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Themabereich: Lesen
Der ▪ Lesemodus
des digitalen Lesens wird auch immer wieder als
navigierendes Lesen bezeichnet.
Digitales Lesen findet
mit digitalen Medien statt, wenn wir z. B. E-Books lesen oder auf
Internetseiten aller Art lesen. Dieser Lesemodus, bei dem es auch darum
geht,
diskontinuierliche Texte mit einer komplexen Hypertextstruktur unter
dem Blickwinkel bestimmter Informationsinteressen zu lesen, kann mit
unterschiedlichen ▪ Leseweisen und
Lesetechniken verknüpft werden. Zudem kann man, je nach Text, auch
von diesem in einen anderen Lesemodus wechseln, wenn sich das
Leseinteresse beim Lesen digitaler Texte verändert. Digitales Lesen
stellt damit in gewisser einen Hybridmodus dar, der gegenüber
unterschiedlichen Lesemodi grundsätzlich offen und durchlässig ist.
Eine besondere Rolle
spielt beim digitalen Lesen auch die ▪
Lesesituation, die an das Vorhandensein
und eine kompetente Verwendung der dafür nötigen Technik gebunden ist.

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Digitales Lesen, das von Werner
Graf (2015, S. 197f.)
dem
Modus des Lesens als Partizipation zugeordnet wird, weil die neuen
Medien eine ebenso neuartige Dynamik und Komplexität mit einer Vielfalt
unterschiedlicher Partizipationsmöglichkeiten geschaffen haben, stellen
auch neue Anforderungen an die ▪
Lesekompetenz, die vor allem bei ▪
Internetrecherchen zu bestimmten Themen auftreten.
Sie gehören zu der allgemeinen Informationskompetenz, die die Menschen
im digitalen Zeitalter in einem fortwährenden Prozess erwerben und an
die fortschreitende Medienentwicklung angepasst verfeinern und
weiterentwickeln müssen, um ihre Teilhabe am gesellschaftlichen und
kulturellen Leben und an den in ihr stattfindenden Diskursen zu
dauerhaft zu sichern.
Betrachtet man die neuen Anforderungen digitalen Lesens im Zusammenhang
mit mehr oder weniger gezielten ▪
Internetrecherchen werden, die Anforderungen an die Lese- und
Informationskompetenz schnell klar:
-
Diese liefern nämlich
Ergebnisse mit ganz unterschiedlichen, in der Regel
diskontinuierlich-hypertextuellen Textformaten.
-
Was sie in ihrem
diffusen Textangebot als Ergebnis präsentieren, sind eine Vielzahl
buntgemischter Informationen an, "die sich nicht selten gegenseitig
dementieren: Meinungsäußerungen, aus ihrem Zusammenhang gerissene
Zitate aus Büchern, Selbstdarstellungen von Institutionen, Werbung,
sachkundige oder einseitige Beiträge von Experten oder Querulanten,
Listen, Dissertationen, Rankings, subjektive Erlebnisschilderungen,
amtliche Mitteilungen und vieles mehr stehen unverbunden
nebeneinander und selbst lexikonartige Beiträge verändern ihre
Aussage und Tendenz je nach Aktivität ihrer selbstinitiativen
Bearbeiter." (ebd.,
S. 197)
Dass sich viele der
Internet angebotenen Texte oft zusammenhanglos wirken, weil sie Mängel
bei der Textkohäsion und Textkohärenz aufweisen, die Intentionen, die
sie verfolgen unklar bleiben und auch über den Text hinweisende
Sinnbezüge im Dunkeln bleiben, lässt sich zwar immer wieder feststellen,
ändert aber nichts daran, dass im Netz solche Texte im Netz vielfach
reproduziert, verlinkt, "gelilkt" oder in Chats und Foren als "bare
Münze" genommen werden und Möglichkeiten einer zum Teil vollkommen
unreflektierten Anschlusskommunikation schaffen.
Fundiertes Vorwissen als
Grundlage digitalen Lesens im Internet
Wie bei kaum einem
anderen Lesen kann das digitale Lesen unter dem Blickwinkel
informativen Lesens, von Lesekompetenz und Informationskompetenz nur
dann erfolgreich gestaltet werden, wenn ein Leser bzw. eine Leserin
über ein seinen Informationsbedürfnissen und Lesezielen angemessenes
Vorwissen verfügt, das ihm hilft, die Informationen, auf die es ihm
ankommt, zu finden, "herauszulesen" und zu beurteilen.
Dies erlaubt es ihm,
in einem ersten Schritt in Form als strategisches Quer- und
Stellenlesen oder einer orientierenden oder suchenden Lesestrategie
überhaupt festzustellen, ob ein Internetangebot überhaupt für einen
selbst relevant ist.
Darüber hinaus müssen
die Quellen eines solchen Angebots beurteilt werden, um zwischen
"seriösen" und "unseriösen" Quellen, zwischen auf (einigermaßen)
nachvollziehbare Fakten und Quellen gestützte und frei
zusammenfantasierten Informationsangeboten (z.B. »Verschwörungstheorien)
oder zwischen Fakten und Ideologie unterscheiden zu können.
Zudem gehört
natürlich auch dazu, die prinzipielle "Flüchtigkeit" der aus dem
Internet gewonnen Informationen zu berücksichtigen, da das, was
heute darin zu finden ist, morgen vielleicht wieder verschwunden
ist. Schließlich ist ein digitaler Text "lediglich ein virtuelles,
flüchtiges Abbild der elektronisch gespeicherten Daten." (Kuhn/Hagenhoff
2015, S.365)
Dass es dazu noch um
die Entwicklung von Fähigkeiten geht, die Qualität von
Internetangeboten im Hinblick auf die eigenen
Informationsbedürfnisse und Leseziele angemessen einschätzen und
beurteilen zu können.
Dies gilt
insbesondere für so genannte nutzergenerierte Texte. Solche Texte,
die für ▪ Weblogs,
▪ Microblogs
wie z. B. twitter, ▪
Wikis oder für ▪
Internetforen
geschrieben werden, wo sie in der Regel auch für die Interaktion
zwischen den Nutzern genutzt werden, haben insbesondere für
Jugendliche, Schülerinnen und Schüler eine große Bedeutung.
Ihnen wird, wenn die
Texte von jugendlichen Peers verfasst worden sind, von anderen
Jugendlichen von vornherein eine größere Relevanz für das jeweilige
Informationsinteresse zugesprochen. Zugleich wird davon wohl
erwartet, dass die manchmal auch in einem Lese-Antwort-Verfahren
produzierten Texte ein ihrem Vorwissen angemessenes
Informationsniveau haben und gut verständlich sind. Und schließlich
dürften auch lern- und leseökonomische Gesichtspunkte die Erwartung
ausprägen, dass das, was im Rahmen eines nutzergenerierten Angebots
in diesen virtuellen Räumen des Internets nur die Informationsdichte
aufweist, die man gerade benötigt.
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Themabereich: Lesen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.08.2020
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