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Fragen und
Antworten (KI) Dialog von Herr und Diener
Zu
Franz Kafkas ▪
Der
Aufbruch hat eine Schülerin die nachfolgende Textkonkretisation
verfasst. Dabei folgte sie einem Schreibauftrag, der sie aufforderte
"Leerstellen" des Ausgangstextes zu füllen und eine Vorgeschichte zu
verfassen und dabei die Handlung in unsere Gegenwart zu übertragen.
Ich hielt das alles
einfach nicht mehr aus. Zwar lag ich nicht in Ketten, aber irgendwie
fühlte mich dauern eingesperrt in unsichtbaren Fesseln meiner Existenz.
Seit meine Eltern vor drei Jahren auf der A 8 umgekommen waren, hatte
sich alles verändert. Nun lastete die ganze Verantwortung für meine
beiden jüngeren Geschwister, meinen dementen Großvater und die Bäckerei
auf mir. Jede Nacht, wenn alle anderen noch schliefen, musste ich
aufstehen, Brot und Brötchen backen, dann in den frühen Morgenstunden
die Kinder wecken, dem Großvater die Windeln wechseln und das Frühstück
fertigmachen, sehen ob im Laden, alles läuft, sich keine der
Verkäuferinnen krank oder sonstwie abgemeldet hat. Dann Buchhaltung und
für vier, fünf Stunden Schlaf, wenn Großvater in die Tagespflege
abgeholt war. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat seit drei Jahren.
Eines Morgens erwachte
ich mit dem unwiderstehlichen Drang, all dem zu entfliehen. Ich würde
fortgehen, einfach weg von hier, weg von der erstickenden Routine, der
erdrückenden Verantwortung, ja irgendwie weg von dem, der ich bis dahin
gewesen war. Ich brauchte Luft zum Atmen. Noch in der Backstube sagte
ich meinem ältesten Mitarbeiter, der schon miti meinem Vater jeden Tag
in der Backstube gewesen war: "Fritz, sieh zu, dass der Laden läuft und
hole schon mal das Auto aus der Garage."
Fritz blickte mich mit
besorgten Augen an. "Aber Chef, wohin willst du denn? Und was ist mit
Bäckerei, deinem Bruder und deiner Schwester? Was mit dem Großvater?"
"Das spielt keine
Rolle", erwiderte ich ungeduldig. "Weg von hier, das ist alles was
zählt. Je weiter, desto besser."
Fritz zögerte eine
Weile, doch er kannte mich. Wenn ich einen Entschluss gefasst hatte, war
ich nicht mehr davon abzubringen. Er holte das Auto aus der Garage und
ich stieg ein. Noch einmal klopfte er ans Fenster, das ich darauf
langsam herunterdrehte.
"Wohin fährst du denn
jetzt", fragte Fritz noch.
"Nach Las Vegas die
Sonne putzen", lächelte ich ihn kurz an. Dann aber sagte ich wieder mit
ernster Miene: "Ich weiß es nicht, einfach nur weg von hier. Immerfort
weg von hier, nur so kann ich herausfinden, was ich wirklich will."
Als ich das Fenster
wieder hochkurbelte, sah ich mein bisheriges Leben allmählich im
Rückspiegel meines Wagen verschwinden. Mein Plan: Bis zur nächsten
Straßenkreuzung einfach geradeaus, dann links, dann rechts und wieder
geradeaus, länger als vorher, aber nicht für immer. Dann wieder nach
links und immer so fort. Wohin es am Ende ging, wusste ich nicht.
Trotzdem fühlte ich mich seit langem zum ersten Mal frei und ich schaute
mit Zuversicht nach vorne. Eine Zeitlang würde der Weg, den zu gehen ich
mich entschieden hatte, mein Ziel sein, aber er würde mich auch dahin
führen, wo ich irgendwann ankommen wollte.
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Fragen und
Antworten (KI) Dialog von Herr und Diener
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.10.2024