem Programm aktiv mitgewirkt hat und dass Schiller hier die größtmögliche Übereinstimmung mit Goethe zu erreichen suchte, kann aufgrund der intensiven Vorgespräche als sicher gelten. Es wurden die folgenden Vereinbarungen getroffen, die zugleich als eine Selbstbestimmung der Klassik gelten können:

  1. Es soll keine Parteinahme im gegenwärtigen »Kampf politischer Meinungen und Interessen« geben, sondern die Bereitschaft, »sich über das Lieblingsthema des Tages ein strenges Stillschweigen aufzuerlegen« und den »unreinen Parteigeist« zu verbannen.

  2. Man will sich bemühen, »die politisch geteilte Welt unter der Fahne der Wahrheit wieder zu vereinigen«, indem nicht auf partikulare, sondern auf allgemeinmenschliche und zeitunabhängige Bedürfnisse eingegangen wird.

  3. Es wird ein Zusammenschluss zu einem »engen vertraulichen Zirkel« beschlossen, zu einer »Sozietät« und »achtungswürdigen Gesellschaft« der »verdienstvollsten Schriftsteller Deutschlands«, die der »leidenschaftsfreien Unterhaltung«, der »fröhlichen Zerstreuung« und der Bildung dienen.

  4. Man will das Bildungsziel verfolgen, »wahre Humanität zu befördern«. In diesem Sinne soll die Sozietät »zu dem Ideale veredelter Menschheit [...] einzelne Züge sammeln und an dem stillen Bau besserer Begriffe, reinerer Grundsätze und edlerer Sitten, von dem zuletzt alle wahre Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes abhängt, nach Vermögen geschäftig sein«.

  5. Man ist sich einig in dem Bestreben, die »Schönheit zur Vermittlerin der Wahrheit zu machen«. In diesem Sinne will man zur Versöhnung der Künste mit den Wissenschaften beitragen.

  6. Man verpflichtet sich auf die von der Antike hergeleiteten Grundwerte »Wohlanständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede« (= Horen) im Bereich der Ästhetik und des Sozialen.

  7. An jeden potentiellen weiteren Teilnehmer der Sozietät ergeht die Forderung, »sich den notwendigen Bedingungen des Instituts zu unterwerfen«.

Es ist ein umfassendes Konzept, das hier vorliegt. Auf nichts Geringeres ist es dabei abgesehen als auf eine mit höchstem künstlerischen, geistigen und moralischen Anspruch auftretende Elite, die keine Zugeständnisse an Moden und Mehrheiten macht. [...]

Das hier zutage tretende, später so viel strapazierte »klassische Menschenbild«, wie es auch in der Lyrik, vor allem in den Balladen, begegnet, lässt sich nicht ohne weiteres auf ethische Postulate reduzieren. Die »Werte« der Freundschaft, Gerechtigkeit und Wahrheit, der Wohlanständigkeit und des Friedens [...] sind vielmehr eingebettet in eine umfassende Bestimmung der Position des Menschen in seinem Verhältnis zur Geschichte, insbesondere zur Antike, zur Natur, zur Gesellschaft und zur Kunst. Im klassischen Humanitätsbegriff fließen historische, naturwissenschaftliche, zeitgeschichtliche, philosophische und ästhetische Gedanken zu einer untrennbaren Einheit zusammen.

(aus: Wulf Segebrecht 1983, S.215f., gekürzt; Aufzählung der Punkte 1 - 7 aus dem Fließtext in andere Form gebracht)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

 
   Arbeitsanregungen:
  1. Fassen Sie Programm der Klassik, wie es von Schiller in der »Ankündigung der Horen« formuliert wird,  in eigenen Worten schriftlich zusammen.

  2. Segebrecht betont, man dürfe das klassische Menschenbild nicht auf ethische Forderungen reduzieren. Womit begründet er dieses Ansicht? Erläutern Sie den Zusammenhang.

 
 
 

 
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