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Bausteine

Eine Traumnotiz Kafkas vom 13.2.1914 mit dem Text vergleichen

 Franz Kafka Parabeln Gibs auf

 
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Halbschlafbilder und traumanaloges Dichten

Immer wieder wurde in der Forschung die Nähe der Werke Kafkas zu Träumen betont und seine Dichtung als eine Art • Traumdichtung bezeichnet. Das hat in erster Linie nicht damit zu tun, dass Kafka zahlreiche Träume, über die er lange Jahre in seinen Tagebüchern Notizen angefertigt hat, als Stoff für seine literarischen Werke nutzt. Vor allem soll damit ausgedrückt werden, dass viele seiner Texte nach der Logik von Träumen komponiert sind (vgl. Hiebel 2008, S. 457).

In Tagebüchern und Briefen hat Kafka etwa sechzig seiner Träume festgehalten. Es sind Notizen, man nennt sie Traumnotate, in denen man nicht immer herauslesen kann, ob es sich um die Darstellung einer Halbschlafphantasie, einer Tagträumerei, eines nächtlichen Traumes oder schon um einen Erzählversuch handelt, bei der er "Möglichkeiten der erzählerischen Bildphantasie und des poetischen Entwurfs im Vorfeld der freien literarischen Erfindung" (Alt 2005/22008, S.312) ausprobiert. In jedem Fall konnte er wohl dabei lernen, wie eine Verbindung zwischen bewussten und unbewussten Vorstellungsinhalten hergestellt werden kann. Mit seinen zahlreichen, oft bruchstückhaften Traumnotaten fand er, oft sogar erst Jahre später, Material, das er entweder poetisch genutzt oder eben für immer verworfen hat. Dabei konnte er allerdings längst nicht alle "Halbschlafbilder", die er träumte, auch literarisch nutzen. Und weil dies nicht selten so war, litt er auch immer wieder darunter, als Autor zu versagen, wenn er es wieder einmal nicht schaffte, eine scheinbar noch so starke Imagination literarisch zu verarbeiten.

Tagebuchnotiz Franz Kafkas vom 13.Februar 1914

"Träume: In Berlin, durch die Straßen, zu ihrem Haus, das ruhige glückliche Bewußtsein, ich bin zwar noch nicht bei ihrem Haus, habe aber die leichte Möglichkeit, hinzukommen, werde bestimmt hinkommen. Ich sehe die Straßenzüge, an einem weißen Haus eine Aufschrift, etwa »Die Prachtsäle des Nordens« (gestern in der Zeitung gelesen), im Traum hinzugefügt »Berlin W«. Frage einen leutseligen rotnasigen alten Schutzmann, der in einer Art Dieneruniform diesmal steckt. Bekomme überausführliche Auskunft, sogar ein Geländer einer kleinen Rasenanlage in der Ferne wird mir gezeigt, an das ich der Sicherheit halber mich anhalten soll, wenn ich vorüberkomme. Dann Ratschläge, betreffend die Elektrische, die Untergrundbahn usw. Ich kann nicht mehr folgen und frage erschrocken, wohl wissend, daß ich die Entfernung unterschätze: »Das ist wohl eine halbe Stunde weit?« Er aber, der alte Mann, antwortet: »Ich bin dort in sechs Minuten.« Die Freude! Irgendein Mann, ein Schatten, ein Kamerad begleitet mich immer, ich weiß nicht, wer es ist. Habe förmlich keine Zeit, mich umzudrehn, mich seitwärts zu wenden. Wohne in Berlin in irgendeiner Pension, in der scheinbar lauter junge polnische Juden wohnen; ganz kleine Zimmer. Ich verschütte eine Wasserflasche. Einer schreibt unaufhörlich auf einer kleinen Schreibmaschine, wendet kaum den Kopf, wenn man um etwas bittet. Keine Karte von Berlin aufzutreiben. Immer sehe ich in der Hand eines ein Buch, das einem Plan ähnlich ist. Immer zeigt sich, daß er etwas ganz anderes enthält, ein Verzeichnis der Berliner Schulen, eine Steuerstatistik oder etwas Derartiges. Ich will es nicht glauben, aber man weist es mir lächelnd ganz zweifellos nach."

(Quelle: Kafka, Franz. Tagebücher 1910 - 1923 (S.296-297). BookRix. Kindle-Version. )

Halbschlafbilder und traumanaloges Dichten

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 02.02.2025


   Arbeitsanregungen
  • Vergleichen Sie die Traumnotiz mit ihrer neun Jahre später in Gibs auf gestalten poetischen Gestaltung.

  

 
 

 
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