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Bausteine
▪ Kontrollierter Dialog
▪
Amerikanische Debatte
Lügen, schwindeln und Fake News produzieren
In ▪ Wolfgang Borcherts
Kurzgeschichte
▪
»Das
Brot« bedienen sich beide Figuren der Lüge, um den jeweils anderen über
die Motive ihres Handelns hinwegzutäuschen.
Ob man die verbalen Äußerungen, die vom
jeweiligen Sprecher bzw. der jeweiligen Sprecherin in dem Gespräch
miteinander vorgebracht werden, als Lügen oder als Unwahrheit-Sagen
bezeichnet, hat mit dem zu tun, was man unter dem Begriff der Lüge
versteht und wie man das Lügen moralisch bewertet.
-
Für viele ist
Lügen, sofern dem Angelogenen nicht wirklich ein "echter"
Schaden entsteht, kein Problem. Der moralische Kompass scheint
vielen verloren gegangen zu sein.
-
Populisten in
unterschiedlichen Ländern, ob mit einem Präsidenten wie Donald
Trump in den USA oder seinen Ebenbildern in europäischen Staaten
arbeiten daran, dass sich die offenkundige Lüge als Mittel zur
Durchsetzung von Interessen auch in der politischen Kultur
westeuropäischer Demokratien etabliert. Lügen sollen, das ist
das perfide Spiel, eben einfach dazugehören, man soll sich
nichts dabei denken.
-
Und diejenigen,
die versuchen weiterhin im Dienst der Wahrheit und seriöser
Informationen unterwegs sind, müssen sich von denen, für die
Lügen zum politischen Alltagsgeschäft gehören, vorhalten lassen,
sie seien Lügenpresse oder Verbreiter von Fake News.
Schwindeln oder das Geschwindel wird
dabei umgangssprachlich von dem eigentlichen Schwindel abgesetzt.
Letzteres steht nämlich meistens für eine schwerwiegendere
Täuschung, die oft mit einer offenen, blanken oder unverschämten
Lüge (vgl.
Goffman 1959/2011, S.58) einhergehen (z. B. als Betrugsdelikt).
Mitunter ist damit auch ein "Scherz" gemeint, dessen Folgen,
besonders, wenn er im als »Fake
in den Medien platziert wird (»Deepfake,
»Fake
News) kein "Scherz" mehr sind, sondern weitreichende Folgen
haben können.
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Lügen und Täuschen
Lüge und Täuschung gehören zwar insofern
zusammen, als eine Lüge stets auch eine Täuschung darstellt.
Auf der anderen Seite müssen Lügen eine
offensichtlich falsche Aussage verbal oder nonverbal artikulieren.
Das ist bei der Täuschung nicht nötig. Wer z. B. so tut, als ob er
schlafe, um andere zu belauschen, vollzieht eine Täuschungshandlung.
Aber zur Lüge wird sie strenggenommen erst, wenn die betreffende
Person auf Nachfrage auch erklärt, dass sie geschlafen hat.
Es gibt verschiedene Arten von Lügen
Auch wenn man den Standpunkt vertreten kann, eine Lüge sei immer
eine Lüge, machen wir doch Unterschiede. So kann man in der
zwischenmenschlichen Kommunikation verschiedene Formen der
Verwendung von Unwahrheiten in der Kommunikation voneinander
unterscheiden, wobei die Grenzen natürlich fließend sind.
Mit
offenen, blanken oder vorsätzlichen Lügen will sich nicht
nur jemand einen Vorteil verschaffen, sondern nimmt dabei die einem
anderen dadurch entstehenden Nachteile x-beliebiger Art mehr oder
weniger skrupellos in Kauf.
Notlügen sind Lügen, die sowohl
derjenige, der sie verwendet, als auch diejenige, an die sie
adressiert sind, für sittlich und moralisch nicht besonders
verwerflich halten.
Zwecklügen sind Lügen, die
allgemein für zweckdienlich gehalten werden, um einen bestimmten,
falschen Eindruck aufrechtzuerhalten.
"Fromme" oder soziale
Lügen sollen den anderen schonen, vielleicht sogar schützen,
und sollen damit seinem Wohl dienen. Ziel kann es auch sein, die
Harmonie in einer Gruppe aufrechtzuerhalten.
Notorische, zwanghafte oder pathologische Lügen stellen eine
psychische Störung dar, die u. U. Symptom einer »narzisstischen
Persönlichkeitsstörung sein kann.
Als Ausreden und Ausflüchte
gelten Unwahrheiten, die nicht bewusst nicht als die moralisch und
ethisch problematische Lüge bewertet werden (vgl. Zwecklügen,
Notlügen)
Als Fake News bezeichnet man
Falschmeldungen und Lügen, die in den Medien, insbesondere in den
sozialen Netzwerken des Internets verbreitet werden, um andere
bewusst zu manipulieren.
Lügen können u. U. aber auch andere Verhaltensweisen sein
Ob etwas vom einzelnen als Lüge bewertet wird, hängt von
zahlreichen Faktoren ab. Wenn jemand immer wieder "angeschwindelt"
wird, kann und will dieses dauernde Anlügen vielleicht nicht mehr
hinnehmen. Und was dem, der seiner eigenen Ansicht nach eine Notlüge
vorbringt, erscheint dem anderen, der angelogen wird, als eine
bewusste und unverschämte Lüge.
Die Grauzonen zwischen Lügen und Wahrheit sind dazu, wie jeder
wohl aus Erfahrung weiß, groß. So können Andeutungen, taktische
Zweideutigkeiten und Dinge, die nicht vollständig mitgeteilt werden,
auch wenn dabei im strengen Sinne nicht gelogen wird, doch den
Charakter von Lügen annehmen.
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So wird auch vorgeschlagen, Informationen, die
Verhaltensweisen wie Information absichtlich nur unvollständig zu
geben (Reichhaltigkeit) oder nicht alles offenzulegen, ebenso als
Lügen anzusehen, wie bewusste Beschönigungen und Übertreibungen.
Aber auch auf eher harmlos daherkommende Verhaltensweisen, die dem
anderen nicht schaden und ihn oftmals auch schonen wie z. B. das
Taktgefühl oder diplomatische Verhaltensweisen können unter den
Begriff der Lüge fallen. (vgl.
Blanton 2007)
Lügen ist, wenn ...
Für uns jedenfalls ist es gewöhnlich
etwas gänzlich anderes, wenn wir jemanden als Lügner oder Lügnerin
bezeichnen oder wenn wir, die Äußerung von Halb- und Unwahrheiten
Schwindeln oder Flunkern nennen. Dabei dreht sich unser
Alltagsverständnis oft um die folgenden Aussagen, die unseren
persönlichen Begriff von Lüge bestimmen können.
-
Lügen bedeutet, die
Unwahrheit sagen.
-
Lügen bedeutet,
bewusst die Unwahrheit sagen.
-
Lügen bedeutet,
bewusst, um einen Vorteil zu erlangen, die Unwahrheit zu sagen.
-
Lügen bedeutet,
bewusst zu sagen, was man subjektiv für falsch hält.
(vgl.
Schmid 2000, S.52)
Lügen sind nicht wirklich ins Gesicht geschrieben
Wer lügt, zeigt nicht unbedingt äußerliche sichtbare Anzeichen,
dass er/sie die Unwahrheit sagt. Aber manchen Lügnerinnen und
Lügnern sagt man, ist die Lüge geradezu ins Gesicht geschrieben. Und
doch können nicht einmal »Lügendetektoren
mit EEG, Messung der Augentemperatur oder des Blutdrucks im Gehirn
zweifelsfrei ermitteln, ob jemand lügt.
Wir lügen nämlich durchaus unterschiedlich, manche können es gut,
andere eher schlecht. Immerhin lernen wir seit unserer frühen
Kindheit zumindest taktisch zu lügen und verbessern unsere
Fähigkeiten dabei im Laufe der Zeit. Lügen, das ist eine Erfahrung,
die die meisten Menschen machen, kann durchaus eine Erfolgsstrategie
für sozialen, beruflichen und sexuellen Erfolg sein.
Aber wir können natürlich Lügen auch durchschauen, wenn wir die
Person, die lügt, schon lange kennen. Wie weit wir dies an
Handlungen, Mimik und Gestik, paraverbalen Elementen der Sprache
(Stimme, Stimmhöhe, Lautstärke Stimmodulation etc.) einzeln oder im
Zusammenwirken feststellen können, hängt also von vielen Faktoren
ab.
Inkongruente Botschaften können auf Lügen hinweisen, können aber
auch ganz andere Botschaften enthalten. Und: je nachdem, auf
welchem Ohr die Botschaft ankommt, können sie auch unterschiedliche
Reaktionen auslösen.
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Daneben gibt es aber auch etliche Handlungen und Anzeichen, die,
da sie keineswegs eindeutig sind, allenfalls vorsichtig zu
verwendende Hinweise dafür sein können, dass jemand lügt. Solche
Anzeichen und Verhaltensweisen kommen auch bei Menschen vor, die
einfach nur unter Stress stehen.
Augenbewegung
-
Meidung
von ▪
Blickkontakt zum Gesprächspartner
-
Verdrehen
der Augen
-
häufigeres Blinzeln
-
Augen
beim Blinzeln länger geschlossen
-
weniger
häufige Augenbewegungen (starrer Blick)
-
vergrößerte Pupillen
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▪
Körpersprache: z. B. ▪
Körperhaltungen, ▪
Gesten und/oder ▪
Mimik
-
verschränkte Arme
-
Arme und
Beine werden weniger bewegt
-
Kratzen
im Gesicht, oft an der Nase
-
Rötung
des Gesichts
-
Lecken
der Lippen
-
Seitwärtsbewegung (Wanken) mit dem Oberkörper, wenn man
zu sprechen beginnt
-
Lächeln,
auch wenn es nicht zur Situation passt
-
Auswärtsdrehen der Handflächen
-
übersteigerter Ausdruck (meist im Gesicht, z. B. Runzeln
der Stirn)
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Sprache und Stimme (=
nonverbale Vokalisierungen)
Dazu zählen
prosodische Merkmale und
paraverbale Merkmale der gesprochenen Sprache wie :
-
Akzent
-
Sprechtempo
-
Pausen
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Ton
-
Intonation
-
Lautstärke
Vor allem dann
Anzeichen, wenn der Adressat der Lüge den normalen "Ton" kennt.
Ansonsten noch:
-
Zögern
(„Also, also, ähhh, also …“)
-
Abweichen
vom gewohnten Sprachmuster
-
Komplexe
Sätze können auf nochmaliges Nachfragen genauso
wiedergegeben werden
-
hohe
Tonlage der Stimme
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Die Lügen der Protagonisten in Borcherts
Kurzgeschichte "Das Brot"
In ▪
Wolfgang Borcherts
Kurzgeschichte
▪
»Das
Brot« lügen beide, die Frau und der Mann, den jeweils anderen an und
täuschen einander mit verschiedenen Handlungen.
Ihr Verhalten lässt sich auf dem
Hintergrund eigener Maßstäbe, aber auch der vorstehenden
Informationen, beurteilen. Dabei kommt es stets darauf an, diese
Beurteilung an die Aussagen des Textes so gut wie möglich zu binden.
Da diese Beurteilung erfahrungsgemäß sehr
unterschiedlich und kontrovers ausfällt, sollen ihre Ergebnisse in
den kontrollierten Bahnen des ▪
Kontrollierten Dialogs
in Form einer ▪
Pro-Contra-Diskussion oder in Form der sogenannten ▪
Amerikanischen Debatte
diskutiert werden.
Der Impuls zur Diskussion könnte die
Redensart liefern: Ist zehn mal Versagen besser als einmal Lügen?
Nehmen Sie Stellung: Sind die Mann und die Frau gleichermaßen
Lügner?
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Bausteine
▪
Kontrollierter Dialog
▪
Amerikanische Debatte
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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