docx-Download -
pdf-Download
Theodor de Bry (1528-1598) war ein Goldschmied, Kupferstecher
und Verleger aus dem Hochstift Lüttich. Sein "Stamm und
Wappenbüchlein" »Emblemata secularia mira et jucunda ...:
Weltliche, lustige newe Kunststück der jetzigen Welt lauff
fürbildende; mit artlichen Lateinischen, Teutschen, Frantzösischen
vnd Niderländischen Carminibus vnd Reimen gezieret; fast dienlich zu
einem zierlichen Stamm vnd Wappenbuch, Francfortum 1596« enthält
eine Vielzahl
satirischer und
allegorischer
Embleme.
Solche
Emblembücher waren vor allem zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in
ganz Europa sehr beliebt. Sie hatten in den romanischen Ländern die
Tendenz zur Symbolspielerei, in Deutschland und den Niederlanden
ging es darin eher um die bürgerliche Morallehre. Dazu wurde nahezu
jedes Thema, die Bibel ebenso wie antike Sagen zu Emblemen
verarbeitet und dabei häufig moralisiert. Als Hausbücher zählten sie
zu den Büchern, die in der frühen Neuzeit in gut betuchten Familien
als Stammbücher verwendet wurden.
Als Emblem wird eine Kunstform bezeichnet, deren Ursprung auf die
Humanisten der Renaissance zurückgeht. In diesen Werken, meist in
Buchform veröffentlicht, waren Bilder und Texte auf besondere Weise
miteinander verbunden. Die drei Teile eines Emblems bezogen sich
aufeinander und ermöglichten es, den verborgenen Sinn hinter dem oft
rätselhaften ersten Eindruck zu erkennen. Das Substantiv emblema
(griechisch ἔμβλημα) stand im Lateinischen und im Altgriechischen
für verschiedene an- oder eingesetzte Teile, d. h. Mosaike und
Intarsien, Metallverzierungen, später aber im übertragenen Sinn auch
für entlehnte und an anderer Stelle eingefügte Bild- oder
Textelemente. Embleme vermittelten in attraktiver,
graphisch-literarischer Form Verhaltensnormen und Lebensweisheiten.
Durch ihre weite Verbreitung hatten sie Auswirkungen auf viele
Bereiche der europäischen Kultur. Als Blütezeit der Embleme gelten
das 16. und 17. Jahrhundert.
Die Embleme der »Emblemata secularia mira et jucunda),
des Stammbuches von Theodor de Bry bestehen aber auf der Seite, auf der sie zwischen
Leerseiten für handschriftliche Eintragungen im Stamm- und Wappenbuch
eingefügt sind, nur aus dem Bild (Pictura) und einer unter diesem
angebrachten lateinischen Inschrift. Da eigentliche Lemma und die
Unterschrift (Subscriptio), in der Regel ein lateinisches
Distichon, ist
an anderer Stelle des Buches in einer Auflistung zu finden. Dieses
wird hier nicht wiedergegeben. Dort findet sich auch eine
deutschsprachige Erklärung der Darstellung, die wohl auch als
Subscriptio verstanden werden kann.
Für sich allein auf
einer Seite präsentiert können die Embleme oft als eine Art Rätsel betrachtet werden
und zu unterschiedlichen Eintragungen anregen, die ins Stammbuch
geschrieben werden können. Im Idealfall regt das Motto (Lemma, Inscriptio) "zur Suche nach einem Zweitsinn an, der in der
Subscriptio erläutert wird." (Küppers
2004, S.140)
IX.
AURI SACRA FAMES
(Der Hunger nach Geld)
AURUM OMNES VICTA IAM PIETATE COLUNT
(Die Gier nach Geld bestimmt alles Denken und Tun.)
"Allein das Gelt / Regiert
die Welt.
SJe heissen auch gleich wie sie wollen/
Welche d' recht Lehr verfechten sollen/
Die kommen nie baß vberein/
Als wo sie bey der Geldtkist seyn.
Abr hierdurch wird Gottsfurcht veracht/
Glaub/ Lieb/ Hoffnung hinweg gejagt/
Vnd bleibt nichts denn der blosse Schein/
Jn der Welt allenthalb gemein.“
(Deutsche Erklärung, Subscriptio)
docx-Download -
pdf-Download
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.01.2022