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Beim Bau der Chinesischen Mauer

Überblick

Franz Kafka (1883 - 1924)

 
FAChbereich Deutsch
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"Beim Bau der Chinesischen Mauer" ist ein von • Franz Kafka in den Jahren 1918/19 verfasster Text, den der Autor vor seinem Tode wie andere seiner Werke auch verbrannt hat. Erhalten geblieben ist er, weil er als handschriftliche Version in einem seiner Oktavhefte, in denen er Notizen, einzelne Wörter, Textfragmente und auch vollständige Texte niedergeschrieben hat. Eines dieser insgesamt acht Oktavhefte enthält, das Fragment "Beim Bau der Chinesischen Mauer" und die Erzählung »"Ein altes Blatt", die in der Wissenschaft, weil sie in einem engen motivischen und erzähltechnischen Bezug zueinander stehen und im Oktavheft nur durch wenige Zeilen eines anderen Erzählfragments voneinander abgetrennt sind, immer wieder im Zusammenhang miteinander behandelt. (vgl. Wagner 2010, S.250)

Nach seinem Tod haben Max Brod (1884-1968) und Hans-Joachim Schöps (1909-1980) die zum Nachlass des Autors zählenden Texte gesichtet und als "ungedruckte Erzählungen und Prosa aus dem Nachlass" veröffentlicht. Brod und Schöps machten im Jahr 1931 das Erzählfragment zum Titelstück des von ihnen herausgegebenen Nachlassbandes "Beim Bau der Chinesischen Mauer" als Titelstück Nachlassbandes "Beim Bau der Chinesischen Mauer".

Die von Kafka selbst aus dem Text herausgelöste Binnenerzählung • "Eine kaiserliche Botschaft" ließ der Autor selbst 1919 in der Prager Wochenschrift »Selbstwehr erstmals publizieren und hat sie 1920 auch in seine eigenhändig besorgte Auswahl von Texten in die Sammlung »"Ein Landarzt" aufgenommen. Seine Parabel • "Ein altes Blatt" war schon 1917 in der Zweimonatsschrift Marsyas erschienen.

Das Fragment "Beim Bau der Chinesischen Mauer", von dem selbst Reiner Stach (2011/42015, Kafka - Die Jahre der Erkenntnis, kindle-Version, S.653f.) sagt, dass es sich um einen Text handelt, "der sich zwischen Erzählung, Legende, politischer Reflexion und fiktiven Erinnerungen bewegt, ohne dass völlig klar würde, auf was der Ich-Erzähler hinauswill", gehört im Literaturunterricht nicht unbedingt zu den Texten Kafkas, die behandelt werden. Das hat mit dem zu tun, was Stach konstatiert, aber auch damit, dass der Text insgesamt nur durch Heranziehung komplexer Kontexte verständlich zu machen ist, die von der Literaturwissenschaft aufgeboten, in der Schule freilich kaum anschlussfähig sind. Hier sollen daher auch nur jene Aspekte zur Sprache kommen, die bei einer didaktisch reduzierten Heranziehung des gesamten Fragments, in dem die Binnenerzählung • "Eine kaiserliche Botschaft" steht, für das Verständnis diese Textes hilfreich sein können. Dies betrifft z. B. den Überblick über den • Inhalt des Fragments, aber auch weitere • Aspekte.

Das Fragment "Beim Bau der Chinesischen Mauer" ist ein in Ich-Form gehaltener fiktionaler Bericht, dessen Erzähler ein chinesischer Architekt ist, "der aus der ungewöhnlichen professionellen Doppelperspektive des Experten für Schutzbauten und für »vergleichende Völkergeschichte« über die Nomadengefahr, schutztechnische Aspekte des Mauerbaus und die politische Konstitution des chinesischen Reiches teils berichtet, teils räsoniert." (Wagner 2010, S.250)

Sein anfänglich nüchtern wirkender Bericht über den Bau der Mauer "steigert sich freilich bald in einen pathetisch-heroischen Ton, der, gleichsam am Gegenpol des Schutzes gegen die Bedrohung von Außen, als anderen möglichen Zweck des Mauerbaus die innere Einigung der Bevölkerung zum Volk durch das gemeinsame Werk erscheinen lässt." (ebd., S.251) Damit ändert sich auch die Blickrichtung des Berichtenden, die eine Verbindung zwischen der wegen ihrer Lückenhaftigkeit fragwürdigen Schutzmauer gegen die "Nordvölker" und einer "der menschlichen Wahrnehmung entzogenen »Führerschaft« prüft. [...] Nach einem versichernden Exkurs über den eher imaginären als realen Charakter der Nomadengefahr angesichts der Größe des Landes wendet sich der Bericht der politischen Verfassung (der »Einrichtung« des »Kaisertums«) zu, wobei zunächst nicht »die Lehrer des Staatsrechtes und der Geschichte an den hohen Schulen«, sondern »das Volk« befragt werden soll." Dies geschehe durch den Rekurs auf die ›Sage‹, die vom Ich-Erzähler als Binnenerzählung vorgetragene • Geschichte von der kaiserlichen Botschaft (• Eine kaiserliche Botschaft"). Dabei ist mit "Sage" nicht die Textsorte gemeint, zumal der Text deren übliche Merkmale nicht aufweist, sondern mit der Bezeichnung soll auf gleichnishafte Weise eine erste Antwort auf die Befragung des Volkes gegeben werden, es soll "also verstanden werden, als etwas, das gesagt und weitergesagt und als Weitergesagtes aufgeschrieben wird." (Niehaus 2010, S.87) Was die Binnenerzählung nahe legt, ist, dass  Kaiser, "als allgegenwärtiges Symbol das riesige Volk der Chinesen zusammenhält – freilich ohne direkte Verständigung zwischen Oben und Unten, die selbst dann nicht funktioniert, wenn sie, ausnahmsweise, von ›oben‹ gewollt ist. (Stach 2011/42015, Kafka - Die Jahre der Erkenntnis, kindle-Version, S.653f.)

Der Berichterstatter stützt sich aber bei seiner Volksbefragung nicht nur auf die mündliche Überlieferung (Sage im Sinne von Sagen, Hörensagen), sondern auch auf sein eigenes Wissen und seine eigenen Erfahrungen. Dabei, so Wagner 2010, S.251), erweise sich, "dass der Lückenhaftigkeit des Schutzes nach außen eine mangelhafte administrative und symbolische Durchdringung des Reiches nach innen entspricht: Beinahe jedes Dorf hegt seine ganz eigene Vorstellung vom Kaiser, dem so, zusätzlich zu den beiden Körpern, die die klassische Souveränitäts­lehre ihm zuschreibt (dem leiblichen und dem symbolischen), ein vielgestaltiger dritter Körper hinzu­ gefügt wird, der aus dem Geflecht der mannigfaltigen lokalen Vorstellungen besteht. Und doch erscheint, kurz vor dem Abbruch des Fragments (in einer unvollendeten Kindheitserinnerung des Erzählers an das Eintreffen der Nachricht vom Beginn des Mauerbaus in seinem Dorf), gerade diese Schwäche eines einheitliches Bildes der Macht als »eines der wichtigsten Einigungsmittel unseres Volkes«".

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.10.2024

 
 

 
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