Die Schreibentwicklung ist nur zum Teil eine Frage des
Lebensalters
Die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten zum
Schreiben (Ontogenese) und dessen weitere Entwicklung ist nur
zum Teil vom Lebensalter abhängig, wenngleich manche Prozesse wie z.
B. der Schriftsprachenerwerb meistens in der Kindheit stattfinden
und dann in einem engen Zusammenhang mit der allgemeinen kognitiven
Entwicklung stehen.
Schreibentwicklungsforschung befasst sich aber nicht nur mit dem
ontogenetischen Aspekt des Schreibens, sondern auch damit, wie sich
das Schreiben im Rahmen eines aktuell stattfindenden
Schreibprozesses entwickelt (Aktualgenese).
(vgl. Feilke
2005, S.42)
Schreiben wird überwiegend in der Schule im
Unterricht gelernt. Daher ist die Entwicklung des Schreibens auch in
besonderer Weise mit der Art und Weise verbunden, wie es uns in
unterrichtlichen Unterweisungen beigebracht wird.
Dennoch geht man in den meisten Modellen zur
Schreibentwicklung davon aus, dass diese Entwicklung einer
allgemeinen Entwicklungslogik folgt, die sich theoretisch
beschreiben lässt. (vgl.
Becker-Mrotzek 2014, S. 61)
Der Entwicklungsverlauf in Altersstufen
Der Verlauf der Schreibentwicklung kann in drei
Phasen eingeteilt werden, die in einer bestimmten Altersspanne
durchlaufen werden. Da die individuelle Schreibentwicklung im
Einzelfall von diesen Altersangaben abweichen können, stellen die
Altersangaben "lediglich grobe Anhaltspunkte dar." (Becker-Mrotzek
2014, S. 61)
Startphase
Erste Schreibversuche
(5-7 Jahre) |
Verschriften und Vertexten als
Entwicklungsaufgabe sprachliche Handlung soll ohne die
Anwesenheit oder in Unkenntnis eines möglichen Adressaten
erfolgen
from conversation to composition (Bereiter/Scardamalia,
1987, S. 60ff.) |
Probleme: Orthographie und
Graphomotorik |
Ausbauphase I
Orientierung am Erlebten
(7-10 Jahre) |
|
|
Ausbauphase II
Orientierung an der Sache und am Leser
(10-14 Jahre) |
|
|
Ausbauphase III
Literale Orientierung
(ab Adoleszenz) |
|
|
Es gibt moderne Konzepte zum Thema Schreiben
Wissenschaftliche Ansätze in der Schreibforschung zeigen im Gegensatz
zu den Alltagshypothesen auf, dass die Schreibentwicklung einen
komplexen Prozess darstellt, der in Teilprozessen erfasst und
beschrieben werden kann.
Wichtige Anstöße neben anderen geben dazu die
schreibtheoretisch fundierten Konzepte von Carl
Bereiter (1980)
, Michael Becker-Mrotzek (1997) und Helmuth
Feilke (1996,
1996b), die jeder für sich jedoch unterschiedliche Schwerpunkte und
Akzente setzen. (vgl.
Baurmann
2002/2008, S.26f.)
Kompetenzorientierung verlangt neue
schreibdidaktische Konzepte
Die maßgeblichen Konzepte zur Schreibentwicklung, von
denen Baurmann
(2002/2008, S.27) ausdrücklich sagt, dass sie sich "weder
fundamental widersprechen noch beziehungslos nebeneinander stehen,
sondern jeweils als Fortentwicklungen bereits erarbeiteter Versuche
aufeinander bezogen werden können", haben in die schulischen und
curricularen Konzepte des
kompetenzorientierten Deutschunterrichts in unterschiedlicher
Art und Weise Eingang gefunden.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
22.02.2023
|