1974 ging ein Photo um die Welt. Unter den Augen der königlichen Familie
rennt ein Mann splitterfasernackt über den Rasen des Stadions von Twickenham. Die ihm nachsetzenden Ordnungskräfte greifen zwar beherzt ein,
können aber den moralischen Skandal, den das Ereignis auslöst, kaum
mindern. Und: Fortan wird "Sport", was in diesen wenigen Minuten erfunden
war: Flitzen.
Binnen kürzester
Zeit findet es auf der ganzen Welt Nachahmer, kein Großereignis,
keine Fußgängerzone, keine Brücke bleibt verschont. Noch im
gleichen Jahr "flitzen" unzählige Nackte über Straßen, Universitätsgelände
und Sportplätze: mal allein, mal zu zweit, mal zu Hunderten. Und noch
immer ist Nackt-Laufen "in" und entwickelt immer wieder neue Facetten wie Bungee-Flitzen oder Nackt-Climben in Eis und Schnee.
Während es auf
bundesdeutschen Straßen nur noch wenig "flitzt", gehört Flitzen in England
noch immer dazu.
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Im Mai 2002 machte ein Flitzer von sich reden, der vor dem
königlichen Rolls Royce, in dem die britische Königin und ihr Gemahl
Prinz Philipp anlässlich des Thronjubiläums der Queen unterwegs war,
nackt vor sich hinrannte. Vor den Augen der Queen, die sich "not amused"
zeigte, wurde der 27-jährige Mann freilich schnell überwältigt, in einen
Mantel gehüllt und später wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zur
Rechenschaft gezogen.
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Im Champions-League Finale des gleichen Jahres feierte ein Flitzer
unter Beifall eines johlenden Publikums den wohl größten Triumph. Er
rannte nackt auf das Spielfeld, schnappte sich von den ziemlich verdutzt
dreinblickenden Spielern den Ball, rannte dann in Richtung des
Leverkusener Tores und versenkte das Leder im Tor des Torhüters Butt von
Bayer Leverkusen. Erst danach gelang es den hinter ihm her hetzenden
Ordnungskräften, ihn einzufangen.
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Der Brite Mark Roberts, der meist beim Tennisturnier in Wimbledon,
aber auch gerne bei anderen sportlichen Großveranstaltungen "auftritt",
feierte wohl seinen größten exhibitionistischen Erfolg bei einem
Tennismatch von Anna Kournikova. In leichter, aber bedeutsamer
Abwandlung eines Werbespruchs von Anna Kournikovas BH-Werbung »Only the
ball should bounce«, schrieb er sich auf den nackten Bauch »Only balls
should bounce«, ehe er sich auf den heiligen Rasen begab.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.01.2023
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