Wer einen suchmaschinenoptimierten
Google-Text
abfassen will muss nicht nur die allgemeinen Regeln des
Copywriting
beherrschen und sie mit geeigneten
Arbeitsschritten
umsetzen. In jedem Fall ist die Optimierung für
Google nur ein Mittel, um einer Webseite zu einem gewissen
Bekanntheitsgrad zu verhelfen.
Und mitunter werden auch Stimmen laut,
die vor einer SEO-Überbewertung (Search Engine Optimization)
warnen. Sie rücken dann wieder die Orientierung am potentiellen
Kunden/Leser/Besucher in den Vordergrund, betonen stattdessen die
Customer Experience
Orientation (CEO) mit der entsprechenden Adressatenorientierung
beim Abfassen von Texten.
Dementsprechend muss der Inhalt (Content)
einer Webseite für den Kunden von Nutzen sein und im Hinblick auf die
sprachlich-stilistische Gestaltung bestimmten Anforderungen genügen. Nur
so kommt es nämlich zu einem der wichtigsten Faktoren, die eine Webseite
auf die vorderen Plätze auf den Suchergebnisseiten bringt: Verlinkung
mit anderen Seiten aus dem Internet.
Und "wichtige" Seiten im Netz bzw. deren
Administratoren oder Redakteure verlinken eben nur dann auf eine andere
Seite, wenn diese einen qualitativ hochwertigen und entsprechend
gestalteten Content aufweist. Und hierfür ist natürlich nicht
Copywriting der Schlüssel zum Erfolg, sondern eher eine
sprachlich-stilistische Gestaltung, die den Gepflogenheiten des "Lesens"
im Internet entspricht und die potentiellen Leserinnen und Leser trotz integrierter Copywriting-Strukturen so anspricht, dass sie
nicht sofort mit einem einfachen Klick auf und davon sind.
"Im Internet liest man anders" ist eine oft gehörte Bemerkung, wenn es darum
geht, die Besonderheiten des
Lesens im
Internet zu betonen. So einleuchtend dies auf den ersten Blick
ist, so wenig kann ein solches Urteil Allgemeingültigkeit beanspruchen.
Zu groß erscheint die Vielfalt der im Internet vorhanden Texte, zu
unterschiedlich ist ihr Textdesign, zu verschieden sind ihre multimedialen und
interaktiven Komponenten, als dass sich diese Formel angesichts der bis
heute wissenschaftlich nicht hinreichend erfassten Web-Texte ohne
weiteres anwenden ließe.
Im Übrigen ist auch nicht jeder Text, der im Internet steht, als
Hypertext konzipiert und viele Seiten enthalten lineare und nichtlineare
Textstrukturen.
Und doch: Die meisten Texte auf einer "normalen" Webseite sind nichtlinear gestaltet
und
diskontinuierliche Texte. Sie bestehen häufig aus einer
Kombination von grafischen und textuellen Elementen wie z. B.
Karten, ▪
Diagramme,
▪
Bildstatistiken,
▪
Infografiken, etc. und verlinken ihre Inhalte mit anderen Texten wie
z. B. Glossare, Fußnoten oder eben Hyperlinks zu anderen Texten oder
Medien und werden dadurch, obwohl sie ansonsten als
kontinuierlichen Texte
linear angelegt sind, zu einem diskontinuierlichen Text, bei dessen
Rezeption der Leser selbst entscheiden kann, in
welcher Reihenfolge er die verschiedenen Textelemente lesen will.
Daneben gibt es aber viele Texte, die linear rezipiert werden können, so
wie dies bei dem Text der Fall ist, den Sie gerade lesen.
Insgesamt gesehen lässt sich aber wohl sagen, dass das allgemeine
Leseverhalten im Internet davon geprägt ist, dass Webseiten nur ganz selten
Wort für Wort gelesen werden.
Insbesondere hypertextuelle Strukturen
fördern dabei das
punktuelle Lesen. Diese Art zu Lesen trifft man im Übrigen aber auch
beim normalen Zeitunglesen an. Aus diesem Grunde hat sich schließlich bei den
journalistischen Darstellungsformen auch die
Struktur der Nachricht und der
Leadstil
entwickelt, der einem flüchtigen Lesen entgegenkommt.
Flüchtiges Lesen dieser Art lässt sich als Scannen des Textes beschreiben. Dieses Scannen
ist wohl für die meisten Lesevorgänge an einem Bildschirm typisch.
Dabei wird der Text überflogen und nach Wörtern abgesucht, welche
die vermeintlich wichtigen Begriffe darstellen und die thematische
Kohärenz
herstellen.
Auf der Suche nach den wichtigsten Informationen wird so meistens
nur der erste Satz pro Absatz, und das nicht immer vollständig,
gelesen, das Auge verharrt an Hervorhebungen wie Absätzen oder Listen,
oder wird von Bildern,
Infografiken und anderen Visualisierungen
in den Bann gezogen.
Schon seit 1995 hat
Jacob Nielsen mit seiner
Alertbox column on Web usability im Internet Untersuchungen und
Ratschläge veröffentlicht, die sich der Benutzerfreundlichkeit (User
usability) von Webseiten verschrieben haben. Für das Abfassen von gut
scannbaren Online-Texten sollte man seiner Ansicht nach (1997):
-
Schlüsselwörter hervorheben
-
Informationsorientierte
Zwischenüberschriften benutzen
-
Bullet-Listen verwenden
-
nur eine Kerninformation pro Absatz ausführen
-
nach dem Modell einer umgekehrten Pyramide aufbauen
-
nur die Hälfte der Wortzahl
verwenden wie beim
konventionellen Schreiben
Sprachlich-stilistische Form
Die sprachlich-stilistische Gestaltung von Online-Texten allgemein,
darunter natürlich auch einem
Google-Text, der zugleich den Regeln des
Copywriting
folgen soll, lässt sich nur bedingt auf einen Nenner bringen.
So sind
die sprachlich-stilistischen Erwartungen an einen im Internet
publizierten wissenschaftlichen Text, einen im Internet veröffentlichten
Zeitungsbericht im Online-Angebot einer renommierten Zeitung oder einem
Text für Wikipedia natürlich andere als in manchen anderen
Bereichen.
In jedem Fall hängt es von der
Textart, der
Textsorte, den Adressaten, dem Kontext bzw. den Kontexten, der Websitestruktur und anderem ab, wie
man letztlich am besten schreibt.
Ungeachtet dieser Tatsache kursieren,
gerade auch im Internet, eine Vielzahl meist nur zum Teil brauchbarer
Ratschlagkataloge, die von mehr oder weniger professionellen "Textern"
publiziert sind. (z.B.
Christoph Fasel, 2008)
Meistens verbirgt sich dahinter, ein wenig
für den Zeitgeschmack "aufpoliert", nicht mehr als die traditionelle
Stilkunde, für die sich vor allem immer wieder Journalisten erwärmen,
deren Zunft zugleich Hauptquelle und Hauptverbreiter von "Stilungetümen"
und "Unwörtern" ist.
Wer will kann sich über "guten Stil" und "neue Stilkunde" bei Wolf
Schneider (1996/82003 und
1984/2001) bestens informieren. In der einschlägigen Literatur zur
Stilkunde bis hin zu Stilübungen im Kampf gegen das "Behördendeutsch"
findet sich alles das wieder, was von anderen dann gerne als Besonderheit des Textens im
Internetzeitalter ausgegeben wird.
Wenn also,
wie
oben, Ratschläge und Tipps zur
sprachlich-stilistischen Form von Online-Texten gemacht werden, so
ist auch klar, dass sie das ganze Spektrum der im Internet
vorhandenen Textsorten und ihrer Kontexte nicht abdecken können.
Zugleich sollte nicht der Eindruck vermittelt werden, als seien die
zusammengestellten Ratschläge, jeder für sich genommen oder auch als
Ganzes, Richtschnur für das ▪
internetbasierte und internetbezogene Schreiben. Es sind Tipps zur
sprachlich-stilistischen Gestaltung, wie sie auch für andere
Zusammenhänge, insbesondere beim journalistischen Schreiben, eine Rolle
spielen. Und: Die meisten dieser Stiltipps sind tägliches Brot von
Lehrerinnen und Lehrern in verschiedenen Fächern der Schule.
Die
Bedeutung der Überschriften
Zu den Textteilen, die Webseiten im Allgemeinen aufweisen, gehören
eine Überschrift (Headline) und häufig auch Zwischenüberschriften
(Sub-Headlines). Sie zeichnen sich durch eine vom übrigen Text
verschiedene Typographie (z.B. Schriftart, Schriftgröße, Schriftschnitt
etc.) und werden durch eine herausgehobene Positionierung auf der
Seite vom Layout (Zeilenabstand, Zeilenausrichtung etc.) herausgestellt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
07.01.2024
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