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Mit dem Begriff
Aufklärung
bezeichnet man eine gesamteuropäische, alle Bereiche des Lebens und
der Gesellschaft beeinflussende Bewegung, die mit ihrer zunehmend
gesellschaftskritischen Tendenz den Prozess der Säkularisierung der
modernen Welt einleitet. (vgl.
Meyers
Taschenlexikon, Geschichte Bd.1, S.127) Sie beginnt Ende des 17.
Jahrhunderts und zieht sich durch das ganze 18. Jahrhundert hin. Mit ihren
Ideen wird zu einem wichtigen Wegbereiter der Französischen Revolution
1789. Die Epoche wird häufig auch als Zeitalter der Aufklärung
bezeichnet. Innerhalb der Epoche Aufklärung kann man ferner die philosophische
Aufklärung von der literarischen Aufklärung (vgl.
Literaturepoche Aufklärung
-1720-1785) unterscheiden.
Die Aufklärung löst sich von der
religiös vermittelten und bestimmten Betrachtung der Realität und setzt
auf die vernunftbestimmte Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Danach
ist die Vernunft "die einzige und letzte Instanz, die über Methoden,
Wahrheit und Irrtum jeder Erkenntnis ebenso entscheidet wie über die
Normen des eth., polit., sozialen Handelns." (ebd.)
Dieses neue Denken wird bestimmt durch:
- Rationalismus ( = kritisches, von der Vernunft bestimmtes
Denken) und
- Empirismus ( = Ausgehen von dem durch Erfahrung
Feststellbaren)
Ausgangspunkt ist dabei immer das erkennende Ich selbst. Der
Mensch kann, weil er über eine eigene vernunftmäßige Begabung verfügt,
auch zu einer vernünftigen, sprich vollständigen und einheitlichen
Welterkenntnis gelangen. Und dazu braucht er - dies ist für die damalige
Zeit geradezu revolutionär - keine göttliche Offenbarung oder gar
Institutionen wie die Kirche, die ihm die göttliche Offenbarung
auslegen.
So steht Immanuel Kants (1724-1804)
berühmte Äußerung, Aufklärung sei
der "Ausgang der Menschen aus ihrer selbstverschuldeten
Unmündigkeit" geradezu stellvertretend für den geistigen und
gesellschaftlichen Anspruch der Aufklärung.
Wechselwirkung
von Religions-, Kirchen- und Gesellschaftskritik
Der Prozess der Aufklärung ist aber auch an bestimmte
gesellschaftliche Bedingungen gebunden. Nur wo aufklärerische Kritik
möglich ist, also die Freiheit der Meinungsäußerung und ein Klima der
Toleranz herrschen, kann sich das Denken "aus den Bindungen der
tradierten, auf Offenbarungswahrheiten gegründeten christl. Religion und
Theologie und dem durch das Christentum theolog.-metaphys. begründeten
Weltbild mit seiner Staats- und Gesellschaftsordnung" befreien. (vgl.
ebd.) Gerade die Religionskritik,
insbesondere
Voltaires,
bereitet dabei dem weiteren gesellschaftskritischen Denken den Boden.
Seine deistischen Auffassungen, wonach Gott die Menschen und die Welt zwar
erschaffen hat, dann aber in den Weltengang nicht mehr eingreift,
erschüttern die Grundfesten des seit der Renaissance mehr oder weniger
unbeschadet gebliebenen Menschen- und Weltbildes.
Aufklärerischer
Fortschrittsglaube und erzieherische Aufgabe der Aufklärung
Die Aufklärung ist gekennzeichnet von einem unbedingten Fortschrittsglauben.
Dieser Glaube an die positive Weiterentwicklung des Menschen und der
Gesellschaft resultiert aus dem Glauben an die Vernunft und dem von ihr
bedingten Erkenntnisfortschritt. Beide zielen gleichermaßen auf die
Einrichtung einer vernunftgemäßen politisch-gesellschaftlichen Ordnung
einerseits und der sittlich-autonomen Weiterentwicklung des einzelnen
Menschen andererseits.. Um diese Ziele zu erreichen, müssen Mensch und
Gesellschaft vernunftgemäßes Denken und Handeln lernen. Daraus ergibt
sich der überaus stark ausgeprägte pädagogische und didaktische
Aspekt der Aufklärung, der sich u.a. in den bevorzugten
volkstümlichen literarischen Formen oder der Entwicklung des
Bildungswesens widerspiegelt.
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