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Aspekte der Analyse und Interpretation

Die allegorische Interpretation

Andreas Gryphius (1616-1664): Abend

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Andreas Gryphius (1616-1664) Lyrische Texte
Es ist alles eitel Ebenbild unseres Lebens Abend Text [ Aspekte der Analyse und Interpretation Interpretationsaspekte im Überblick Gedanklicher Aufbau des Gedichts ] Bausteine Tränen des Vaterlands Menschliches Elende Einsamkeit Thränen in schwerer Krankheit (Anno 1640)  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

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Baustein: Die argumentative Struktur des Gedichts erkennen: Dem vierfachen Schriftsinn auf der Spur

Das Gedicht ▪»Abend« von ▪ Andreas Gryphius eignet sich besonders gut, um das Verfahren der allegorischen Auslegung (Allegorese) zu demonstrieren.

Dabei ist die »Lehre vom vierfachen Schriftsinn die strukturbildende Kompositionsfigur des ▪ Sonetts.

Mit vierfachem Schriftsinn (lat. quatuor sensus scripturae) wird der vorherrschende Ansatz der christlichen Bibel-Interpretation von der Alten Kirche bis ins späte Mittelalter bezeichnet. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass ein Text, in der Regel ein Bibeltext, mit den herkömmlichen philologisch-grammatischen Verfahren zwar "buchstäblich", also dem Wortsinn nach erfassbar ist. Zugleich enthalte er aber auch Aussagen, die theologisch erschlossen werden müssen. Während Laien gewöhnlich nur den Literalsinn, den buchstäblichen Wortsinn des Textes verstehen könnten, quasi auf das Erzählte selbst beschränkt bleiben, kann ein entsprechend geschulter Gelehrter auch die weiteren drei geistlichen Sinnebenen des Textes erschließen.


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Das erste Quartett von ▪ Andreas Gryphius Sonett ▪»Abend« führt dem Leser bzw. der Leserin die Situation vor Augen und fungiert als Inventio, die den Abend vor der schon heraufziehenden Nacht beschreibt. Nach dem allgemeinen Hinweis auf den vergangenen Tag wendet sich die Blickführung von den schon am Himmel sichtbaren Steren auf die Erde, wo sich die Menschen, erschöpft von ihrem Tagwerk von den Feldern nach Hause begebe, wo inzwischen auch Ruhe eingekehrt ist und von den Tieren und Vögeln in Wald und Flur nichts mehr zu hören ist. So erscheint der Abend al solcher wie eine "Zeit des Rückzugs" (Freund 1990, S.13f.) und die abendliche Szene wirkt "wie eine Bühne, von der die Akteure abgetreten sind." (ebd.) Dass sich daraus Gefühl von Einsamkeit aufdrängt, das mit traurigen Gefühlen einhergeht, wie der letzte Vers des ersten Quartetts betont, ist indessen zwar logisch nicht zwingend, wird aber durch den Ausruf auf die vertane, im Sinne der unwiederbringlich verflossenen Zeit motiviert.

Im ersten Quartett wird, in seiner Beschränkung auf wiederkehrend Allgemeine, der eigentliche Wortsinn des Abends (sensus litteralis) thematisch entfaltet und zwar so, wie sich dieser der Sinnswahrnehmung darstellt. Zugleich stellt das erste Quartett aber die Grundlage der weiteren Argumentation dar. (vgl. ebd.)


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Schon mit der ersten Zeile des zweiten Quartetts weitet sich "die Abendsituation zum Lebensabend aus. Abend ist allgemein Endzeit, das Herannahen der Sterbestunde. Dem Wortsinn folgt im hermeneutischen Argumentationsverlauf die allegorische Auslegung, das, worauf die Situation wesentlich verweist (sensus allegoricus). Die Erscheinung ist nicht Selbstzweck, sondern nur äußere Hülle des Wesens, das es zu enthüllen gilt. Die Allegorese, das Eindringen in den tieferen Sinn führt zur Erkenntnis." (vgl. ebd.)

Der unaufhaltbare Lauf der Zeit, der mit dem Motiv der Rennbahn verglichen wird, zielt letzten Endes darauf, dass der Tod selbst unausweichlich ist. Damit steht auch die Frage im Raum, wie man angesichts dieser Tatsache, mit seinem Leben umgehen kann. Die Antwort darauf, ist die Antwort, die sich aus der moralischen Auslegung des Textes ergibt: Nur wer als gläubiger Mensch auf Gott und den göttlichen Beistand vertraut, kann das irdische Leben bestehen.

Nachdem auf diese Weise der moralische Sinn des Gedichts entfaltet worden ist, "gestaltet das abschließende Terzett den heilsgeschichtlichen Aspekt, den Verweis auf das Emporführen des Menschen (sensus anagogicus). Über den Lebensabend hinaus steht der Abend nun am Anfang eines neuen, des ewigen Morgens. [...] Der einleitend von oben nach unten geführte Blick richtet sich am Ende mit der Zuwendung zum Jenseits wieder auf. Blickführung und die aufsteigende Auslegung nach dem vierfachen Schriftsinn erweisen sich als parallel geführt. Abend und Nacht haben sich verfinstert zur Nacht der Sünde und des Todes, aus der nur die Erlösung durch Gott den rettenden Weg weisen kann." ( ebd.)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 27.01.2024

 
 

 
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