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Die
Partei Alternative für Deutschland (AfD) gehört seit den
Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
vom März 2016 zu den
relevanten Parteien im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland,
und zwar im
parlamentarischen und
elektoralen
Parteiensystem.
Die Position der AfD im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland
"Die AfD", schreibt Sabine am Orde am Tag nach den Landtagwahlen in
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt in der taz vom
14.3.2016, "ist auf dem Weg, sich im hiesigen Parteiensystem zu
etablieren - und die rechtspopulistische Lücke zu füllen, die es in
Deutschland lange gab. Das Tabu gegen rechts, das sechs Jahrzehnte
wirkte, bröckelt."
Im zweidimensionalen Konfliktlinien-Modell bewegt sich sich die
Partei seit ihrer Gründung 2013 "zwischen marktfreundlicheren und
Mitte-Positionen auf der Rechts-links-Achse und teils
rechtspopulistischen, teils konservativen, teils liberalen Positionen
auf der Werte-Achse." (Schmidt
2016, Kap III,1) Vor allem mit ihrer Ablehnung der
Flüchtlingspolitik zur Abwendung der Flüchtlingskrise 2015/16, mit ihrer
Europaskepsis und ihrer islamkritischen Haltung konnte sich die Partei
im Parteiensystem gegenüber den anderen Parteien bisher profilieren.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
-
https://de.statista.com/infografik/5701/afd-in-neun-landtagen/
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creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode
Worauf beruht der Erfolg der AfD?
Was die Partei groß gemacht hat, ist
vielschichtig, aber vor allem auf die Flüchtlingskrise 2015/16 und die
Politik der Regierungskoalition in Deutschland und der Mitgliedsstaaten
der Europäischen Union zurückzuführen. So betont
Johan Schloemann in der Süddeutschen Zeitung vom 18.3.2016, die AfD
habe wie die anderen rechtspopulistischen Parteien in Europa "nur ein
einziges Thema, das ihr Zuspruch verschafft [...] Ihre Wähler
wollen, dass nicht mehr Einwanderer ins Land kommen, besonders keine
muslimischen. Und die Millionen Einwanderer, die schon im Land sind,
sollen entweder wieder weg oder durch sprachliche und kulturelle
Angleichung so deutsch werden, dass sie von Einheimischen kaum zu
unterscheiden sind. Darum geht es den AfD-Wählern."
Dabei zeigt die Partei regional
unterschiedliche Gesichter. Einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung über
die AfD zufolge verfolgt die Partei eine Doppelstrategie: Im Westen
tritt sie nämlich eher bürgerlich-gemäßigt in Erscheinung, während sie
im Osten ganz offen rechtspopulistisch agiere und "eher als
'Bewegungspartei' auftrete, die teils völkisch-nationalistisch
mobilisiere und provoziere." (Jens
Schneider in der Süddeutschen Zeitung vom 17.02.2016) Überall, so
scheint es, verstehen es die führenden Vertreterinnen und Vertreter der
Partei den Ton anzuschlagen, den ihre Anhänger hören wollen. Überall
allerdings schlägt die Partei mehr oder weniger unverhohlen
rechtspopulistische, zum Teil auch offen rassistische Töne an, wenn es
gegen Flüchtlinge und die angeblich drohende Überfremdung Deutschlands
durch den Islam geht.
Wo immer es geht, sucht die AfD Anschluss an
politisch-gesellschaftliche Diskurse und Auseinandersetzungen, bei denen
sie sich als entschiedene Sachwalter der "kleinen Leute" verkaufen kann.
So wundert es auch nicht, dass sie ihre europafeindlichen Positionen
auch bei der Auseinandersetzung um die Abschaffung des Bargelds weiter
unter die Leute bringen will und eine
Kampagne gegen die Abschaffung
des Bargelds gestartet hat. So wird aus der Ankündigung der EZB den
500-Euro-Schein aus dem Verkehr zu ziehen eines der "folgenschwersten
Projekte zur totalen Kontrolle der Bürger und der schrittweisen
Entwertung ihres Geldes und ihrer Vermögen" stilisiert. Tief im
kollektiven Bewusstsein der Deutschen sitzende Ängste vor Inflation und
"gefährlichen Logistik- und Versorgungsengpässen" bei Stromausfall
werden evoziert, um sich als Hüterin von Freiheitsrechten der Bürger
gegenüber einem die "totale" Kontrolle über seine Bürger anstrebenden
Staat zu präsentieren, indem man sich um das "ehrlich erworbene Geld,
Schein für Schein, Münze für Münze" der Bürger kümmert.
Wählerwanderung zur AfD
Eine wichtige Frage, die sich um Zusammenhang mit dem Wahlerfolg der AfD
bei den Landtagswahlen im März 2016 stellt, ist, woher die Wählerinnen
und Wähler stammen, die in diesen Wahlen die Partei gewählt haben.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
06.09.2016
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