Filmanalyse in der
Schule
»Trailer
(engl. trail = Nachlauf) sind heute ein gängiges Marketing-Instrument,
um Kino- und Theaterproduktionen einem größeren Publikum bekannt zu
machen.
Aber auch im Fernsehen und
zur
Werbung für Computerspiele u. ä. m. werden sie immer häufiger
eingesetzt. Waren Kinotrailer früher nur im Vorprogramm eines aktuell
gezeigten Filmes im Kino selbst zu sehen, um das künftige Filmprogramm
anzuzeigen, sind heute auch auf den Kauf-DVDs eines Filmes eine ganze
Reihe von Filmtrailern zu
finden.
Vor allem aber haben die Werbetreibenden aus den verschiedenen
Branchen und Einrichtungen das Internet, und hierbei vor allem gängige Video-Sharing-Plattformen entdeckt, wo sie, wie z. B. auf YouTube auf
eigenen Kanälen Trailer zu neuen Filmen, Theateraufführungen oder
Computerspielen etc. kostenlos ins Netz stellen.
Die Trailerkonkurrenz ist indessen groß und wächst von Tag zu Tag.
Dementsprechend hat sich, ähnlich wie bei den Musik-Videoclips, das
Genre zusehends professionalisiert. Einen Trailer herzustellen ist
dementsprechend professionelles Handwerk. Er muss hohen filmästhetischen
Ansprüchen genügen, die an denen seiner Zielgruppe orientiert, deren
Aufmerksamkeit und Interesse erregt und damit den werblichen Erfolg
sichert.
Was kennzeichnet einen Trailer?
Ein Trailer ist zunächst einmal nicht mehr als ein kurzer
Film, ein Clip, von etwa 90 bis 120 Minuten Spielzeit.
Früher - man hat
Trailer schon in den Anfangszeiten des Kinofilmes im vorigen Jahrhundert
begonnen zu gestalten - konnte ein Trailer schon mal 8 Minuten lang
sein. (vgl. Klaasen
1997, S.220, Abraham
2009, S.87)
Ein Trailer ist in gewisser Hinsicht "das audiovisuelle
Pendant zum Klappentext eines Buches", muss aber als "eigenes AV-Genre
begriffen werden". (Abraham
2009, S.87)
Ein Trailer soll informieren, animieren und präsentieren. (vgl.
Klaasen
1997, S.222) Wie für andere Clips auch sind für Trailer schnelle und
harte Schnitte, die Tonmischung und oft auch ein Off-Sprecher
charakteristisch, die je nach Zielgruppe unterschiedlich ausfallen
können. So sieht ein Trailer eines Action-Filmes, der sich an das eher junge Publikum richtet,
das solche Filme gerne anschaut, eben anders aus als ein
Trailer zu einem Film, der die Generation 50+ erreichen will. Und die
Auswahl von Trailern, die in einem Kino vor dem eigentlichen Hauptfilm
gezeigt werden, orientiert sich natürlich auch an der Zielgruppe des
jeweiligen Hauptfilmes.
Trailer als Thema im Deutschunterricht
Für die Arbeit im Deutschunterricht eignen sich Trailer auf besondere
Art und Weise.
Mit ihnen lässt sich die filmische Rezeptionskompetenz
ebenso fördern wie die filmische Produktionskompetenz.
Sie eignen sich,
wegen ihrer Kürze und Komposition, auch für die schulische Filmanalyse,
soweit diese unter dem Blickwinkel der (werblichen) Funktion von
Trailern erfolgt, und berücksichtigt, dass es sich bei dem Trailer nicht
einfach um einen Zusammenschnitt von Kurzsequenzen handelt.
Im Übrigen
gibt es auch in der Regel nicht nur einen Trailer zu einem Film, sondern
es werden meist mehrere produziert, die unterschiedliche Zielgruppen, z.
B. in
den verschiedenen Ländern der Welt, ansprechen sollen. Außerdem werden
die Trailer oft lange vor Herstellung der Endfassung eines Kinofilmes
produziert und enthalten daher mitunter auch Filmmaterial, das später im
Kino gar nicht zu sehen ist.
Trailer lassen sich im Unterricht nicht zuletzt deshalb besonders gut
einsetzen, weil sie, ähnlich wie beim
Klappentext eines Buches,
"Voraussagen über Thema, Genre und Machart eines Filmes (erlauben)" und
"auf kleinem Raum filmische Mittel wie
Einstellungsgrößen,
Kamerabewegungen
und Montageformen
studierbar" machen. (Abraham
2009, S.88)
Die Arbeit mit Trailern ist dabei sehr vielfältig (vgl.
ebd.)
-
Als antizipatorischer Impuls kann ein Trailer das
assoziative
Schreiben anregen: Was sagt der Trailer über die Entwicklung der
Filmhandlung (plot) aus?
-
Trailer können selbst zum
Gegenstand der Filmanalyse
gemacht werden: Welche Möglichkeiten und Grenzen gibt es bei der
Gestaltung von Trailern?
-
Nach der Trailerpräsentation
ohne Ton einen zum Trailer und seinen Zielen passenden Text für
einen Off-Sprecher verfassen.
-
Bei Vorhandensein
verschiedener, darunter auch originalsprachlicher und deutscher Fassungen eines Trailers
können die Fassungen verglichen werden (»www.kinotrailer.de)
-
Selbst Trailer zu
selbstgedrehtem Filmmaterial herstellen, z. B. Aufnahme eines
Theaterstückes in der Schule und im Anschluss daran Produktion eines
Trailers, am besten mit klaren Längenvorgaben; auch denkbar als
Wettbewerb verschiedener Arbeitsgruppen
Fragen, mit denen sich
Kinotrailer untersuchen lassen
Stefan Stiletto (2011) stellt auf der Webseite
kinofenster.de eine Liste mit Fragen zusammen, die sich zur
Unterrichtsarbeit in einem fragend-entwickelnden Verfahren mit Trailern
eignen.
Dabei unterscheidet er zwischen zwei verschiedenen
Fragebereichen:
Fragen zur
Geschichte/Dramaturgie |
Fragen zur Filmgestaltung |
-
Wer ist die
Hauptfigur? Was erfahren wir über sie?
-
Welche Ziele
verfolgt die Hauptfigur?
-
In welcher Lage
befindet sie sich? Welche Probleme stellen sich?
-
Welche Lösung
wird angedeutet?
-
Welche anderen
Figuren treten auf? In welcher Beziehung stehen sie
zueinander?
|
-
Welche
filmgestalterischen Mittel fallen auf?
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Um welches
Filmgenre handelt es sich?
-
Welche
Genremerkmale sind erkennbar?
-
An welche
Zielgruppe richtet sich der Teaser/Trailer?
-
Warum gelingt es
dem Teaser/Trailer (nicht), Interesse für den Film zu
wecken?
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Das Angebot im Internet ist groß und vielfältig
Kinotrailer werden von verschiedenen Portalen im Internet angeboten. Auf
ihnen findet man Trailer zu aktuellen und älteren Kinofilmen, Bei allen
diesen Portalen wird freilich ein kurzer Werbespot vor dem Abspielen des
jeweiligen Trailers gezeigt.
So kann man die Trailer
herunterladen
Um mit den Trailern im
Unterricht arbeiten zu können, kann man diese herunterladen und dann
z.B. auch für die Filmanalyse nutzen.
Für den Download und das
ggf. nötige Konvertieren in ein für die Präsentation nötiges Videoformat
gibt es verschiedene Softwarelösungen:
Im übrigen einfach "googlen":
"Videodownloader"
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
08.06.2020
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