Ein anonymer Ich-Erzähler berichtet als Zeitzeuge über den Bau der
Chinesischen Mauer. Zunächst erklärt er, wie die Mauer gebaut wurde. Sie
wurde aus vielen einzelnen Teilen gebaut. Die Mauer wurde an der Grenze
gebaut. Dabei wurden jeweils zwei Teile aufeinander zu gebaut. Wenn die
beiden Teilstücke verbunden waren, zogen die Bauarbeiter weiter und
bauten neue Teilstücke an einem anderen Ort. So konnte man die Leute
immer wieder neu begeistern und zum Arbeiten bringen. Das ganze Volk –
sogar die kleinsten Kinder – wurde schon jahrzehntelang auf den Mauerbau
vorbereitet. Die Arbeit war für die am Bau Tätigen mehr als nur Pflicht.
Sie war ein Bedürfnis, das das ganze Volk verband. Es ging um viel mehr
als nur um eine Mauer. Ein Gelehrter sagte, man könnte den Turm von
Babel mit der Mauer als Fundament doch noch bauen. Andererseits sagt der
Erzähler auch, dass es nicht sinnvoll ist, die Mauer abschnittweise zu
bauen. Die Mauer ist noch nicht fertig und kann deshalb noch nicht
schützen. Außerdem weiß man nicht, ob sie jemals fertiggestellt wurde.
Nur die oberste Führung hätte den letzten Entscheid geben können. Aber
niemand wusste, wo sie war und wer dort saß. Man versuchte, ihre
Anordnungen zu verstehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Die
Führerschaft schien allwissend zu sein. Man dachte, sie kenne jeden und
wälze ungeheure Sorgen. Außerdem dachte man, sie bestünde "wohl seit
jeher und der Beschluss des Mauerbaues gleichfalls".
Dann wendet sich der Erzähler einem anderen Thema zu. Er sagt, dass auch
der Mauerbau davon betroffen ist. Er hat herausgefunden, dass es in
China Einrichtungen gibt, die sehr klar sind und solche, die sehr unklar
sind. Das Kaisertum ist eine der Einrichtungen, über die man am
wenigsten weiß. Das Reich ist so groß, dass die Menschen in den
Provinzen den Kaiser und die Dynastie nicht kennen. Nachrichten kommen
zu spät und sind veraltet. Die Menschen sind sich nicht sicher, was wahr
ist und was nicht. Deshalb halten sie manchmal Dinge für wahr, die gar
nicht wahr sind. Und sie halten Dinge für alt, die gar nicht mehr
aktuell sind. Hier erzählt der Erzähler die Sage von der kaiserlichen
Botschaft. Die Botschaft drückt das Verhältnis zwischen Kaiser und Volk
gut aus. Das Volk hat keinen Kaiser, aber es lebt trotzdem frei und ohne
Herrschaft. Es ist sehr treu und hat gute Sitten. Aber es hält sich
nicht an die Gesetze und hört nur auf die alten Regeln.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.10.2024