teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Komposition des Dramas

Überblick

Friedrich Schiller (1759-1805): Die Räuber

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Friedrich Schiller Biographie
Werke Dramatische Werke Die Räuber Didaktische und methodische Aspekte Überblick Gesamttext /Recherche/Leseversion) Entstehungsgeschichte des Dramas Stoffgeschichte  • Verschiedene Fassungen Schiller zu den "Räubern" [ Komposition des Dramas Überblick ◄ • Bausteine ] Handlungsverlauf Figurenkonstellation Einzelne Figuren Weitere Aspekte der Analyse Sprachliche Form Rezeptionsgeschichte Textauswahl • Bausteine Links ins InternetMaria Stuart Lyrische Werke Sonstige Werke Bausteine Links ins Internet  Schreibformen Rhetorik Operatoren im Fach Deutsch
 

Szenenschema

Nach den Formkonventionen des so genannten Regeldramas (• Lehre von den drei Einheiten) durfte ein Theaterstück nur an einem einzigen Ort spielen (Einheit des Orts), nicht länger als 24 Stunden dauern (Einheit der Zeit) und nur eine einzige Haupthandlung ohne Abschweifungen (Einheit der Handlung) haben. Friedrich Schillers Drama • "Die Räuber" kennt solche engen Grenzen nicht.

Für das Theater galten zur Zeit Schillers galten aber noch vielfach diese normativen Regeln. Von ihrer konsequenten Befolgung hing dabei ab, ob ein Drama vor den Augen der zeitgenössischen Kritik / der gebildeten Öffentlichkeit bestehen konnte.

»Johann Christoph Gottsched (1700-1766), selbst Dichter, Dramaturg und einer der bedeutendsten Literaturtheoretiker der Zeit, hatte schon 1729/1730  in seinem wichtigsten Werk "Versuch einer critischen Dichtkunst" gefordert, dass anspruchsvolles Theater in Deutschland sich an die Regeln halten müsse, die bedeutende Dramatiker der französischen Klassik wie »Thomas Corneille (1625-1709) und  »Jean Racine (1639-1699) aufgestellt hatten. Nur wer diesen Regeln entsprechend ein Theaterstück aufbaute, sollte fortan auf den Beifall der gelehrten und gebildeten Öffentlichkeit rechnen dürfen. Die ästhetische Qualität sollte sich fortan aus Grad der Befolgung vorgegebener Gestaltungsnormen ergeben

Schiller ist nicht der erste, der diese Prinzipien in Frage stellte. Schon • Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781) wandte sich gegen eine mechanistische Anwendung dieser Prinzipien, auch wenn seine eigenen Stücke wie das »bürgerliche Lustspiel »"Minna von Barnhelm" (1767) oder das • »bürgerliche Trauerspiel »"Emilia Galotti" (1772) diesen noch weitgehend folgten. So wie er aber auf der "Bühne den Helden von gleichem Schrot und Korn wie wir" forderte, so wünschte er "anstelle der äußeren, oft politischen Verwicklungen, der jähen Glückswechsel und Katastrophen der älteren Tragödie (...) eine weniger weit ausladende als gefühlsintensive Handlung, die psychologisch feinmaschig aus den Figuren herausgesponnen ist und die Welt als in sich sinnhaltig erweist. Statt der theatralischen Komprimierung unter dem Gesetz der Einheiten des Ortes und der Zeit, das dem Theaterstück nur einen Ort und die Zeitspanne eines Tages zuweist und es in einen festlichen Raum des Überall und Nirgend erhebt, soll sich das Drama, wenn auch konzentriert, so dich frei und milieugerecht aus seinen räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen entwickeln. Zielt das höfische Drama auf Repräsentation, Stilisierung, Überhöhung der Natur, so verlangt Lessing Wahrheit, Menschlichkeit, Ausdruck der Natur." (Kaiser 1976b/62007, S.124f.

Die • Literaturepoche des • Sturm und Drang (1760-1785) - bahnbrechend ist hier vor allem »Johann Gottfried Herders (1744-1803) »Shakespeare-Rezeption - lässt man die Lehre von den drei Einheiten links liegen und wendet sich dem elisabethanischen Drama »William Shakespeares (1564-1616) zu, das bis dahin  gerade wegen seiner Vernachlässigung der normativen Regeln von der gelehrten Kritik immer wieder verurteilt worden war. Nun aber werden Shakespeares Dramen  mit ihrer großen Szenenvielfalt und unterschiedlichen Handlungs- und Realitätsebenen und damit anderen dramatischen "Baugesetzen" zur Folie für die Dramatiker des Sturm und Drang wie z. B. »Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737-1823)Ugolino1768) oder »Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792), dessen Komödie "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" (1774) das erste in der deutschen Literatur ist, "das die von der herkömmlichen normativen Poetik gesetzten Schranken zwischen den Gattungen überwindet und zugleich das Prinzip der Stilmischung konsequent in ein literarisches Werk umsetzt." (Karthaus 22007, S.103)

Schillers Räuber besitzen 5 Akte. Allerdings folgt es in seiner Gesamtkomposition dem pyramidalen Modell des (aristotelischen) Dramenaufbaus wie beim Drama der geschlossenen Form nicht.

Dies liegt nicht zuletzt an dem Vorhandensein verschiedener parallel verlaufender oder einander überlagernder • Handlungsstränge, die einen jeweils anderen Spannungsverlauf haben, wie die Strukturskizze der Handlungsstränge von Mittelberg/Seiffert (1997, S.25) anschaulich visualisiert

(E = Exposition, eM = erregendes Moment, stH = steigende Handlung,
H = Höhepunkt(e) - P = Peripetie, K = Katastrophe

Schiller selbst sah sich angesichts der Erwartungen der literarischen Öffentlichkeit in seinen verschiedenen Vorreden offenbar genötigt, sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, die Räuber seien schon deshalb als Theaterstück ungeeignet, weil sie die von der  normativen Regelpoetik geforderten • drei Einheiten missachteten.

In seiner • Vorrede, die noch seinem ursprünglichen Vorhaben verpflichtet ist, ein Lesedrama dem Publikum anzubieten, rechtfertigt er sich damit, dass es "eine widersinnige Zumutung" sei, "binnen drei Stunden drei außerordentliche Menschen zu erschöpfen, deren Tätigkeit von vielleicht tausend Räderchen abhänget, so wie es in der Natur der Dinge unmöglich kann gegründet sein, daß sich drei außerordentliche Menschen auch dem durchdringendsten Geisterkenner innerhalb vierundzwanzig Stunden entblößen." Er sei daher nicht in der Lage gewesen "die Fülle ineinandergedrungener Realitäten (...)  in die allzu engen Palisaden des Aristoteles und Batteux ein(zu)keilen".

 

Szenenschema

 Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 03.11.2023

   
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz