Einen ganzen Text erörtern?
Jeder weiß:
Aber: einen Text?
Streng genommen muss man wohl sagen: Man kann einen Text nicht erörtern,
auch wenn der Begriff der Texterörterung dies nahe legt. Allenfalls lassen
sich bestimmte Aussagen in einem Text erörtern. Grundsätzlich
setzt man sich dabei mit den Antworten auseinander, die ein Autor mit Hilfe
seines Textes auf eine einzelne oder mehrere Problemfragen gibt. (▪
Aspekte der Schreibaufgabe)
Die ▪
schulische Schreibform, die hier Texterörterung genannt wird, trägt
anderswo auch andere Namen. Man bezeichnet sie auch als textgebundene
Erörterung oder Erörterung anhand eines Textes. Und doch bedeuten
diese Bezeichnungen, für die es immer triftige Gründe gibt, das Gleiche:
Texterörterung als kritische Auseinandersetzung mit einem Text
Einen Text erörtern bedeutet zunächst einfach das Eintreten in eine
▪
kritische Auseinandersetzung mit einem Text. Im Allgemeinen handelt es
sich dabei um einen Sachtext (pragmatischer Text, Gebrauchstext). Ein
literarischer Text dagegen wird im Allgemeinen nicht erörtert, sondern
interpretiert.
Die Texterörterung ist eine demnach eine Schreibform, die auf eine
▪ argumentative
Auseinandersetzung mit den Aussagen eines vorgegebenen Textes zielt.
Wenn man dies tut, nimmt man Stellung zu einem Text.
Stellungnehmen bei der Texterörterung und der eigenständigen
Stellungnahme als schulische Schreibform
Im Bereich der ▪
schulischen Schreibformen wird der Begriff der Stellungnahme
auch zur Bezeichnung der gleichnamigen, aber eigenständigen Form der
▪ Stellungnahme
verwendet, die sich aber in wesentlichen Punkten, selbst wenn sie
mit einer Textvorlage arbeitet, zu der man einen Standpunkt beziehen
und begründen soll, unterscheidet.
Während der Text bei einer eigenständigen Stellungnahme
hauptsächlich als Materialgrundlage dient, um eine eigene Position
zu dem in der Schreibaufgabe verdeutlichten Thema der Stellungnahme
zu entwickeln, ist bei der Texterörterung und ihrer (kritischen)
Stellungnahme zu einem Text die intensive Textarbeit zur
Erschließung des im Text angelegten Gedankenganges und der im Text
vorhandenen argumentativen Strukturen Voraussetzung für die
Stellungnahme zum Text.
▪
Eine Stellungnahme ist keine Texterörterung
Gegenstände der Stellungnahme bei der Erörterung eines Textes
Die Stellungnahme zum Text kann sich bei
der Texterörterung auf auf ganz Unterschiedliches
beziehen. Und gewöhnlich muss man bei der Bewältigung der Schreibaufgabe
diese Aspekte selbst erschließen und sich für ihre Behandlung
entscheiden.
Man kann z. B. für seine argumentative
Auseinandersetzung aufgreifen:
-
eine bestimmte These / Behauptung oder mehrere Thesen im Text
-
die Aussageabsicht des Textes
-
die sprachlich-stilistische Darbietung des Problems im Text
-
überhaupt das mit dem Text artikulierte Problem selbst.
Stellungnehmen ist mehr als Kritisieren
Allzu oft wird die Stellungnahme verwechselt mit einer negativen Kritik
eines Sachverhaltes. Dies muss aber keineswegs Inhalt und Ziel einer
Stellungnahme sein. Denn Stellung nehmen kann man auf drei verschiedene Art und Weise, nämlich
durch:
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.01.2020
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