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Fantasiereise

Katathymes Bilderleben

 
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Katathymes Bilderleben

Was die Fantasiereise erreichen will, nennt man auch katathymes Bilderleben, bzw. »Symboldrama.

Der Begriff katathym (gr. katathýmios) bedeutet dabei ursprünglich etwa "am Herzen liegend, erwünscht", wird aber in der Psychologie auch verwendet für affektbedingt, wunschbedingt oder durch Wahnvorstellungen entstanden. Katathymie steht für Beeinflussung des Denkens, Wahrnehmens oder Erlebens durch affektbedingte und gefühlsmäßige Einflüsse. (vgl. DUDEN. Das große Fremdwörterbuch, 3. überarb. Aufl. 2003). (»Katathym-imaginative Psachotherapie - KIP)

Als psychotherapeutisches Konzept geht es auf »Hanscarl Leuner (1919-1996) zurück, der das Konzept in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei seinem Studium tiefenpsychologischer Auffassungen von »Sigmund Freud (1856-1939) und »C. G. Jung (1875-1961) entwickelte.

Im Unterricht kann es, vernünftig und professionell eingesetzt, als Angebot zur Selbstreflexion und zum Dialog darüber dazu beitragen, den Wahrnehmungs- und Erlebnishorizont des einzelnen zu erweitern. Tiefenpsychologische Deutungen gehören allerdings nicht dazu.

Standardmotive des katathymen Bilderlebens

Da das katathyme Bilderleben in seinen drei verschiedenen Stufen immer wieder auf bestimmte Standardmotive zurückgreift, lassen sich diese auch für den Unterricht bei der Gestaltung von Fantasiereisen nutzen.

Solche Motive sind z. B.

Sie lassen sich bei Beachtung der Tatsache, dass es bei der unterrichtlichen Verwendung niemals um tiefenpsychologische Deutungsversuche handeln kann, mit etwas Erfahrung auch bei Fantasiereisen im Unterricht verwenden.

Allgemeine Voraussetzung aber dafür ist, ein "positives Erziehungsklima, das von zwischenmenschlicher Wärme, einfühlendem Verstehen und Offenheit" geprägt ist. (vgl. Teml 41994, S.9)

Wenn man die Standardmotive etwas genauer betrachtet, werden die Möglichkeiten und Grenzen, die mit ihrer Imagination verbunden sind, deutlicher.

Motiv der Wiese

  • Das Motiv der Wiese wird häufig als einleitendes Motiv genutzt.

  • Mit diesem Vorstellungsbild lässt sich offenbar besonders gut eine aktuelle Stimmungslage bzw. Gestimmtheit imaginieren.

  • Ebenso gehen von ihm Impulse für andere Motive aus, insbesondere auch dann, wenn sich der "Fantasiereisende" auf der Wiese bewegt und alle Sinne für seine Wahrnehmungen aktiviert.

Motiv des Berges

  • Das Motiv des Berges dient zur Imagination von Vorstellungsbildern, die sich mit dem Thema Leistung beschäftigen.

  • Drei Bereiche lassen sich dabei differenzieren: Anstieg, Rundblick und Abstieg. Sie lassen unterschiedliche Vorstellungsbilder zu.

    • Der Aufstieg symbolisiert dabei stets die mit einem Ziel verbundene Anstrengungen und/oder die Schwierigkeiten bei der Erbringung einer bestimmten Leistung.

    • Auf der Spitze des Berges lässt der dort mögliche Rundblick einen Überblick über die eigene psychische Verfassung und emotionale Gestimmtheit zu.

    • Auf dem Abstieg schließlich kann der einzelne besonders gut erfahren, was er vollbracht hat, und damit eine Ich-Stärkung erleben. Genauso gut aber kann der Abstieg auch mit sozialem Abstieg in Verbindung gebracht werden und damit eine ganze andere Wirkung besitzen.

Motiv des Baches
  • Der Bach steht als Motiv für Lebenskraft und sein Fließen drückt den Fluss der psychisch-emotionalen Entwicklung des einzelnen aus.

  • Dabei macht es bei den Vorstellungsbildern, die mit dem Motiv des Baches zusammenhängen, natürlich einen Unterschied, ob man dem Bachlauf aufwärts bis hin zu seiner Quelle oder abwärts bis hin zu seiner Mündung ins offene Meer folgt.

  • Je größer die Schwierigkeiten bei der Lösung dabei sind, desto größer sind dementsprechend die emotionalen Konflikte.

Motiv des Hauses

  • Das Motiv des Hauses soll dazu verhelfen, die eigene Person auszudrücken.

  • So lässt sich damit, die eigene Selbstwahrnehmung "sichtbar", d. h. erfahrbar machen oder, wenn es gewünscht ist, auch ein ideales Selbstbild visualisieren.

  • Da damit in therapeutischen Prozessen auch verborgene oder unbewusste Triebtendenzen aufgedeckt werden können, sollte dieses Motiv erst nach einigen Erfahrungen mit der Methode zum Einsatz kommen.

Motiv des Waldrands

  • Der Waldrand bietet als Motiv die Möglichkeit, in der Vorstellung Symbolgestalten zu begegnen. Dabei steht der Wald für das Unbewusste.

  • Die Gestalten, die aus ihm hervortreten, bringen in Kontakt mit diesem.

  • Der Wald selbst wird, wegen der darin herrschenden kaum kontrollierbaren Dynamik, dagegen nicht betreten, um keine Widerstände bei der Begegnung mit dem Unbewussten zu evozieren.

(vgl. Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url: http://methodenpool.uni-koeln.de)

Fantasiereisen in der Schule

Fantasiereisen in der Schule beruhen auf Vorstellungsübungen, die möglichst alle Sinne ansprechen sollen. Auf diese Wiese entstehen

  • visuelle Vorstellungsbilder

  • auditive Vorstellungen von Klangbildern

  • kinästhetische Vorstellungen von Körperempfindungen und Gefühlen

  • Vorstellungen des Geruchs- und Geschmackempfindens

(vgl. Teml 41994, S.13)

Grundsätzlich sollen Fantasiereisen so konzipiert werden, dass sie verschiedene Repräsentationssysteme ansprechen. Dabei kann der Einbau von körperlichen Aktivitäten bei ihrer Aktivierung unterstützend wirken. Zugleich sollten Affirmationen, das sind bejahende und bekräftigende Aussagen, positive Vorstellungen und Gedanken verstärken können. Besonders wirksam sind Metaphern und bildhafte Vergleiche, "die uns einen Sachverhalt auf neue Weise 'ein-sichtig' machen." (Teml 41994, S.14)

Man kann Fantasiereisen offen oder geschlossen anlegen. Offene Fantasiereisen geben der Vorstellung großen Raum, ohne Einzelheiten vorzugeben, geschlossene Fantasiereisen dagegen geben einzelne Elemente verhältnismäßig genau vor (z.B. Elemente des Raumes oder der Örtlichkeit).

Unerlässlich ist es bei schulischen Fantasiereisen, das, was die Fantasiereisenden auf ihrer "Reise" erlebt haben, anschließend auf verschiedene Weise zu bearbeiten und damit zu thematisieren. Dies geschieht gewöhnlich durch das Darstellen oder das Besprechen der gemachten Fantasieerlebnisse.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 04.09.2023

     
 

 
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