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Kognitionspsychologie

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PSYCHOLOGIE
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Ein schwieriger Umgang miteinander: Die traditionellen Geisteswissenschaften und die Kognitionspsychologie
Kognitionspsychologie ist, so jung sie als Wissenschaft mit ihren knapp 125 Jahren ist, seit sie sich vom Behaviorismus der Anfangsjahre befreit hat und mit der sogenannten kognitiven Wende, die sich zwischen 1950 und 1970 vollzogen hat, eine Vielfalt neuer Erkenntnisse über die Organisation unseres Geistes und unserer Psyche, über intelligentes Denken und Prozesse, die sich in unserem Gehirn abspielen, gebracht, die zu überschauen, selbst versierten Fachleuten nicht in den Schoß fällt.

Um so schwieriger ist dies, wenn man sich der Kognitionspsychologie als »Philologin* nähert, weil man sich für die Gebiete, auf denen sich die Kognitionspsychologie bewegt, einfach interessiert und für sich selbst erschließen will, ob, wie und inwieweit deren Erkenntnisse auch in die klassischen »Geisteswissenschaften hineinwirken. Dies ist natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Grenzen zahlreicher Disziplinen heute in vielerlei Hinsicht durchlässiger geworden sind und die von den Geisteswissenschaften vorgenommene strenge »Wissenschaftsgliederung, die auf der Abgrenzung von Natur- und Geisteswissenschaften beruht, so nicht mehr haltbar ist. Der althergebrachte Geist-Körper-Gegensatz, der sich durch die Geistes- und Kulturgeschichte der Menschheit wie kaum ein anderer durchzieht, ist bekanntlich in Auflösung begriffen.

Hinzu kommt noch, dass in allen Geistes- und Sozialwissenschaften in unterschiedlichem Ausmaß kognitionspsychologische Erkenntnisse und Erkenntnisse der verschiedenen »"Neuro-"WissenschaftenNeurobiologie, »Neurophysiologie, »Neuropsychologie, etc. diskutiert werden und dabei erörtert wird, wie sie sich auf die spezifischen Denk-, Schlussfolgerungs- und Handlungskonzepte und Theorien der jeweiligen Domäne auswirken.

Die kognitive Psychologie trägt jedenfalls ihren "Führungsanspruch" geradezu auf die Weste gestickt vor sich her, wenn »John R. Anderson (*1947), einer ihrer bekanntesten Forscher auf ihrem Gebiet, betont, dass sie "für alle anderen Sozialwissenschaften in derselben Weise grundlegend (ist), wie es die Physik für andere physikalische Wissenschaften ist." (Anderson 72013, S.2)

Dabei lässt sich gegen die Aussage an sich gewiss nicht viel einwenden, denn schon lange zweifelt wohl kein/e Wissenschaftlerin* noch ernsthaft daran, das Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstrukturen und -prozesse in unserem ▪ Gehirn Grundlage allen Denkens, Handelns und Verhaltens sind. Und doch muss man sich auch über die Tragweite solcher mitunter auch physikalistisch ausgelegten Auffassung, wonach man "alle mentalen Phänomene auf der der Ebene der Neurophysiologie beschreiben und erklären" (Schwarz 1992, S.56) kann, im Klaren sein. Ob und wie jemand z. B. eine Parabel Franz Kafkas versteht und interpretiert, lässt sich auf der Ebene von Nervenzellen eben nicht erklären. Komplexen kognitiven Prozessen dieser Art jedenfalls dürfte auf der Suche nach Erkenntnis noch lange nur mit funktionalistischen Theorien beizukommen sein, welche die Struktur- und Prozessaspekte mentaler Phänomene auf einer abstrakten und in einer überwiegend von der materiellen Grundlage losgelösten Ebene beschreiben. (vgl. ebd., S.56)

Dennoch: Vom ursprünglich einmal nicht zu überwindenden Gegensatz von Natur- und Geisteswissenschaften ist heute angesichts einer Vielzahl interdisziplinärer Ansätze nicht mehr allzu viel übrig geblieben und diese Prozesse sind angesichts der Entwicklungen gewiss auch irreversibel. Das zeigt sich bei den klassischen Geisteswissenschaften, die sich mehr und mehr als Disziplinen einer allgemeinen »Kulturwissenschaft verstehen.  Zugleich ist damit auch Alleinvertretungsanspruch der klassischen Geisteswissenschaften passé, die gerne von sich behaupten, nur sie könnten letztlich sämtliche Bedeutungszusammenhänge, Sinnstrukturen, Verstehens- und Wahrnehmungsweisen von Welt und Kultur angemessen erklären und verstehen (z. B. im Rahmen der klassischen Hermeneutik). Die "Schnittstellen" zur allgemeinen »Kognitionswissenschaft (science of mind) mit ihrem interdisziplinären Ansatz sind jedenfalls vorhanden und werden auch weiter genutzt werden (müssen).

Und dass es inzwischen geradezu "guter Ton" geworden ist, sich nicht nur mit den abstraktesten Theorien in der eigenen Wissenschaft, namentlich auch der Literaturwissenschaft, auszukennen, sondern jedes Theoriegebäude auch noch kognitionspsychologisch zu untermauern, macht die Sache auch nicht gerade einfacher.

Der empirische Ansatz der Kognitionspsychologie stand schon im Zeichen des Behaviorismus ganz im Gegensatz zur traditionellen Geistesphilosophie, auf deren namhafte Vertreter, z. B. Empiristen wie Locke, Hume oder die sogenannten Nativisten wie Descartes oder Immanuel Kant dabei theoriebasierte globale Theorien über die Organisation dieses Wissens natürlich eher entgegen als empirische, oft noch zur Grundlagenforschung zählende experimentelle Befunde, die Kognitionspsychologinnen* auf der ganzen Welt dokumentieren. Und genau solche globalen Theorien, die auch ohne größere Umschweife in den Geisteswissenschaften übernommen oder adaptiert werden können, sind selbst in der Kognitionspsychologie aus bestimmten Gründen Mangelware (vgl. Wentura/Frings 2013, S.32ff.)

Dass sich dabei insbesondere interessierte Laien damit schwertun, aus dem "muntere(n) Nebeneinander von Modellvorstellungen" (ebd., S.42), die stets nur einen Teilaspekt der Prozesse unseres Denkens erklären und abbilden und mit ihren Experimenten und  "Theorien häufig auf einen schmalen Realitätssausschnitte begrenzt, etwa auf die Erklärung eines Phänomens" (ebd.) bleiben, bedient weder das Bedürfnis von Menschen jedweder Art, beim Denken als Ganzem besser "durchzublicken", noch interessierten Laien "Laufwege" aufzuzeigen, wie sie kognitionspsychologische Erkenntnisse in den sie interessierenden Gebieten umsetzen können. Die Geisteswissenschaften produzieren schließlich eine Vielzahl funktionsorientierter theoretischer Modelle, die sich in den meisten Fällen nicht einfach so mit kognitionspsychologischen Erkenntnissen fundieren lassen. Und auch deren Reformulierung damit in der Regel nicht gelingen. Werden kognitionspsychologische Modelle adaptiert, dann handelt es sich in der Regel um stärker theoriebasierte Ansätze der Wissensrepräsentation (z. B. ▪ Schemata, ▪ (Proto-)Typikalität oder auch ▪ Exemplartheorien), die sich auf bestimmte Phänomene oder Handlungen in unterschiedlichen Kontexten vergleichsweise leicht anwenden lassen, ohne dass allerdings der "Mehrwert" solcher Anwendungen immer auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Alltagstheorien über unser Gedächtnis

Was in der Welt um uns und in unserer inneren Welt vor sich geht, mithin die Vielzahl der Reize, die auf uns einwirken, und die Erfahrungen, die wir mit ihnen machen, können wir nicht in ihrer Totalität und in ihren unendlich vielen Einzelheiten im "Kopf behalten". Wenn wir die Welt um uns herum quasi 1:1 in unserem Gehirn abbilden könnten, käme dies schnell an seine Kapazitätsgrenzen. Mit einem einfachen Klick einer Kamera oder einer unbeschriebenen Festplatte unbegrenzter Kapazität, mit der mit einem einfachen Mausklick die äußere Welt, die wir erlebt haben oder erleben, abgelegt werden kann, hat das Ganze jedenfalls nicht viel zu tun. Unser Gedächtnis hält kein 1:1-Abbild der Wirklichkeit parat.

Trotzdem: Gerade diese Vorstellungen über "die Welt in unserem Kopf" prägen die Vorstellungen, die wir Menschen uns im Alltag über das Denken machen. Im Allgemeinen kommen wir mit solchen Alltagstheorien auch ganz gut zurecht und die Menschheit hat in ihrer wechselvollen Geschichte schon vor dem naturwissenschaftlichen Zeitalter, lange bevor Hirnforschung und empirische Kognitionspsychologie in aller Munde war, ihr individuelles, gesellschaftliches und kulturelles Handeln von dem leiten lassen, was sie über die Welt "gedacht" hat. Dass uns, was in unserem "Kopf" vorgeht, manchmal in Verwunderung versetzt, wenn uns unser Gedächtnis wieder einmal ein Schnippchen schlägt, ist eine Erfahrung, die wir alle immer wieder machen, wir uns z. B. einfach nicht erklären können, warum wir den Namen einer bestimmten Person, die wir schon lange kennen, immer wieder vergessen. Das kann in einer bestimmten sozialen Situation sehr unangenehm sein, hat im Allgemeinen aber wohl keine großen Auswirkungen auf unser Handeln. Hätte sich indessen ein früher »Homo sapiens nicht daran erinnern können, dass ein »Säbelzahntiger ein sehr gefährliches Tier gewesen ist, dann hätte er das wohl mit dem Leben bezahlen müssen.

Gewöhnlich hat jeder*, soweit er/sie sich daran erinnern kann, seine eigenen "Gedächtnisgeschichten" oder weiß von irgendwelchen Gedächtniskapriolen, wie wir manchmal sagen, zu berichten, weil sie auch Teil unseres autobiographischen Gedächtnisses geworden sind. Daher ist es auch kein Wunder, dass uns Menschen mit außergewöhnlichen Gedächtnisleistungen (man spricht hier auch von ▪ Inselbegabungen), die zum Teil als professionelle Gedächtniskünstler aufgetreten sind, immer wieder fasziniert haben.

Wahrnehmung, Denken und Gedächtnis liegen in unseren Alltagstheorien sehr nahe beieinander, dass wir, wenn wir metaphorisch von der "Welt in unserem Kopf" sprechen, zwischen ihnen kaum einen Unterschied machen. Und auch die oben erwähnte Kamera- und die Festplatten–Metaphern machen dabei keinen Unterschied, auch wenn Analogien zwischen Kamera und Auge bei der visuellen Wahrnehmung naheliegend scheinen und die Analogien mit dem Computer besonders populär.

Vorweg daher ein paar wenige, vereinfachte Hinweise über die Grenzen derartiger Alltagstheorien: Unsere verschiedenen Wahrnehmungsmodalitäten verarbeiten die distalen Reize aus unserer Umwelt mit bestimmten Rezeptoren, die auf bestimmte physikalische oder chemische Eigenschaften der Objekte reagieren, "zerlegen" also, was uns im Kopf als einheitliche Vorstellung ersteht, erst einmal, setzen diese "Einzelheiten" des Reizes zum Teil schon in einer frühen Phase der Verarbeitung in einer bestimmten Art und Weise wieder zusammen, um sie dann in unserem kognitiven System so weiterzuverarbeiten, dass wir am Ende eine mentale, d. h. symbolische Repräsentation dessen aufbauen, was um uns oder auch in uns vorgeht. Die Gedächtnisspur, die ein bestimmter Reiz also in unserem Gehirn hinterlässt, ist ein komplexer Vorgang, bei dem der eingehende distale Reiz aus der Menge aller anderen Reize um uns herum ausgewählt, als proximaler Reiz mehrere neuronale Verarbeitungsstufen durchläuft, und in einem psychologischen Prozess zur Wahrnehmung (Identifikation, Einordnung (Kategorisierung) der Objekte führt. Das eigentliche Wunder: Die Vorstellung, man nennt dies auch mentale Repräsentation, die am Ende dieses Prozesses in unserem Kopf entsteht, ermöglicht uns den distalen Reiz als Ganzheit wahrzunehmen, zu erkennen und dann auch in der Welt zu handeln.

Und ein Weiteres macht diese Abbildtheorie zunichte: Unsere verschiedenen Wahrnehmungsmodalitäten verarbeiten die distalen Reize aus unserer Umwelt mit bestimmten Rezeptoren, die auf bestimmte physikalische oder chemische Eigenschaften der Objekte reagieren. Sie "zerlegen" (extrahieren) also, was uns im Kopf als einheitliche Vorstellung ersteht, erst einmal. Dann setzen diese "Einzelheiten" des Reizes zum Teil schon in einer frühen Phase der Verarbeitung in einer bestimmten Art und Weise wieder zusammen. Schließlich werden sie in unserem kognitiven System so weiterverarbeitet, dass wir am Ende eine mentale, d. h. symbolische Repräsentation dessen aufbauen, was um uns oder auch in uns vorgeht. Jeder, der uns über unsere verschiedenen ▪ Wahrnehmungssysteme ( Sinne) zugänglichen Reize ist für sich einzigartig und unterscheidet sich mehr oder weniger von anderen Reizen. Jede Stimme klingt anders und jeder nimmt sie in gewisser Weise auch anders wahr, selbst wenn die physiologischen Prozesse, die dabei ablaufen, die gleichen sind.

Die Gedächtnisspur, die ein bestimmter Reiz also in unserem Gehirn hinterlässt, ist ein komplexer Vorgang, bei dem der eingehende distale Reiz aus der Menge aller anderen Reize um uns herum ausgewählt, als proximaler Reiz mehrere neuronale Verarbeitungsstufen durchläuft, und in einem psychologischen Prozess zur Wahrnehmung (Identifikation, Einordnung (Kategorisierung) der Objekte führt. Das eigentliche Wunder: Die Vorstellung, man nennt dies auch mentale Repräsentation, die am Ende dieses Prozesses in unserem Kopf entsteht, ermöglicht uns den distalen Reiz als Ganzheit wahrzunehmen, zu erkennen und dann auch in der Welt zu handeln. 

Die Informationen, die wir verarbeiten, dienen auch der permanenten Anpassung an unsere Umwelt

Dabei geht es nur um die Reize, für die unser biologisches System empfänglich ist, das sich im Laufe der Evolution an die Umwelt so angepasst hat, dass es dem Überleben und der Fortpflanzung der Spezies möglichst optimal dient. Dass wir uns überhaupt in einzigartiger Weise an unterschiedliche Lebensbedingungen anpassen können, verdanken wir unserem Gehirn bzw. unserem kognitiven System.

Während viele andere Lebewesen einen für ganz bestimmte Lebensbedingungen - und eigens und allein dafür - geeigneten Organismus entwickelt haben (z. B. Lebewesen der Tiefsee oder auch Einzeller um zwei besonders deutliche Beispiele zu nennen), können wir lernen, uns auch veränderten Bedingungen anzupassen. Und doch hat natürlich auch die menschliche Anpassung biologische Grenzen. So haben wir keine Sinn bzw. eine Sinnesmodalität, mit dem wir radioaktive Strahlung wahrnehmen können. Damit wir von ihrer Existenz überhaupt wissen können und sie in eine für unsere Sinne wahrnehmbare Form "übersetzen" können (z. B. kann man sie mit einen Geigerzähler "hörbar" machen), sind wir auf technische Hilfssysteme angewiesen. Ob man das, was sie repräsentieren auch im weiteren Sinne zu unserem kognitiven System genau so zählen kann und muss, wie mental repräsentiertes Wissen, scheint an diesem Beispiel durchaus einleuchtend (vgl. Embodiment) 

Die Welt im Kopf von Fledermäusen

Ebenso wenig haben wir, weil andere Sinne diese Funktionen bei Menschen besser erfüllen, im Laufe unserer phylogenetischen Entwicklung auch nicht gelernt, "mit den Ohren zu sehen", wie dies die nachtaktiven Fledermäuse können, die damit ihre "Umwelt in den Fledermauskopf" bekommen.

Damit dies gelingt, senden Fledermäuse ununterbrochen Ultraschallwellen in ihre Umgebung. Auch diese können wir wie die radioaktiven Strahlen nicht wahrnehmen und nur mit technischen Mitteln hörbar  (»Ultrasonic Bat Calls) oder sichtbar machen. 

Wenn eine solche Welle an ein Objekt (Baum, Hauswand, Beutetier) stößt, wird sie reflektiert und an die Fledermaus zurückgesendet. Wenn sie dort angekommen ist, wird sie verarbeitet, Dabei kann die Fledermaus "anhand der Zeit, die das dauert, berechnen, wie weit besagtes Objekt entfernt ist und – wenn es ein Lebewesen ist – in welche Richtung es sich mit welcher Geschwindigkeit bewegt. Das alles geschieht tausendfach in Bruchteilen von Sekunden." (Füßler 2020) Mit dieser »Echo-Ortung konstruieren Fledermäuse ein mentales Modell ihrer Umwelt, das ihnen das Überleben sichert. Dabei macht es offenbar nichts aus, dass die Echo-Ortung nur über die relativ kurze Distanz von ein paar Metern problemlos funktioniert. Zum Vergleich: Wir Menschen können bei klaren Sichtverhältnissen problemlos kilometerweit sehen und müssen dies wohl auch können, um z. B. Gefahren, die auf uns zukommen, rechtzeitig wahrnehmen zu können. Was die Fledermäuse angeht, wissen wir also inzwischen, wie sie ihre Umwelt wahrnehmen, können aber letztlich nicht sagen, wie die Welt, die dabei im Fledermauskopf entsteht, aussieht. Ob sich die Welt im Kopf von Tieren, »wie immer wieder dargestellt, überhaupt in unseren eigenen visuellen Code 1:1 übersetzen lässt, ist natürlich mehr als zweifelhaft, kann aber dennoch die Wirkung der Sinnesmodalität im Vergleich veranschaulichen.

Wir nehmen unentwegt Informationen auf

Wenn wir uns in unserer Umwelt "bewegen", nehmen wir unentwegt Informationen auf.

  • Wir nehmen unsere Umwelt wahr, identifizieren Formen und Linien als Menschen und Dinge und vergleichen diese mit den von uns früher gemachten Erfahrungen (Vorerfahrungen) und ähnlichen Situationen.

  • Wir werden auf ein Geschehen oder ein Ding aufmerksam, wenn sich dieses nicht mit unseren Erwartungen deckt.

  • Wir fangen an, darüber nachzudenken. So fragen wir uns, z. B. wenn wir ein Geschehen gesehen haben, ob dies mit unseren Vorerfahrungen und unserem allgemeinen Verständnis der Situation übereinstimmt.

  • Wir speichern Informationen über das, was passiert, und die Art, wie wir dieses Geschehen verstanden (interpretiert) haben, im Gedächtnis ab, um uns daran zu erinnern.

  • Wir "übersetzen" unsere Erinnerungen in Sprache und wählen dabei "Worte, die uns und unserer Sicht der Dinge entsprechen. Sprache und subjektive Bedeutungszuschreibung gehen somit eine enge Verbindung ein." (Hayes 1995, S.13)

Wir können nicht "sagen", wie unser Denken funktioniert

Es ist eigentlich kaum zu glauben, wie unsere Wahrnehmung und unser Denken funktioniert, können wir im Gegensatz zu vielen anderen Handlungen, die wir verrichten, nicht "sagen".

Beides geschieht einfach und entzieht sich unserer unmittelbaren Beobachtung. Das bedeutet nicht, dass wir uns keine Vorstellungen darüber machen, wie Wahrnehmung und Denken funktionieren.

Wir stellen einfach Hypothesen auf, die für den Alltag nützlich sind. So sprechen wir z. B. davon, dass es uns nicht gelingt, bestimmte Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, machen uns sogar, wie man umgangssprachlich sagt, bei viel zu vielen Dingen einen Kopf, hirnen, grübeln oder empfinden unter bestimmten Umständen, dass unsere oder die Welt allgemein kopfsteht und zwar in einer Weise, dass uns der Kopf raucht. Wir setzen uns bestimmte Dinge in den Kopf, bestimmte Dinge bereiten uns Kopfzerbrechen und das vielleicht, weil uns das einfach nicht in den Kopf gehen will, was uns gerade in den Kopf geschossen ist. Alle diese bildhaften Redewendungen zeigen, dass wir uns im Alltag immer wieder damit befassen, was in unserem Kopf vorgeht, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren bzw. mit unserer Umwelt interagieren. Im Kern geht es dabei immer um die Frage: Wie kommt die Welt eigentlich in unseren Kopf und was machen wir dort mit ihr?

Antworten auf diese Frage suchen natürlich auch die Wissenschaften, und nicht erst, seit die Erforschung der sogenannten ▪ Künstlichen Intelligenz (KI) weltweit Forschungsprojekte antreibt und ihre Ergebnisse auf viele Zeitgenossen geradezu elektrisierend wirken. Eigentlich kommt so gut wie keine Wissenschaft heutzutage ohne Erkenntnisse anderer Wissenschaften über Wahrnehmung und Kognition aus.

Hier geht es um die ▪ Kognitionspsychologie, deren ▪ Hauptgebiete in diesem teachSam-Arbeitsbereich dargestellt werden. Sie stellt Theorien über das Denken (Kognition) auf und versucht diese im Rahmen ihrer Disziplin mit empirischen Experimenten und Studien zu beweisen. Dabei sind es eine Vielzahl von Theorien mittlerer Reichweite und unzählige Experimente, die sich für den Laien in keiner Weise zu einem globalen Ganzen fügen können. Und doch geht es auch beim "kleinsten" Experiment immer um die Kernfrage:   Wie kommt die äußere und innere Welt in unseren Kopf und in welcher Art und Weise werden die Informationen, die wir aus diesen Welten gewinnen, gespeichert bzw. repräsentiert? Dass sich die Art, wie wir die Welt in unserem Kopf modellieren, ganz anders aussehen muss, als die der Fledermäuse, diesem Ziel allein diente der kleine Exkurs über deren "Echo-Lot-Weltbild".

»Video: Fledermäuse – Geheimnisvolle Wesen der Nacht: Planet Wissen . 23.04.2019. 57:46 Min.. (verfügbar bis 23.04.2024) - WDR
»YouTube-Video: Wie Tiere die Welt sehen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

 
 

 
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