Im Dezember 1766 wird Friedrich Schillers Vater auf eigenen Wunsch in die
Residenz- und
Garnisonsstadt Ludwigsburg
versetzt. Die Familie zieht
infolgedessen in die ca. 5.000 Einwohner große Stadt um, deren öffentliches
Leben vom Hof des
Herzogs Carl Eugen und seinem
Heer bestimmt ist.
Für die Familie bedeutet der Wechsel "von der idyllischen
Weltabgeschiedenheit" ▪ Lorchs (Safranski 2004.,
S.26) mitten hinein in das städtische Treiben der Residenzstadt, mehr als
nur einen weiteren Umzug.
Der Vater,
Johann Caspar Schiller, hofft
hier in der Nähe des Hofes
endlich wieder für seine Dienste vom
Herzog regelmäßig bezahlt zu werden und bekommt als Kompaniechef
im Range eines Hauptmanns neue Aufgaben. Zugleich bietet sich ihm auch ein
gesellschaftliches Umfeld, mit dem sich der soziale Aufsteiger sicherlich
besser identifizieren kann, als mit der bäuerlich geprägten Gesellschaft der
kleinen Landgemeinde in der Nähe von Schwäbisch-Gmünd. Das "schwäbische
Potsdam" wartet doch mit einigen Vergünstigungen auf, die der Herzog seinen
Offizieren gewährt, wenngleich die Standesunterschiede zwischen adeligen und
nichtadeligen Offizieren weiterhin betont und auch gelebt werden.
Seine
Ehefrau
Dorothea zieht mit den Kindern ganz selbstverständlich mit und
führt in Ludwigsburg wie zuvor auch den Haushalt. Sie umsorgt jetzt drei Kinder, nachdem Luise Dorothea
Katharina im Januar 1766 (23.1.) in Lorch dazugekommen ist.
Dem
siebenjährigen Friedrich und seiner zwei Jahre älteren Schwester Christophine dürfte der Wegzug von Lorch schwerer gefallen sein. Wenn man
das Paradies nicht religiös auffasst, "sondern als einen geliebten Ort, wo
Landschaft und Menschwerk harmonisch ineinander gehen, wo Schmerzen, Kummer,
Krankheit, Traurigkeit immer wieder aufgelöst werden im Schimmer der
Schönheit ringsum, die sich im Gang der Jahreszeiten wandelt; dazu guter
Boden, klares Wasser und reine Luft. Bedenkt man ferner die Geborgenheit des
Kindes, von dem wir sprechen, so war der Wegzug von Lorch wie die
Vertreibung aus einem Paradies; vielleicht aus dem einzigen, in dem
Friedrich Schiller für längere Zeit gelebt hat." (Lahnstein
1981, S. 27)
Sieht man von dieser persönlichen Sichtweise
ab, bringt der Umzug nach Ludwigsburg einen "jähe(n) Wechsel von der Natur in die Kultur" (Safranski 2004.,
S.26). Ohne den Umzug überzubewerten - Kinder können dies wohl leichter
wegstecken, als man glaubt - ist der erneute Verlust von Freunden und von
Heimat, was die beiden Kinder Friedrich und Christophine ja schon in der
Zeit vor Lorch kennen lernen, eine psychische Belastung, die erst
verarbeitet werden will.
In Ludwigsburg ziehen die Schillers Anfang des Jahres 1767 in ein neu
errichtetes Haus, das dem
Hofbuchdrucker Christoph Friedrich Cotta d. Älteren gehört. Von hier aus
geht Friedrich Schiller auf die Lateinschule (▪
Bildung
mit schwarzer Pädagogik: Lateinschule in Ludwigsburg)
Das ▪ Familienleben
in Ludwigsburg folgt dabei den schon seit Lorch bewährten
Mustern.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.02.2022