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Mit der App gegen den Laster

Texte erörtern (Texterörterung) - Strukturierte Textwiedergabe

 
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"Texting While Driving" ("Cow"-Video). Kann dieses Video abschrecken?
Kann dieses Video abschrecken? Aus mündlichen Äußerungen Argumente für die Stellungnahme entwickeln.
• 
Der Tod simst mit. Abgelenktes Fahren durch Smartphones im Auto (Inhaltsangabe, Stellungnahme zum Text, Texterörterung)
• 
So teuer wird's mit dem Handy am Steuer. (Schaubildanalyse mit Stellungnahme)
• 
Fahrverbot für das Simsen am Steuer? Aus mündlichen Äußerungen Argumente für die Stellungnahme entwickeln.
• 
So arbeitet man die mündlichen Argumenten für die Stellungnahme heraus.

Bausteine
Die inhaltliche Gliederung des Textes herausarbeiten
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Mit der App gegen den Laster
von Gert Egle (2023)

Die Eltern sind schon auf dem Weg ins Bett, am Freitagabend, als sich der metallicfarbene Golf mit Breitreifen und Heckspoiler auf den Weg macht. Sein 19-jähiger Fahrer freut sich auf sein Wochenende, will wie immer ordentlich Party machen mit seinen Kollegen. Es ist fast 23 Uhr, als er die Straße vom Haus seiner Eltern hinunterfährt, und es macht ihm, wie eigentlich immer Spaß, dabei das Fenster zu öffnen, und mit seiner Bassbox allen weit und breit zu signalisieren: Jetzt geht's los! Er weiß, dass er an diesem Wochenende mit dem Fahren dran ist, wenn es mit seinen 4 Freunden hinaus in die naheliegende Kreisstadt geht, wo die angesagteste Disko weit und breit steht. Und er weiß auch, was das Fahren bedeutet: Keinen Tropfen Alkohol, so ist es ausgemacht unter den Freunden. Vor allem deshalb, weil es die Polizei halt nicht lassen kann, im Morgengrauen um 5 Uhr, wenn es meistens wieder nach Hause zurückgeht, am Ende der Schnellstraße Alkoholsündern nachzustellen. Sicher ist sicher, sagen sich da die Freunde, sonst könne bald keiner mehr von ihnen fahren. Am vereinbarten Ort werden die Kumpels eingeladen, die wie üblich schon ordentlich "vorgetrunken" haben, um nicht alles Geld am Tresen der Disko lassen zu müssen.

Als der Golf mit lautem Heavy-Metal-Gedröhn in die Schnellstraße Richtung Disko einbiegt, hat es schon zu regnen begonnen. Erst nur ein paar Tropfen, doch dann öffnete der Himmel seine Schleusen, binnen weniger Minuten verringert sich die Sichtweite auf höchstens 25 Meter. Klar, dass der Fahrer das Tempo reduziert, man ist schließlich nicht lebensmüde. Aber ganz neue Reifen hat der Golf eben auch. Regenreifen, wie er immer wieder sagt, wenn einer der Kumpels findet, dass er noch immer zu viel Gas gebe. Hier darf man 100 km/h fahren, sagt dann der Fahrer. Im übrigen habe ihm auch der Reifenhändler zugesagt, das packe der Reifen auch, wenn es nass ist. Und außerdem: No risk, no fun, oder? Wenn du es nicht glaubst, ich habe eine entsprechende App auf dem iPhone, da kannst du es nachlesen.

Doch dann geht alles sehr schnell: Endlich die SMS der Freundin, die schreibt, sie warte schon fünf Minuten im Regen vor der Disko, und wo er denn bleibe. Wahrscheinlich ist es nur eine Sekunde, vielleicht sogar weniger, dass der Fahrer, er macht das schließlich jeden Tag so, seinen Blick auf das schicke Smartphone richtet. Zum Antworten reicht es nicht mehr. Wie aus dem Nichts tauchen vor ihm die verschwommenen Rückleuchten eines LKWs auf, der sich durch Regen und Nacht kämpft. Zu spät. In letzter Verzweiflung steigt der Fahrer in die Eisen, bremst, was das Zeug hält. Doch, was er auch immer in den Bruchteilen einer Sekunde tut, ehe der Wagen in den LKW kracht und von dort zurück auf die Fahrbahn geschleudert wird, es ist alles umsonst. Mitten auf der Überholspur kommt das Autowrack für vielleicht 10 Sekunden zum Stehen. Dann rauscht ein BMW heran. Es sitzen gute Bekannte drin, ebenfalls auf dem Weg zur Disko. Ihr BMW bohrt sich in das Wrack. Bis dahin leben darin noch zwei Insassen, wenngleich schwer verletzt und lebend eingeklemmt. Dann gehen beide Autos wie in einem Feuerball in Flammen auf. Sieben Tote im Alter von 19 bis 23 Jahren und abseits der Straße ein hinausgeschleudertes Smartphone, auf dem 5 Minuten später eine SMS des Mädchens vor der Disko eingeht, in dem sie dem jungen Mann mitteilt, dass sie jetzt Schluss mit ihm mache, wenn er nicht gleich da sei.

Vielleicht klingt das Ganze konstruiert und riecht nach Klischees, mit denen Erwachsene den Zeigefinger heben, um Jugendlichen zu zeigen, wo es langgeht. Aber so, oder zumindest so ähnlich, kommt es zu vielen Verkehrsunfällen junger Leute zwischen 18 und 24, und nicht umsonst hat man ihnen zur Kennzeichnung den Titel "Disco-Unfälle" gegeben.

18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. Im Jahr 2020 verunglückten in Deutschland insgesamt 50 210 junge Männer und Frauen dieser Altersgruppe im Straßenverkehr, 326 junge Erwachsene wurden getötet. Damit waren 15,4 % aller Verletzten und 12,0 % aller Getöteten im Straßenverkehr im Alter von 18 bis 24 Jahren, obwohl nur circa jeder 13. der Gesamtbevölkerung 1(7,5 %) dazu zählte. Die besondere Gefährdung der 18- bis 24-Jährigen wird deutlich, wenn man die Daten auf die Einwohnerzahlen bezieht. Dann zeigt sich, dass je 100 000 Einwohner dieser Altersgruppe 802 junge Erwachsene im Straßenverkehr verunglückt sind. Dies entspricht mehr als dem. was ansonsten Durchschnittswert in der Gesamtbevölkerung (397) ist. In keiner anderen Altersgruppe war das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, derart hoch. Mit 52 junge Erwachsene je eine Million Einwohner, die im im Straßenverkehr getötet wurden, war das Risiko, im Straßenverkehr ums Leben zu kommen bei den 18- bis 24-Jährigen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (33 Tote/je eine Million Einwohner mehr als eineinhalbmal so hoch.

Der Anteil der nächtlichen Unfälle ist bei den 18- bis 24-jährigen besonders hoch. Hier schlagen die die so genannten Disco- Unfälle voll durch. In den späten Abend- und Nachtstunden des Wochenendes, ab 22 bis 24 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 0 und 7 Uhr verunglückten sehr viele junge Leute tödlich. In diesen 18 Stunden des Wochenendes kam fast jeder sechste (15,3 %) der 326 im Jahr 2020 bei Verkehrsunfällen getöteten 18- bis 24-Jährigen ums Leben, aber nur 4,6 % der Getöteten der übrigen Altersgruppen.

Immerhin, das zeigen die Daten des Statischen Bundesamt, ist über die Jahre hinweg ist allerdings ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten: Seit 1991 ist die Zahl der verunglückten 18- bis 24-Jährigen um mehr als die Hälfte von 134 764 auf 50 210 Personen in 2020 zurückgegangen. Im Vergleich zum Jahr 1980 ist in Deutschland die Zahl der verunglückten 18- bis 24-Jährigen um 68 % (von 157 331), die der getöteten um 91 % (von 3 667) gesunken.

Bei den Unfallursachen lag die "nicht angepasste Geschwindigkeit“ wie in den Vorjahren ganz vorn. Jeder sechste unfallbeteiligten Pkw-Fahrer dieser Altersgruppe (16,0 %) fuhr einfach zu  schnell.

Bei den Unfällen mit Getöteten, war die Unfallursache bei den 18- bis 24-jährigen Pkw-Fahrern "nicht angepasste Geschwindigkeit" (40,0 % der Unfallbeteiligten), "falsche Straßenbenutzung" (12,2 %) und "Alkoholeinfluss“ (6,1 %). Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während bei den jungen männlichen PKW-Fahrern "nicht angepasste Geschwindigkeit“ mit 22,3 % die häufigste Unfallursache vor der Unfallursache "Abstand" (16,8 %) dar, war dies es bei den Pkw-Fahrerinnen genau umgekehrt (17,3 % bzw. 18,8 %). Zudem fielen Männer im Vergleich zu den Frauen auch häufiger durch Fahren unter Alkoholeinfluss (4,9 % zu 1,2 %) auf.

Die Frage nach den Ursachen für Verkehrsunfälle. die von Jugendlichen verursacht werden, beschäftigt Polizei und Wissenschaft. Neben Alkohol- und sonstigem Drogeneinfluss wird dabei immer wieder die Selbstüberschätzung von Jugendlichen erwähnt, die meinen, ihr Fahrstil sei "sicher". Aber auch das Geschlecht der Jugendlichen wirkt sich aus. So hat man herausgefunden, dass junge Frauen deutlich weniger schwere Unfälle verursachen als gleichaltrige junge Männer. So sind es denn auch die jungen Männer, die nach ADAC-Angaben doppelt so viele Unfälle mit Toten und Verletzten verursachen als Frauen. Und neben der Persönlichkeit des einzelnen haben auch der familiäre Hintergrund, die Schul- und Ausbildungssituation des einzelnen und der Lebensstil, dem er sich verpflichtet fühlt, Einfluss. In Lebensstilanalysen hat man z. B. nachgewiesen, dass das Unfallrisiko für die sog. “Action-Typen”, “Fan-Typen” und "Kicksuchende-Typen“ unter den Jugendlichen besonders groß ist. Diese meist männlichen Freizeit-Typen besuchen eben häufiger als andere Diskotheken oder Fußballspiele und trinken- da schließt sich wieder ein Kreis - dabei auch oft viel Alkohol. Man hat geschätzt, dass ungefähr 37% der 18- bis 24jährigen - vorwiegend männlichen - jungen Erwachsenen diesen Gruppen zugeordnet werden können (vgl. Schulze 1996; 1999).
So lässt sich das hohe Risiko, das Jugendliche im Straßenverkehr tragen und oft auch für andere darstellen, im Wesentlichen auf drei Gründe zurückführen: Selbstüberschätzung, Suche nach Anerkennung bei den Gleichaltrigen, denen man mit einem riskanten Verhalten imponieren will, und mangelnde Erfahrung und Routine. Für den ADAC Verkehrspsychologen Ulrich Chielino sind junge Fahrer aber nicht automatisch Rowdys: "Aber alle sind jung und unerfahren." Daher empfiehlt der ADAC auch gerade jungen Fahrern Unterstützung zu geben, damit sie rechtzeitig ihre eigenen Grenzen erkennen lernen. Dabei reiche das inzwischen bundesweit eingeführte "Begleitete Fahren ab 17" noch nicht aus, auch wenn seine positive Wirkung rundum überzeuge. Denn, wer im ersten Jahr seiner Lizenz nur mit einem erfahrenen Erwachsenen neben sich ans Steuer dürfe, verursache anschließend ein Viertel weniger Unfälle als die übrigen Fahranfänger.* Zugleich fordert der ADAC aber auch ein verpflichtendes Sicherheitstraining im ersten Jahr nach der Führerscheinprüfung.*

Aber auch die Erwachsenen und erfahrenen Autofahrer müssten Vorbilder sein. Aber wenn es noch immer Autofahrer gibt, die in ihren Autos eher "lackierte Kampfhunde", denn Fortbewegungsmittel sehen, sind die Aussichten dafür wohl eher gering.

Quellen:

  1. *Von der Disco in den Tod, in: ADAC Motorwelt H.11, Nov. 2012
  2. Statistisches Bundesamt (Hg.): Verkehrsunfälle - Unfälle von 18- bis 24-Jährigenim Straßenverkehr 2020, 2021, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Verkehrsunfaelle/Publikationen/Downloads-Verkehrsunfaelle/unfaelle-18-bis-24-jaehrigen-5462406207004.pdf?__blob=publicationFile)

Gert Egle, www.teachsam.de, 18.3.2012: neu bearbeitet am:30.12.2023

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 30.12.2023

   
   Arbeitsanregungen zur Texterörterung
:
  1. Fassen Sie den Text in Form einer strukturierten Textwiedergabe zusammen und stellen Sie dabei eine Überblicksinformation an den Anfang.

  2. Setzen Sie sich mit der im Text dargestellten Problematik auseinander und erörtern Sie Lösungsansätze.
     

 
 
 

 
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