"Wie jämmerlich stehen nun große Städte. Da zuvor
tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend
stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken: da liegen sie verbrannt,
zerfallen, zerstört, dass weder Dach, Gesparr, Thüren oder Fenster zu
sehen ist. Wie sind die mit den Kirchen umgegangen: sie haben sie
verbrannt, die Glocken weggeführt, zu Cloaken, zu Pferdeställen,
Marquetenderhäusern und Hurenwinkeln gemacht und auf die Altäre ihren
Mist gelegt. – Ach Gott, wie jämmerlich steht’s auf den Dörfern. Man
wandert bei zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh,
nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann oder
zwei alte Frauen zu finden sind. In allen Dörfern sind die Häuser voller
todten Leichname und Aeser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Gesind,
Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben und unter einander von der Pest
und Hunger erwürgt, voller Maden und Würmer, und von Wölfen, Hunden,
Krähen, Raben und Vögeln gefressen worden, weil Niemand gewesen, der sie
begraben, beklaget und beweinet hat. – Erinnert euch, ihr Städte, wie
Viele in ihrer großen Mattigkeit starben, welchen ihr nicht ein Bette
von vielen übrigen zugeworfen, welch euch aber hernach von eurem
Angesichte sind weggenommen worden. Ihr wisset, wie die Lebendigen sich
unter einander in Winkeln und Keller gerissen, geschlachtet und
gegessen: dass Viele vor den Thüren nur um einen Hund und eine Katze
gebettelt: dass die Armen in den Schindergruben Stücke von Aas
geschnitten, die Knochen zerschlagen, und mit dem Marke das Fleisch
gekochet, das ist voll Würmern gewesen.“
(Batkin, Excidium Germaniae, zit. n.
Lahnstein 1974, S. 22f.)
"Sie sagen, der schreckliche
Krieg sei jetzt vorbei. Ist aber noch nirgends ein Fried zu spüren.
Überall sind Neid, Haß und schlimmere Ding – der Krieg hat uns so
gelehrt. Die Alten sind mit der Gottlosigkeit alt worden – wie sollten
sie’s noch lassen können vor ihrem Ende? Vom Fleck stehen noch ein paar
Häuslein. Wir Leut leben wir die Tier, essen Rinden und Gras. Kein
Mensch kann sich denken, dass so etwas vor uns geschehen ist. Viele Leut
sagen, es sei jetzt gewiß, dass kein Gott ist. Die letzten Tag ziehen
fremde Leut zu, sagen aus dem Gebirg. Sprechen eine seltsame Sprach.
Scheinen mir aber allweg tüchtige Schaffer. Wollen hier bleiben, da sie
daheim vertrieben wegen Ketzerei. Der Benckheler, der Heinzmann, ich und
einer von den Fremden taten uns heint zusammen, ob wir nicht ein paar
zerfallene Häuslein könnten wieder wohnbar machen. Die andern sagen
alle, es sei ja kein Fried, die Kriegsvölker kämen sicher wieder, es sei
alles ohne Nutzen. Wir aber glauben, dass Gott und nicht verlassen hat.
Wir müssen jetzt alle beisammen stehen und Hand anlegen, inwendig und
auswendig …“
(zit. n.
Lahnstein 1974, S.26)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.12.2024
|