Ja, die Antwort auf diese Frage ist wirklich wichtig. Und schaut man genauer
hin, kommt einem schon die nächste Frage: Was heißt eigentlich "einordnen"
in diesem Zusammenhang?
Der
Operator
einordnen verlangt, dass folgende Leistugen erbracht werden;
-
eine Aussage, eine Problemstellung, einen Sachverhalt, eine
Textstelle oder Textdeutung in einen vorgegebenen oder selbst gewählten
(etwa literaturgeschichtlichen) thematischen Zusammenhang stellen
-
Einzelnes, z. B. Textauszüge, aspekt- und
kriterienorientiert in einen Gesamtzusammenhang stellen (BaWü)
Die Aufgabe, eine Textstelle in den Gesamttext einzuordnen soll, ist für
die Texte aller
Literaturgattung
ähnlich zu lösen. Es ist also relativ unerheblich, ob es sich um einen
epischen,
dramatischen oder
lyrischen Text, also einen
Erzähltext, ein Theaterstück oder ein Gedicht handelt, der/das als Ganzes
oder bezogen auf bestimmte Teile interpretiert werden soll. Natürlich ist
die Herangehensweise dabei etwas unterschiedlich. Und schließlich sind
Einordnungsaufgaben dieser Art ohnehin nur bei längeren Texten sinnvoll.
In vielen
mehrteiligen Arbeitsanweisungen
zur
Textinterpretation taucht
diese Einordnungsaufgabe als eine, meist die erste Arbeitsanweisung auf.
Diese kann
-
für
epische Texte
(Erzähltexte) z. B. lauten:
Ordnen Sie das Kapitel
in den Verlauf der Handlung / das Geschehen der Erzählung / des
Romans ein.
-
für
dramatische Texte
(Theaterstücke):
Ordnen Sie die Textstelle/Szene in den Verlauf der Handlung des
Gesamtdramas ein.
Häufig folgt dann als
nächste Arbeitsanweisung eine Aufgabe zur Inhaltswiedergabe der
Textstelle, die analysiert und interpretiert werden soll. Diese
kann
|
Grundsätzlich geht es bei dieser Aufgabe
darum, die zu analysierende und zu interpretierende Textstelle in
ihren inhaltlichen und strukturellen Bezügen zum Gesamttext zu
betrachten. |
-
Das Wesentliche der Handlung vor und nach der zu
analysierenden Textstelle, und zwar
auf diese fokussiert (s. Abb.), zu erfassen und wiederzugeben.
-
Darüber hinaus sollen Handlungselemente erfasst und wiedergegeben
werden, die für das
Geschehen der Textstelle bzw. dessen Verständnis besonders wichtig
sind.
-
Wesentliche und auf das Geschehen der Textstelle fokussierte
Handlungselemente nach der Textstelle zu erfassen und wiederzugeben.
Ehe man sich also an eine wahllose Wiedergabe des gesamten Textinhalts
vor und nach der betreffen Textstelle macht, muss man also folgende Fragen
beantworten:
-
Was ist vor der zu analysierenden Textstelle geschehen?
-
Was sind die wichtigsten Geschehnisse?
-
Welche Geschehnisse usw. sind unter dem Blickwinkel dessen, was
in der zu analysierenden Textstelle bzw. der Fragestellung dazu passiert, besonders wichtig?
-
Was geschieht unmittelbar nach der Textstelle, was im
weiteren Verlauf der Handlung?
-
Welche der nachfolgenden Geschehnisse sind in einem besonders
engen Zusammenhang mit dem zu sehen, was sich in der zu
analysierenden Textstelle ereignet?
Die Fragen zeigen aber auch, dass ein Text bestimmte Strukturen aufweisen
muss, damit die Einordnungsaufgabe in dieser Weise angegangen werden kann.
Eine einfache Eindordnungsaufgabe
bezieht sich dabei auf einen Text, der z. B. dessen Inhalt z. B. zeitlich
linear und einsträngig mit einer Haupthandlung und ohne Nebenhandlungen
auskommt. Hier ist entscheidend, dass man, ebenso linear, das tut, was
Wenn, wie im obigen Beispiel, eine detailliertere
Inhaltsangabe der zu
analysierenden Textstelle verlangt ist, kann man nach dem
Reißverschlussprinzip oder nach dem Blockprinzip verfahren.
-
Beim Reißverschlussprinzip baut man die inhaltliche Wiedergabe
der betreffenden Textstelle in den Teil seines Textes dort ein, wo sie bei
der Einordnung hingehört. In diesem Fall kann es daher sinnvoll sein, den
Inhalt dieser Textstelle unter Beachtung der vorgegebenen Arbeitsanweisung
ausführlicher als das andere auszubreiten. Im Anschluss daran fährt man
dann mit der Wiedergabe der weiteren Handlung fort.
-
Beim Blockprinzip nimmt man die Einordnung der Textstelle vor,
indem man das Wesentliche der gesamten Handlung und des für die Textstelle
Wichtigen wiedergibt, ohne der Textstelle selbst besonderes Gewicht zu
geben oder eine besondere Ausführlichkeit zuteil werden zu lassen. Im
Anschluss daran verfasst man dann eine Inhaltsangabe der Textstelle unter
Berücksichtigung der betreffenden Arbeitsanweisung.
An den Anfang der Einordnung stellt man eine
Überblicksinformation über den Text, aus der zumindest Autor,
Titel und Textart hervorgeht.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
26.12.2023